AXEL RUDI PELL - KNIGHTS CALL
Label: | STEAMHAMMER / SPV |
Jahr: | 2018 |
Running Time: | 58:09 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Ich bin fälschlicherweise immer davon ausgegangen, dass Gitarren-Virtuosen wie Axel Rudi Pell Exzentriker sind und ständig Leute austauschen. Tatsächlich muss ich mich hier aber endlich mal eines Besseren belehren lassen! Neben dem Saitenhexer selbst ist nämlich auch Bassist Volker Krawczyk seit der Gründung seines Soloprojektes 1989 mit dabei, mit dem er sogar vorher schon bei Steeler gemeinsame Sache gemacht hat. Hardline-Sänger Johnny Gioeli und Keyboarder Ferdy Doernberg sind auch schon seit 1998, also genau zwanzig Jahre, dabei. Wer hätte das gedacht? Der Neuste ist Schlagzeuger Bobby Rondinelli, der nun aber im Dienste von Axel Rudi Pell auch schon seinen Hattrick, also das dritte Album in Folge, abliefert. Ich kenne ihn noch als Black Sabbath-Drummer aus meiner Jugend, als er 1993 auf dem völlig unterbewerteten „Cross Purposes“, damals noch mit Tony Martin als Sänger, die Trommelstöcke schwang. Und mit Bobby Rondinelli schließt sich hier auch der Kreis. Schließlich hat er auch die beiden Rainbow-Alben „Difficult To Cure“ (1981) und „Straight Between The Eyes“ (1982) eingespielt, und Axel Rudi Pell ist ja bekanntlich bekennender Ritchie Blackmore-Fan. Und das hört man hier auch ein weiteres Mal! Das mittelalterliche Intro „The Medieval Overture“ leitet den eigentlichen Opener „The Wild And The Young“ ein (übrigens kein QuietRiot-Cover, obwohl Bobby Rondinelli auch dort von 1991 bis 1993 trommelte!), der sich als hymnischer Rocker erweist. Auch „Wildest Dreams“ mit einem knackigen Riff und getragenen Keyboards im Hintergrund erinnern an Deep Purple und Rainbow. So richtig gut kenne ich von Axel Rudi Pell eigentlich nur das zweite Album „Nasty Reputation“ (1991) und „Eternal Prisoner“ (1992) noch von früher, die aber noch deutlicher in Richtung Power Metal gingen. Heute ist er deutlich relaxter, beweist viel Gefühl in seinen Soli, übertreibt es aber auch nie. Was ich faszinierend finde, ist, dass der Einfluss von Ritchie Blackmore in seinem Gitarrenspiel immer allgegenwärtig ist, dass Herr Pell ihn dabei aber nie nur billig kopiert. Da können sich die ganzen jungen Retro-Bands der heutigen Zeit mal eine Scheibe von abschneiden, die keinerlei eigene Identität mehr besitzen. Axel Rudi Pell verwertet allseits bekannte Strickmuster, aber dennoch klingen alle zehn Tracks seines nunmehr siebzehnten Albums frisch und unverbraucht, oldschool, aber nicht altbacken. Wenn man bedenkt, in welchem schmalen Rahmen er sich musikalisch bewegt, dann ist das schon mehr als beachtlich. Gut finde ich auch, dass der Meister selbst sich nicht in den Vordergrund spielt, wie dies zum Beispiel ein Yngwie J. Malmsteen tut. Der immer präsente Gesang steht gleichwertig daneben und ergänzt sich prächtig. Man hört, dass es sich bei Axel Rudi Pell um eine richtige Band handelt, der man das jahrelange Zusammenspiel auch anhört. Hier passt einfach alles zusammen. Was einer seiner Idole, Michael Schenker, mit seinem neuen Album „Resurrection“ nicht erreicht hat, schafft der Bochumer scheinbar mit Leichtigkeit: ein ehrliches, homogenes und in sich schlüssiges, gutklassiges Classic Rock-Album abzuliefern!
Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller