ROCK HARD FESTIVAL Tag 1

Gelsenkirchen, Amphitheater, 25.05.2012

Tag 1: Death Fist / Jex Thoth / Ram / Krisiun / Kvelertak / Turbonegro

ROCK HARD deathfist LIVE 2012Mit Thrash begann das Rock Hard Festival 2012. Death Fist, die Band mit der kürzesten Anreise zum Amphitheater Gelsenkirchen, durfte nach einem kurzen Soundcheck starten, und für eine erste Band war der Sound schon schön breit und fett. Bei hitzigen Temperaturen von knapp unter dreissig Grad Celsius war der schattige Bereich unter dem Segel vor der Bühne gut gefüllt, schliesslich waren die meisten Banger schon am Vortag angereist, und nach der Nacht im Partyzelt bei DJ Krugi offensichtlich schon wieder fit. Shouterin Corinna Becker „Der nächste Song heisst genau wie wir: Dässsfissst“ Gitarrist Markus Wichmann, der Kerry King Lookalike mit seiner blutigen Flying V, riffte auch permanent slayermässig ab, auch bei der sogenannten Ballade „Ruins“. Zum Schluss wurde "Fallen Saint" gebracht, eine hervorragende Coverversion des wohl geilsten Tracks von Exumer. Mit dem Bekanntheitsgrad der Wuppertaler wächst auch ihre grossartige Bühnenpräsenz kontinuierlich; besser konnte der Auftakt nicht erfolgen. (Joxe Schaefer).

 

ROCK HARD jex thoth LIVE 2012Weiter im Programm ging es mit dem doomigen San Francisco Fünfer Jex Thoth. Die namensgebende Sängerin betrat mit einem beigen Glitzerumhang die Bühne, der dann aber zum dritten Song wirbelnd abgelegt wurde. Sonst ziemlich black gekleidet, in hohen Stiefeln und immer mit Haaren im Gesicht, wurden vornehmlich langsame Bewegungen mit und ohne Mikroständer vorgenommen, die ein Dr. Psych mit lateinischen Namen betiteln könnte. Recht spärlich toniert, und much too basslastig bekam die musikalische Reise erstmalig bei „Separated At Birth“ zu amtlichem Applaus, wenn auch insgesamt die beiden Gitarren zu leise rüberkamen. Ein kurzweiliger Auftritt, nicht für die Fotografen vor der Bühne. (Joxe Schaefer).

 

ROCK HARD ram LIVE 2012Ram dagegen kamen gut mit Tempo, reinmetallischem Twinguitargepose und komplett in Schwarzklamotten plus Nieten. Vom 2009er Album „Lichtbringer“, das Götz Kühnemund nach eigener Aussage damals mit zu wenig Punkten versah,  wurde „Prelude To Death“ gebracht, welcher der Band gereckte Arme bis zu den Rängen einbrachte. Die Schweden geniessen inzwischen nicht nur mehr in Insiderkreisen grossen Zuspruch, dass die Lyrics in der Bridge von “Sudden Impact” „You Can Run But You Can’t Hide” inzwischen jeder Metaller mitsingen kann. Vom aktuellen Album „Death“ wurde „Under The Scythe“ gespielt, was die Audienz diesmal mit Pommesgabeln quittierte, ebenso den Bandklassiker „Machine Invaders“. Viele Posen von Rob Halford hat Sänger Oscar Carlquist übernommen, die der Performance noch einen Touch mehr Metal verleiht. Ram bringen eher bodenständigen Heavy Metal, als so die Stadionsongs. Obwohl den Schweden eine schweisstreibende Clubshow immer besser zu Gesicht steht, konnten sie sich hier auf dem Festival bei grellem Tageslicht wacker schlagen, nicht zuletzt Dank ihrer Fans. (Joxe Schaefer).

