CHRIS BAY - CHASING THE SUN


Label:STEAMHAMMER / SPV
Jahr:2018
Running Time:41:43
Kategorie: Neuerscheinung
 

Nach meinem Interview mit Chris Bay; im Zuge des Supports von Freedom Call; bei der Iced Earth-Tour im Januar dieses Jahrs; in der Zeche in Bochum, bei dem es einerseits um die weiteren Aktivitäten seiner Band aber natürlich auch um seine aktuellen Solopfade ging, habe ich nun das Vergnügen seine erste Scheibe nochmal richtig unter die Lupe zu nehmen. Zu ein paar Songs und der grundsätzlichen Marschrichtung hat mir der sympathische Nürnberger ja schon einiges erzählt. Aufgrund der Tatsache, dass er, nach eigenen Worten, so ein fleißiges Kerlchen ist, entstanden in der Vergangenheit viele Songs, die eben nicht zu Freedom Call passen. Diese Tracks wolle er nicht verbiegen und hätte aus jedem einzelnen Titel auch einen Power Metal-Song machen können, aber damit ginge ja die Vision verloren. Das Original sei ihm ganz heilig und die Songs viel zu schade, um sie auf der Festplatte oxidieren zu lassen. So hat er die Nummern im letzten Jahr nochmal komplett neu produziert und den einen oder anderen Beitrag auf den aktuellen Stand gebracht.

"Flying Hearts" könnte zu Beginn auch auf aktuelleren Alben von Freedom Call stehen. Angesprochen auf den Albumtitel "Chasing The Sun", verbindet Chris das Wort "Sonne", mit den Attributen "Wohlbefinden" und "Wärme", einfach den schönen Dinge im Leben und so kommt der Opener, ebenso wie das nachfolgende "Light My Fire", sehr melodisch, ja reichlich poppig rüber. "Move On" geht mit Klaviertasten rein und ist stimmlich etwas gothikmäßig angehaucht. Die Single "Radio Starlight", wurde bereits im Dezember 2017 veröffentlicht und steht stellvertretend für einen Musikanten, der einfach mal macht, was er will, ganz frei von irgendwelchen Trademarks. Bei "Silent Cry" vernimmt man anfangs eine weibliche Stimme, von einer Freundin des Protagonisten. Diesen Track hat er schon vor Jahren aufgenommen und findet, dass die Vocals, mit all ihrer Lieblichkeit da einfach super reinpassen. Bei "Hollywood Dancer" mit ein bisschen 60er-Jahre / 70er-Jahre Spirit, geht es um einen Movie-Star, der Erfolg hat und den jeder liebt. Chris interpretiert die Liebe hier auf eher sarkastische Weise, halt die typische Liebe eines Fans zu seinem Hero. Ufert diese Verrücktheit in einer Form aus, dass die jeweiligen Stars kaum noch einem privaten Dasein nachgehen können, ist dies für den Sänger sinnbildlich "the dark side of the sun". Nach dem lockeren "Keep Waiting", geht es in "Misty Rain" um sehr emotionale Dinge, nämlich um Beziehungen. Dabei handelt es sich um jegliche Beziehungsarten, also nicht nur um eine typischen Mann-Frau-Klamotte, sondern zum Beispiel auch um Männerfreundschaften oder eine Beziehung zu einem speziellen Thema. Das Lied definiert eine unklare Beziehung, in der Form, dass es die eine Seite es etwas schwammiger haben möchte und die andere will unbedingt Heiraten, Kinderkriegen und ein Haus bauen. Und genau diese Phase ist halt wie ein "nieselnder Regentag". Mit elektronischen Elementen beginnt die neunte Nummer "Where Waters Flow To Heaven". Anfangs dachte ich dabei wirklich an Modern Talking. Unabhängig davon gibt es hier nochmals ganz viel Gefühl, warme, sehr mitnehmende Teile und auch stimmlich einen ganz charismatischen Sänger. Völlig aus der Popidylle geht es bei "Bad Boys" mal richtig zur Sache. Das ist fetziger, knackiger Rock und in dieser Form sogar fast zu heavy für Freedom Call. Mit der ganz intensiven und wahrlich herzerweichenden Ballade "Love Will Never Die" beschließt Mister Bay seinen ersten Alleingang.

Ich mag "Chasing The Sun", weil ich Chris´s Stimme richtig toll finde. Und er hat Recht. Auf Solopfaden kann er sich richtig austoben und all das hinein packen, worauf er eigentlich Lust hat. Die Fans kommen so in den Genuss von Material, welches ansonsten womöglich tatsächlich verstaubt wäre und sie lernen einen gesanglich viel variableren Fronter von Freedom Call kennen. Bis auf die erwähnte Freundin bei Silent Cry und einen Ramy Ali, der sämtliche Schlagzeugklamotten eingespielt hat, ist der Rest übrigens zur Gänze dem musikalischen Tausendsassa Chris Bay sowohl aus der Feder, den Saiten und den Tasten entsprungen.

Note: 7 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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