RHAPSODY, BEAST IN BLACK, SCARLET AURA

Bochum, Zeche, 01.03.2018

"Legendary Tales" erschien 1997 und markierte den Anfang der insgesamt fünf Konzeptalben umfassenden Emerald-Sword-Saga, die 2002 mit der Scheibe "Power Of The Dragonflame" abschloss. Mit der Musik begründeten Rhapsody ihren eigenen Stil, der gemeinhin als "Symphonic Epic Hollywood Metal" bekannt wurde. Textlich geht es um Fantasygeschichten, die allesamt von Luca Turilli geschrieben wurden. 2011 erfolgt dann der Splitt und die Neuorganisation und man nannte sich nun Luca Turilli´s Rhapsody beziehungsweise Rhapsody Of Fire. 2017 entschied man sich für die "20th Anniversary Farewell Tour" zu reunieren und nach dem riesigen Erfolg in Lateinamerika ging es Mitte Februar 2018 für insgesamt 23 Shows zurück nach Europa. Nach dem Start in Italien, Stippvisiten in England und den Niederlanden meldet am 1 . März 2018 die Zeche in Bochum eine sehr gut gefüllte Location mit ziemlich aufgeregten Fans. Zur Unterstützung haben die Symphonic Metaller um den legendären Gitarristen Luca Turilli und Shouter Fabio Leone die rumänischen Scarlet Aura und die Finnen von Beast in Black dabei.

 

Scarlet Aura - live - 2018Aus der rumänischen Hauptstadt Bukarest stammen Scarlet Aura um die namensgebende Sängerin und Frontfrau Aura Danciuslescu. Dem auffälligen Engel mit langem blonden Haar, gedresst in Ledermieder, hohen Stiefeln und qietschroter Stretch, der auch sein gerne tanzt und auch mal seine Mähne im Kreis schwingt, hat man drei allerdings eher inaktive Musiker zur Seite gestellt. Links ist der kaum wahrnehmbare Drummer positioniert. Gitarrist und Bassist halten sich mittig, manchmal auch rechts auf. Allerdings mögen die wenigen Aktionen der Langhalsschwinger auch der Enge der Bühne geschuldet sein. Man will sich ja schließlich nicht über den Haufen rennen. Geboten wird eher durchschnittliche Hausmannskost der Sorte melodischer und eingängiger Hardrock, natürlich mit einer catchigen Powerballade. Die Songs heißen "Immortal In Your Eyes", "The Beast Within Me", "My Own Nightmare", das besagte "You´re Not Alone", "Colour Blind" und mit "Zombie" ein Cover von den Cranberries. Nach einer halben Stunde ist dann auch Schluss.

 

 

 

Beast in Black - live - 2018Mächtig gespannt bin ich auf Beast In Black, zu welcher der ehemaligen U.D.O. / DIRKSCHNEIDER - Saitenhexer Kasperi Heikinnen abwanderte. Die Gruppe wurde 2015 vom Gitarristen Anton Kabanen nach seinem Abgang bei Battle Beast gegründet und kam im November 2017 mit ihrer ersten Longrille "Berserker" um die Ecke. Nach den ersten Songs, die da titeln "Beast In Black", "Blood Of A Lion", "The Fifth Angel" und "Eternal Fire" bleibt da nur zu konstatieren: Eine Offenbarung ist der Fünfer bei weitem nicht. Abgesehen vom Mikro, welches hier mit Yannis Papadopoulos männlich besetzt ist, gibt es hoch melodiösen Power Metal, gespickt mit vielen Tasten, der allerdings mächtig an die Ursprünge des Bandgründers erinnert. Beast In Black packen zu dem mainstreamigen Metal allerdings zusätzlich noch sehr poppige, elektronische Anteile, nach dem Motto, Battle Beast trifft Peter Tägtgren´s Pain. Das Material wird natürlich mächtig abgefeiert und mit viel "hehehe" und Klatschen aufgenommen. Dennoch, trotz der durchaus groovigen und knackigen Anteile, gehört der Stoff eher zur Sorte metallischer Kitsch. Dazu passend die Augenmasken bei den drei Axtträgern beim Song "Crazy, Mad, Insane" mit den entsprechenden, neonfarbenden Hieroglyphen auf den Gläsern, die eher an eine Aufmachung für eine Großraumdisko erinnern. Nochmal ganz viel Melodie bei "Blind And Frozen" und als Rausschmiss gibt es "End Of The World", womit nach einer dreiviertel Stunde der Vorhang fällt.

