OST+FRONT - ADRENALIN


Label:OUT OF LINE
Jahr:2018
Running Time:61:00
Kategorie: Neuerscheinung
 

Brachiale Musikgewalten ziehen aufwärts und liefern sich heftige Schlammschlachten im Kabinett der Kuriositäten. Auf sie mit Gebrüll und vorwärts stürmend. Sechs an der Zahl so unnahbar und undefinierbar stramme Gestalten, derer sind: Herrmann Ostfront (Gesang), Otto Schmalzmann (Gitarre), Eva Edelweiß (Tasten und Trommeln), Wilhelm Rotlauf (Bass), Siegfried Helm (Gitarre) und Fritz Knacker (Schlagzeug) aus Berlin. Um die Qual der Wahl zu erschweren, gibt es das neueste Studiowerk „Adrenalin“, in diversen Editionen und Auflagen. Einfach, doppelt, limitiert auf Vinyl, gebannt via CD, als digitaler Download oder Fan Box mit diversen Spielereien (Aufkleber und Flagge). Ach ja, vergessen habe ich noch, dass etwas handsigniertes dabei ist und eine Doppel Live CD. Wer soll da bitte noch durchblicken. Da muss jeder Freak selber wissen, was er sich gönnt. Also Stimulanzien sammeln und jeden Song einzeln zerfleddern, bevor es ans Eingemachte geht. Für Euch stelle ich die Doppel-CD vor und die hat es faustdick hinter den Ohren. Vorhang auf für die Freakshow und hereinspaziert zu “Adrenalin“, das ein wenig an Rammsteins „Benzin“ erinnert. Ob sich einer über den anderen lustig macht oder ihm das schwarze unter den Nägeln nicht gönnt, sei dahingestellt. Den Eindruck hinterlässt der folgende Track “Heavy Metal“. Blutrache gesät auf die Zeiten an denen OST+FRONT verarscht wurden und Neid und Missgunst aufkamen? Ein Grund mehr das gemeine Volk mit musikalischer Pein und sexistischen Texten zu quälen? Das ruft  definitiv die Kritiker auf den Plan. Ein gekonnter Schachzug! Karamba “Disco Bukakke“, ist nichts für zartbesaitete Ohren, denn hier wird es eindeutig zweideutig. Wer jetzt an Gruppenganbangschlachten denkt, darf sich wohlfühlen. Ich sage das mit einem Schmunzeln, weil es nicht jedermanns Sache ist, zu frivolen Dingen zu stehen. Deshalb rate ich an dieser Stelle insgeheim dem Text ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Weltmacht oh weh “U.S.A.“ im Stellungskrieg, der sehr nach Rammsteins “Amerika“ klingt. Kleine Einheit zum Gruseln die Partitionen mit “Puppenjunge“. Hiebe, Triebe und kein Verschnaufen, gilt in stetiger Einheit bisheriger Ambitionen, für eine andere Zeit der “Blattzeit“. Ohrenbluten garantiert, denn die Drums und schlagkräftigen Gitarreneinheiten reißen nicht ab. Auch nicht mit “Arm Und Reich“. Alles etwas zu einheitlich gehalten und ohne Abwechslung ist es schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Ganz pikante Fantasien und Spielereien  werden  im “Boesen Mädchen“ expliziter. Die kleinen fesselnden Einheiten im Gegensatz und der Bezug zu Einheiten einer riesigen Fetischwelt, werden immer dominanter. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert, Lästerzungen an die Wand geschoben. Topping auf bisherigen Reise ist “10 Jahre Ost+Front“, eine klassische Bandhymne. Ein paar elektronische Synthie-Einheiten verpassen “Edelweiss“ frischen Aufwind. Abwechslungsreiche Stimmfrequenzen von schmeichelnder Sanftheit bis zum raubeinigen Gesang, dröhnen durch die Boxen. Sie können es ja doch die sechs Berliner: eindrucksvolle Stimmung vermitteln wie auf dem letzten Album “Ultra“ von 2016. Gefühlte grenzenlose Freiheit angepriesener Härte mit „Hans Guck In Die Luft“. Es kräuselt sich die Haut, genannt „Du Gehst Unter Die Haut“, alias Gänsepelle. Finale für CD eins ist “Alte Liebe“ und die rostet bekanntlich nicht oder anders gesagt wer rastet, der rostet. Auf geht’s zur Scheibe zwei mit dem Eröffnungspart “Ich Will Alles“. Mit dem frisch angezogenen Tempo steigt der Pegel des Adrenalins. Blut geleckt und Lunte gerochen, steht “Bluthund“, keinen anderen Vorgänger in nichts nach. Trashig wird es und tough. Wie ein Raubtier in Ketten und nicht mehr zu retten, hoffnungslos verfallen dem “Rosenkavalier“. Ja ich will sie jetzt und gleich und wieder huscht es an mir vorbei, dieses verschmitze Lächeln, denn ihr habt wiedergegeben, was seid einiger Zeit verstaubt war…ein gutes Stück hörenswertes Leben Namens “Willenskraft“. Danke OST+Front für jeden einzelnen frivolen Gedanken. Es bleibt hoffentlich nicht unerfüllt, eines Tages den positiven Kopfkinogedanken durch eine eurer Liveshows zu versüßen. Lieber neuer oder alter Fan oder dazugewonnener Freak, lasst Euch sagen, die Welt ist spießig genug. Also macht Euch selber ein Ohr vom ungenierten Arrangement krasser Musikgewalten. Vereint mit voller Kraft voraus und anstoßend auf bisherige zehn Jahre OST+FRONT, die kein bisschen leiser geworden sind. Ansage an OST+FRONT: Ihr habt Gutes getan und werdet mit Sicherheit belohnt werden. Brave, gut erzogene Jungs sind niemals lieb, sondern immer böse.

Note: 7 von 10 Punkten
Autor: Britta Rönsch


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