 

ROCK HARD krisiun LIVE 2012Als gute, alte Freunde stellte Götz die Band mit der weitesten Anreise vor. Denn Krisiun stammen aus Brasilien, und sie rücken kontinuierlich immer näher an den Thron von ihren Landleuten von Sepultura. Und das, obwohl Sänger und Bassist Alex Carmargo bei strahlendem Sonnenschein seine komplett in schwarz gekleideten Krisiun immer noch als Undergroundband sieht. Haben sie doch noch im März diesen Jahres im Turock zu Essen eine amtliche Clubshow hingelegt, setzten sie hier im Amphitheater ihren Siegeszug fort. Gitarrist Moyses Kolesne feuerte immer wieder seine messerscharfen Soli raus, während Alex sich nach jeden Stück gebührend beim Publikum bedankte, und das auch mal in deutscher Sprache ‚Danke Schön Deutschland’. Immer wieder recken sich viele Arme nach oben, und nach „Vengeances Revelation“ waren weitere Crowdsurfer auszumachen. Danach spielte Drummer Max Kolesne das erste Drumsolo des Tages, und das bei giftig-blauer Beleuchtung. Nicht zuletzt Dank sehr guter Publikumsreaktionen, beendeten die sympathischen Jungs aus Porto Alegre ihren Set, nach dem wiederum grosser Dank an das Rock Hard und allen Fans in Deutschland ausgesprochen wurde. (Joxe Schaefer).

 

ROCK HARD kvelertak LIVE 2012Sehr viele Festivalbesucher erwarteten mit Spannung den thrashigen Hau-Drauf-Gig von den Stavangern Kvelertak, und es sollte niemand enttäuscht werden. Sechs Mann enterten die Bühne und drehten komplett durch. Alle drei Äxte wurden über Türme von Orange-Amps gespielt, die allein schon durch ihre Kolorierung auffielen, und fast so farbig wirkten, wie die Tinte in der Haut vom shirtlosen Sänger Erlend. Die Norweger, deren Bandname übersetzt nicht unpassend ‚Würgegriff’ heisst, sorgten für reichlich Bewegung auf den Rängen. Ihre selbstbetitelte Platte kam schon aus einem Guss, und so wars auch bei diesem Gig, nur mit einer geladenen Portion Action dazu. Basser Marvin konnte nicht davon ablassen, auf die höchste Box zu klettern, während Erlend immer wieder das Bad an der Menge auf vorderster Absperrung suchte. Insgesamt ein deftiges Gewirbel im Slot des Co-Headliners, das uns da geboten wurde. (Joxe Schaefer).

 

ROCK HARD turbonegro LIVE 2012Turbonegro, welch seltener Headliner in unseren Breitengraden. Dafür wurden sie von einem dankbaren Publikum empfangen. Die „Turbojugend“ zeichnet sich durch Jeans-Kutten aus, die das Emblem der Band als Aufnäher hintendrauf tragen samt Herkunftsort, wie bei einer Bikergang oder auch der Kiss-Army, sowie der Black Label Society. Illustre Orte wie „City Of Satan“, „Theremouth“ und „Kellerbar“ werden neben Bottrop, Köln und Duisburg genannt. Die Norweger mit ihrem „neuen“, britischen Fronter, Tony Sylvester, sollten den ersten Abend des Festivals 2012 beschließen, und das taten sie mit einem Knall und dem bandeigenem Outfit. Die musikalischen Einflüsse der Formation aus Oslo sind immens, aber es richtet sich letztlich zum Death-Punk aus. Eigentlich ist die Band dafür bekannt mit etlichen verbotenen Dingen oder verschiedenen Aufheizern zu kokettieren. So wollen die Bandmitglieder angeblich schwul sein, ein mancher brennt eine Feuerwerksrakete im Anus ab oder man kommt mit Nazi-Outfits auf die Bühne. Alles nur Show und diesmal blieb beim Auftritt alles ruhig und in der Kiste. Die Musik war das Thema. Und davon gab es reichlich. Achtzehn Songs (Zugabe inklusive) wurden gespielt und von der Menge lauthals unterstützt. Die Singles „All My Friends Are Dead“, „Get It On“ und „Denim Demon“, sowie “Do You Do You Dig Destruction” und “I Got Erection”. Bei allen Bands wünscht man sich live alte Songs, was bei Turbonegro gar kein Problem ist, denn seit 2008 gibt es keine neuen Aufnahmen. Tony war zwar etwas sparsam mit Abwechslung in der Stimme, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Die Audienz zeigte sich zufrieden. (Steve Burdelak).

 

Reviews zu Tag 2 und Tag 3 siehe Index in "Live Reviews"



Autor: Joxe Schaefer, Steve Burdelak - Pics: Susanne Soer, Daniel Horlbogen, Joxe Schaefer