KREATOR - CAUSE FOR CONFLICT


Label:BMG / NOISE
Jahr:2018/1995
Running Time:56:36
Kategorie: Re-Release
 

Wenn man über die Besetzung von Kreator redet, dann eigentlich immer nur von Frontmann Mille Petrozza. Manchmal wird einfach vergessen, dass Schlagzeuger Ventor ebenfalls eigentlich immer dabei war. Eigentlich? Jawohl, denn bei genauerer Betrachtung hat er tatsächlich nur auf einem einzigen Album gefehlt, und zwar auf „Cause For Conflict“, auf dem der damalige Whiplash-Schlagzeuger Joe Cangelosi getrommelt hatte. Die Erstauflage erschien in einer grün-blauen Blechbox, genauso wie fast zeitgleich das „Alpha Omega“-Album der Gothic-Formation Project Pitchfork, das ebenfalls sehr experimentell ausgefallen war. Beide Fan-Lager sollen nicht selten aus Versehen die falsche CD mitgenommen haben. Genau wie der Vorgänger „Renewal“ beginnt auch „Cause For Conflict“ mit einem Midtempo Schlagzeug-Intro. Danach ziehen Kreator aber das Tempo schnell an. Erneut singt Mille tiefer, aber anders als noch auf „Renewal“. Wer das letzte Album nicht mochte, konnte bei „Cause For Conflict“ aber wieder aufatmen. Kreator hatten richtig Wut im Bauch und waren wieder verdammt schnell. Nicht selten wurden Vergleiche mit Slayer genannt, was nicht nur die schnellen, messerscharfen Riffs, sondern auch die wahnsinnig schnellen Dave Lombardo-mäßigen Tomläufe anging. Erst die cleanen Gitarren zu Beginn des vierten Tracks „Crisis Of Disorder“ sorgten für eine erste Verschnaufpause, auch wenn diese nicht lange vorhält. „Hate Inside Your Head“ und vor allem das nicht einmal zweiminütige, aber rasend schnelle „Bomb Threat“ lassen wieder Erinnerungen an Slayer aufkommen.

Die teilweise sperrigen Rhythmen bei den Slayer-mäßigen Songs erinnert an das ein Jahr zuvor erschienene Slayer-Album „Divine Intervention“, vor allem an dessen Opener „Killing Fields“. Mit dem schnellen, mit rasenden Toms beginnenden „Lost“ ist hier auch der einzige Track des Albums vertreten, der später mit dem zurückgekehrten Ventor am Schlagzeug noch live gespielt wurde. „Sculpture Of Regret“ beginnt mit Akustik-Gitarren und einer gesprochenen Passage, was mich etwas an Sepulturas „Under Siege (Regnum Irae)“ auf deren „Arise“-Album von 1991 erinnert. Melodisch gesungen und mit melancholischer Stimmung wird der Hörer mit „Isolation“ entlassen, welches in Wirklichkeit nicht elf Minuten dauert, sondern nach einer mehrminütigen Leerlaufzeit noch einen Hidden Track enthält, der aus Rückkopplungen, Katzenjammer und diversen anderen Geräuschkulissen besteht. Genau wie bei dem Re-Release von „Renewal“ gibt es hier drei Bonustracks, und zwar drei unveröffentlichte Songs, die Sammler wie ich tatsächlich schon auf CD haben: „Suicide In Swamps“ und „Limits Of Liberty“ waren auch auf der Compilation „Scenarios Of Violence“ aus dem Jahr 1996 vertreten und stammen ebenfalls aus der „Cause For Conflict“-Ära. Der letzte, anderthalbminütige Track „State Oppression“ der wieder mit schnellen Toms beginnt und punkig runtergerotzt wird, ist ein Raw Power-Cover und war als unveröffentlichter Song auf der Compilation „Voices Of Transgression – A 90´s Retrospective“ vertreten. Auch über dieses Album wird heute viel zu wenig geredet. Obwohl es das einzige Kreator-Album ohne Ventor war, war es für die experimentelle Phase der Band sehr geradlinig und brutal. Falls ihr „Cause For Conflict“ bislang also immer sträflich ignoriert habt, solltet ihr euch diese Neuauflage, die es als Digipack-CD und in transparent-blauem Vinyl gibt, endlich zulegen!

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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