 

Rhapsody- Live-2018-2Bei den reunierten Rhapsody handelt es sich einerseits um die Gründungsmitglieder von Luca Turilli´s Rhapsody mit Luca Turilli (Gitarre), Dominique Leurquin (Gitarre) und Patrice Guers (Bass). An Stelle von Alex Landenburg in der aktuellen Besetzung nimmt dazu Alex Holzwarth seinen Platz an der Schießbude ein. Sänger ist Fabio Leone. Mit dem Opener "Dawn Of Victory", dem nachfolgenden "Wisdom Of the Kings" mit einem brillanten Sänger, dem knalligen "The Village Of Dwarves" und "Power Of The Dragonflame" wird von Anfang an ein Knaller nach dem anderen abgeliefert. Erstmalig in die Setlist wird "Beyond The Gates Of Infinity" vom Album "Enchanted Lands" aufgenommen". Nach "Kightrider Of Doom" und "Wings Of Destiny" widmet Fabio "Riding The Winds Of Eternity" Christopher Lee, dem Schauspieler zahlreicher Dracula-Filme und guten Freund. Er ist super begeistert in Deutschland spiele zu dürfen und präsentiert dann voller Stolz und mit viel Theatralik, die allerdings richtig gut ankommt, dann "Symphony Of Enchanted Lands". Während dessen zelebriert Luca, meist im Nebel und so nur schemenhaft zu erkennen, ein Solo nach dem anderen, die Klampfe ziemlich hoch gebunden, so dass er dabei allerlei Drehungen und Verrenkungen absolvieren kann. Dem Publikum etwas zugewandter und nicht weniger aktiv gibt sich Dominique an der zweiten Gitarre und dass der Basser Patrice Guers die totale Rampensau abgibt, dürfte nicht erst seit dem heutigen Gig bekannt sein. Nach einem coolen Drum-Solo von Alex, natürlich mächtig angefeuert, kommt mit "Land Of Immortals" der nächste Klassiker. Rhapsody- Live-2018-3Nach "The Wizard´s Last Rhymes" richten sich die Spots dann einzig auf Patrice, der auf seinen vier Saiten einfach unglaubliches raus holt. Fabio rühmt derweilen die Zeche, erwähnt Axel Rudi Pell, die nächsten Worte sind im Jubel kaum zu verstehen und bringt dann mit "Time To Say Goodbye" ein Cover von Andrea Bocelli, natürlich mit entsprechend baritoner Stimmlage. Mit "Holy Thunderforce" verabschieden sich die fünf Musiker erstmalig. Da fehlt doch noch was, oder? Richtig. "Rain Of A Thousand Flames" zum Beispiel. Etas italienisches folgt dann mit "Lamento Eroico" auf den Fuße und zum Schluss, natürlich "Emerald Sword", ...and the legends ends. 

 

Rhapsody- Live-2018-4Rhapsody liefern bei totaler Spielfreude und richtig gutem Sound mal wieder feinsten symphonischen Power Metal der Spitzenklasse ab und sind und bleiben einfach ein Knaller. Scarlet Aura und Beast In Black sind als Anheizer gut. Ansonsten gibt es bei Scarlet Aura verzichtbaren Rock / Hardrock von der Stange mit einer hübschen Blondine und im Falle von Beast In Black ziemlich poppigen Power Disco Metal mit quietschenden und wohl eher für das ganze junge Publikum angereicherten Elektronikteilen.

 

  

 



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey