GRETA VAN FLEET, SHEAFS

Köln, Bürgerhaus Stollwerck, 22.03.2018

Wie sollte man seinen Geburtstag besser begehen als mit einem guten Konzert? Also finden wir uns im Stollwerck ein, um die Neueinsteiger mit dem merkwürdigen Bandnamen aus Michigan einmal live zu sehen. Das Konzert war ursprünglich für das deutlich kleinere Luxor geplant, jedoch in Windeseile ausverkauft, und so entschied man sich für die Verlegung in die etwa 650 Leute fassende Halle. Natürlich auch hier binnen kürzester Zeit ausverkauft. Meine kurze Recherche auf Youtube lässt mich heute Abend jedenfalls großes Erwarten. Alleine das illustre Publikum, bestehend aus einem großen Teil Altfreaks, aber auch viele junge Mädels, die sich entsprechend Retro zurecht gemacht haben, lassen ein wenig Hippie-Spirit durch die ehrwürdige, ehemalige Schokoladen-Produktionsstätte wabern.

Sheafs - live - 2018Die Aufgabe des Anheizers übernimmt eine junge Band aus Sheffield namens Sheafs, und die rocken auch gleich mächtig los. Der Fünfer, der sich erst 2015 gründete und alles selber in die Hand nimmt, ist von der ersten Note an überzeugend und kommt extrem authentisch rüber. Nichts wirkt aufgesetzt oder abgekupfert, was ja heutzutage gar nicht mal so einfach ist. Stacheliger Indie Rock, der mit unglaublicher Energie nach vorne gebracht wird und die Reihen vor der Bühne fesselt. Nicht umsonst durften die Jungs bereits auf Festivals wie das Isle of Wight Festival, Reading Festival, Tramlines und Y Not Festival spielen und begeisterten dort tausende von Zuschauern. Das Stollwerck ist bereits am Toben, und um die Stimmung noch mehr zum Sieden zu bringen, unternimmt der Sänger Ausflüge ins Publikum. Dass ihm dabei fast sein Tambourin abhandenkommt und erst nach mehrmaliger Aufforderung wieder den Weg auf die Bühne findet, spricht für die Begeisterung des Publikums. Und auch die Band hat sichtlich Spaß daran. Zudem gibt es ja noch reichlich deutsches Bier; eine Komponente, die viele Musiker sehr zu schätzen wissen. Alles in Allem wirklich ein klasse Auftritt, der Lust auf mehr macht.

Setlist: Fickle, Mind Pollution, I Wanna Show You What I Mean, Sick Of The Sound, Queen of The Feeling, Feed The Animal, Shock Machine, This Is Not A Protest

Greta Van Fleet - live - 2018Nach etwas längerem Umbau, warum auch immer, kommt nun Greta Van Fleet auf die Bühne. Und ich muss sagen, ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Dieser kleine Kerl, der aussieht wie ein Frodo Look-A-Like, soll diese mächtige Stimme haben? Dazu seine beiden Brüder, links und rechts von ihm, mit Bass und Gitarre bewaffnet. Am Schlagzeug sitzt Legolas, allerdings mit dunklen Haaren. Doch schon nach den ersten Tönen klappt mir die Kinnlade nach unten, und ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Frodo singt wie der junge Robert Plant! Es ist einfach unglaublich! Nun verstehe ich den Hype um diese Truppe. Die Band spielt mit absoluter Perfektion. Jeder Ton sitzt präzise. Hätte man nicht die optische Präsenz vor sich, würde man denken, hier stehen ein paar alte Hasen auf der Bühne, die schon seit Jahren zusammen musizieren und nie etwas anderes gemacht haben. Vermutlich wird heute Abend aber auch das letzte Mal sein, diese Band in so kleinem Rahmen zu so einem günstigen Preis zu sehen. Ein kurzer Einwurf zu dem recht merkwürdigen Namen: Die Band wurde im Jahre 2012 von den Brüdern Joshua, Jacob und Samuel Kiszka gegründet, und eine Einwohnerin mit dem Namen Gretna van Fleet diente als Vorlage. Besagte Dame, ebenfalls Musikerin, erlaubte der Band dann, ihren Namen in leicht abgewandelter Form als Bandnamen zu benutzen. So weit so gut. Was sich aber jetzt hier vor meine Augen und Ohren abspielt, ist schier unfassbar. Leider durfte ich Led Zeppelin nie Live erleben, aber ich denke, das hier kommt verdammt nah an ein solches Erlebnis dran. Nein, sie covern keine Zeppelin-Nummern, sondern präsentieren bis auf ein Howlin‘ Wolf-Cover nur eigene Stücke. Classic Rock in Vollendung! Mir bleibt wirklich die Spucke weg. Immer wieder dieser krasse Gegensatz zu dieser Wall Of Sound, die von der Bühne drückt, und man sieht diese wirklich bubenhaften Musiker vor sich. Herrlich! Ich bin total begeistert, und die restlichen Zuschauer ebenfalls! Natürlich werden solche Künstler nicht ohne Zugabe entlassen, die sie auch gerne geben; sichtlich überwältigt von der frenetischen Masse vor der Bühne. Ein Abend, der sich mehr als gelohnt hat!

Setlist: Highway Tune, Edge Of Darkness, When The Cold Wind Blows, Talk On The Street, Flower Power, You're The One, Evil (Howlin’ Wolf-Cover), Mountain Of The Sun, Watching Over, Lover Leaver Taker Believer, Black Smoke Rising, Safari Song



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Andrea Breitenbach