AXEL RUDI PELL - Wenn wir auf Tour sind, sind wir eine Band!


Axel Rudi Pell-Interview ohne Axel? Kann das überhaupt funktionieren? Kennt man die anderen aus der Band überhaupt? Bei näherem Hinsehen müssen beide Fragen mit „Ja!“ beantwortet werden! Wenn man sich die derzeitige Besetzung des Bochumer Gitarren-Hexers ansieht, dann fällt auf, dass Bassist Volker Krawczak ebenfalls Gründungsmitglied seit 1989 ist! Sänger Johnny Gioely und Keyboarder Ferdy Doernberg feiern dieses Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum in der Band. Der einzige „Neue“ ist niemand Geringeres als Schlagzeuger Bobby Rondinelli. Dieser ist jetzt auch schon fünf Jahre dabei und hat drei Alben mit der Band aufgenommen, war früher aber im Dienste von Rainbow, Black Sabbath, Quiet Riot und einigen anderen. Für mich als Schlagzeuger war es natürlich eine Ehre, ihn zu treffen. Sein Interview gibt es aber separat. Bassist Volker Krawczak erwies sich als lässiger und lustiger Zeitgenosse, nahm sich die Zeit und beantworte alle Fragen zwar kurz und bündig, aber immer freundlich.

logoDaniel: Hi Volker! Schön, dass Du Dir die Zeit für ein Interview nimmst! Man geht ja bei einem Axel Rudi Pell-Interview erstmal davon aus, dass der Meister selbst zu Wort kommt. Wie kommt es denn, dass Axel vor Konzerten keine Interviews gibt? Hat er sich Dir gegenüber mal dazu geäußert?

Volker: Nein, das weiß ich eigentlich nicht. Er braucht vielleicht ein bisschen mehr Zeit, um sich vorzubereiten oder so.

Daniel: Ich bin fälschlicherweise immer davon ausgegangen, dass Gitarristen wie Axel Exzentriker sind, die ständig Leute austauschen. Tatsächlich ist das aber gar nicht der Fall!

Volker: Nein, überhaupt nicht!

Daniel: Du bist ebenfalls Original-Mitglied (seit 1989!) und hast vorher sogar schon mit ihm auf den ersten beiden Steeler-Alben „Steeler“ (1984) und „Rulin´ The Earth“ (1985) gespielt.

Volker: Ja, ich habe mit ihm Steeler gegründet. Ja, wir haben gerade festgestellt, dass wir in zehn Jahren goldene Hochzeit haben, haha, also, dass wir jetzt seit vierzig Jahren zusammen Musik machen!

Daniel: Warum warst Du bei den letzten beiden Steeler-Alben „Strike Back“ (1986) und „Undercover Animal“ (1988) eigentlich nicht mehr dabei?

Volker: Das war eine Entscheidung des Managements.

Daniel: Warst Du sehr überrascht, dass Axel Dich 1989 gefragt hat, obwohl Du ja nicht mehr bei Steeler warst? Seid Ihr dennoch immer in Kontakt geblieben?

Volker: Nein, wir hatten dann keinen Kontakt mehr. Ich war dann doch überrascht. Wir haben uns ausgesprochen, über die Differenzen, die es da gab. Und dann habe ich gerne mitgespielt auf der ersten Platte. Bis heute! Damals war ich mit zwei Kollegen unterwegs. Da hatte ich ein Stück gespielt. Und dann hat Axel mit seinem Produzenten entschieden, dass das unpraktisch ist, vor allem, wenn man mal auf Tour gehen will. Dann haben sie einen der drei ausgewählt, und das war ich.

Daniel: Wo siehst Du persönlich eigentlich die Unterschiede zwischen Steeler und Axel Rudi Pell musikalisch? Schließlich war Axel ja schon damals der Songwriter und hat eine eigene Handschrift, die man immer wieder erkennt.

Volker: Ja klar! Das war eine ganz andere Zeit. Also ich sehe da große Unterschiede; ja klar! Die Sache mit Axel Rudi Pell ist weitaus professioneller. Wenn Du die Liste durchgehest, zum Beispiel mit welchen Drummern und Sängern ich die Ehre habe, ist das etwas anderes. Es war halt der Beginn in den Achtzigern und eine schöne Zeit, aber es war ein anderes Level.

axel rudi pellDaniel: Sänger Johnny Gioeli und Keyboarder Ferdy Doernberg sind aber auch schon exakt zwanzig Jahre dabei (seit 1998). Handelt es sich – trotz des Namens – bei Axel Rudi Pell um eine richtige Band und nicht nur um ein Soloprojekt?

Volker: Wenn wir auf Tour sind, sind wir eine Band! Das ist ganz klar, aber es ist weiterhin ein Soloprojekt. Es steht Axel Rudi Pell drauf. Axel schreibt alle Songs.

Daniel: Das wäre meine nächste Frage gewesen. Inwieweit sind die anderen Musiker ebenfalls am Songwriting beteiligt?

Volker: Ja gut, wir gehen ins Studio, und Axel hat feste Vorstellungen, was er haben will, was ich sehr bewundere. Er hat alles im Kopf. Aber man durchaus schon mal Vorschläge machen. Oder wenn ich sage, „Ich höre den Song jetzt zum ersten Mal, und ich würde den Bass-Lauf lieber so oder so spielen“, dann sagt er halt entweder, „Ja, das ist gar nicht schlecht, oder, „Nein, mach das lieber so wie ich will“.

Daniel: Sänger Johnny und Schlagzeuger Bobby Rondinelli sind Amerikaner. Wie probt Ihr? Probt Ihr überhaupt? Oder schickt Ihr Euch nur Dateien über das Internet hin und her? Wie funktioniert das bei Euch? Ihr seid ja doch immer stramm im Rhythmus: Album – Tour – Album.

Volker: Im Studio bleibt Johnny in Amerika. Da schicken wir uns Dateien hin und her. Und der Bobby kommt nach Deutschland für die Aufnahmen. Zur Probe: Der Axel gibt uns das Programm, das er spielen möchte, und dann haben wir drei-vier Tage vor Show-Start haben wir Proben. Da machen wir dann die ganzen Feinheiten.

Daniel: Wie seid Ihr überhaupt 2013 mit Bobby Rondinelli in Kontakt gekommen? War es immer schon ein Traum von Axel, mit einem Ex-Rainbow-Schlagzeuger zusammen zu arbeiten? Und wie wurde es schließlich spruchreif? Er hat ja immerhin auch schon drei Alben für Euch eingetrommelt?

Volker: Ja, es war damals die Entscheidung von Mike Terrana, seine Wege zu gehen und andre Projekte zu machen. Ich hatte erst ein bisschen Angst und dachte, „Was kann jetzt nach Mike Terrana kommen?“. Dann zauberte Axel Bobby Rondinelli aus dem Hut. Das ist natürlich ein absoluter Traum für jeden Bassisten!

Daniel: Ich weiß, dass Axel ein Riesen-Fan von Ritchie Blackmore ist; egal ob Deep Purple, Rainbow oder sogar Blackmore´s Night. Ich habe ihn auch mal bei einer Michael Schenker-Show in der Zeche getroffen. Welche Bands haben Euch noch beeinflusst? Schließlich pendelt Ihr ja immer wieder zwischen klassischem Hard und Teutonen Power Metal hin und her.

Volker: Ich persönlich habe auch ganz andere Lieblings-Bands. Für Axel sind das schon die meisten Einflüsse, Deep Purple und Rainbow; klar!

Daniel: Sind die Coversongs auf „Diamonds Unlocked“ stellvertretend für Eure Einflüsse? Oder waren da auch Experimente bei, die Euch als Musiker angespornt haben?

Volker:Das war auch wieder eine Auswahl von Axel. Da sind wir wieder beim Thema Soloprojekt.Axel hat Lieblings-Songs aus allen Richtungen ausgewählt. Wir haben da auch Songs von U2 oder Michael Bolton gespielt. Und ich finde, auch wenn es nicht so populär ist, es ist immer noch ein grandioses Album!Ich liebe dieses Album! Es klingt wie eigene Lieder.

axel rudi pellDaniel: Gibt es eigentlich einen Grund dafür, warum Ihr am Anfang Power Metal-lastiger wart und später rockiger und epische geworden seid?

Volker: Na ja, es kommt natürlich auch immer darauf an, wen man in der Band hat. Axel schreibt die Songs, und wir bekommen im Studio im Prinzip Rohmaterial. Es entsteht alles in seinem Kopf. Und es ist natürlich auch auf den Sänger geschrieben.

Daniel: Ich finde Eure Cover-Artworks auch immer geil. Wer ist der Künstler? Wie seid Ihr mit ihm in Kontakt gekommen? Und wie wichtig ist Euch ein Album als Gesamtwerk,  dass sowohl Musik als auch Artwork immer stimmig sind?

Volker: Nächste Frage, haha! Der Axel hat einen Designer. Ich weiß nicht. Kommt der nicht sogar aus Brasilien? Axel hat seinen Titel und seine Vorstellungen, und dann gibt es das an seinen Designer weiter. Da hat keiner von den anderen in irgendeiner Form Einfluss oder Kenntnis.  Er zeigt uns das auch immer erst kurz vorher, weil er Angst hat, dass das dann schon bei Facebook losgeht und so. Aber das ist einzig und allein Axels Ding.

Daniel: Ihr habt von Anfang an immer regelmäßig Alben veröffentlicht. Man musste seit 1989 nie länger als zwei Jahre warten. Wie schafft Ihr es, dieses immense Pensum auch heute immer noch aufrecht zu erhalten?

Volker: Ja, Axel ist da auch immer an der Arbeit. Ist die Tour vorbei, setzt er sich hin und sammelt neue Song-Ideen.

Ich mag tatsächlich alle Eure Alben, was bei dieser Masse schon beeindruckend ist. Da war keine einzige schlechte Platte bei, die mal etwas zu soft war, oder die zu modern produziert war, wo mir das getriggerte Schlagzeug auf den Sack ging oder so…

Volker: Nein, das wirst Du bei Axel auch nie erleben, dass er mit anderen Sounds experimentiert oder moderner wird! Axel macht das, was er kann, und das macht er verdammt gut! Und die Leute interessiert es. Das beweist das immer wieder. Vielleicht werden andere zu modern. Bei uns gibt es die Gefahr nicht. 

Daniel: Gibt es ein Album, auf das Du besonders stolz bist oder das Du vielleicht auch überhaupt nicht mehr magst? Und wenn ja: Warum?

Volker: „Oceans Of Time“ ist schon ein echter Kracher! Das war das erste Album mit Johnny und Ferdy. Sehr wahrscheinlich wird Dir das jeder Musiker sagen, aber ich finde das neue Album „Knights Call“ außergewöhnlich gut. Die davor, „Game Of Sins“, war… na ja… nicht in meinen Top 10, haha! Ja, wir reden von Kleinigkeiten; mein persönlicher Geschmack. Aber ich finde diese echt außergewöhnlich gut. 

Daniel: Auch wenn ich die regulären Alben alle mag, muss ich Dir die Frage stellen, warum es fünf „The Ballads“-Compilations gibt. Sind die bei Fans besonders beliebt? Oder gibt es andere Gründe dafür?

Volker: Tja, das sind natürlich alles Fragen für den Axel, ne? Haha!

Daniel: Ja, aber er wollte ja auf Tour nicht sprechen…

Volker: Ja, stimmt, haha! Also ich mag Balladen! Ich höre auch gerne Bon Jovi. Und das holt vielleicht auch noch andere Leute in unsere Konzerthallen.

Daniel: Du bist jetzt 55…

Volker: Wer hat Dir das denn verraten? Haha!

axel rudi pell Daniel: …Axel 57, Ferdy und Johnny beide 50 und Bobby sogar 62. Was meinst Du, wie lange könnt Ihr dieses Album-Tour-Album-Pensum noch in dieser Form so durchziehen? Und was meinst Du, wie viele Alben noch so in Euch stecken?  

Volker: Du, so lange wir ohne Rollator in den Tourbus rein- und rauskommen, und die Leute zu unseren Shows kommen, warum nicht? Wir spielen jetzt heute die neunte Show, und das ist die sechste oder siebte, die ausverkauft ist. Außerdem halten wir uns ja fit!

Daniel: Alles klar, Volker! Dann gehört Dir das Schlusswort!

Volker: Ist doch alles gut so! Also, ich wüsste nicht, was ich noch als Schlusswort sagen sollte, außer, dass ich es liebe, mit Bobby Rondinelli zu spielen. Mike Terrana ist ein toller Drummer. Mike Terrana spielt aber für Mike Terrana, und Bobby Rondinelli spielt für die Band. Jörg Michael war in den Anfängen dabei. Wir haben uns auch immer gut verstanden. Das war auch okay. Aber ich will über keinen Drummer etwas Böses sagen! Ich war immer sehr stolz darauf, mit welchen Musikern ich zusammen gespielt habe. Aber von der Drummern her, würde ich mir einen bauen können, dann wäre es Bobby!

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Autor: Daniel Müller