AMBERIAN DAWN, EDENBRIDGE, MANZANA

Köln, Jungle Club, 16.02.2018

Es ist schweinekalt. Ein eisiger Wind weht im Eingangsbereich des Jungle Clubs und doch stehen schon eine Menge Fans vor der Türe, dem ungemütlichen Klima zum Trotz. Natürlich hätte die Security den Schirm für die immer noch vorzufindenden Raucher auch schon vorher aufbauen können, aber da fehlte scheinbar die weisungsbefugte Person. So verzögert sich der Einlass dann doch noch um eine Viertelstunde. In der Zeit hätte man ja schon ein Getränk zu sich nehmen können. Geschäftssinn ist nicht jedermanns Stärke. Derweil flitzt Amberian Dawn Frontelfe Capri schon vom Tour Bus in die Halle und wieder zurück, nicht ohne ein paar Hände zu schütteln, oder ihr bekannte Gesichter (ja dazu gehöre ich auch) schnell mal herzlich zu drücken. Ich staune auch über die Vielzahl an Nationalitäten, die extra heute zum Konzert angereist sind. Ein junges Mädel gar aus Moskau, einige Niederländer, Franzosen, Finnen und natürlich Österreicher.

 

Manzana - live - 2018Im dem mittlerweile zu zwei Drittel gefülltem Saal marschiert jetzt der Opener des heutigen Abends auf die Bühne. Die aus Finnland stammenden Manzana waren mir bislang absolut unbekannt, obwohl mir das schon nach den ersten Takten unbegreiflich ist. Piritta Lomous und ihre Jungs legen los wie die Feuerwehr und versprühen eine Aktion die ihresgleichen sucht. Die Band spielt eine energiegeladene Kombination aus Rock'n'Roll, fast punkigen Vocals und industriellem Metal, wenn ich das mal so beschreiben darf. Dazu tobt Piritta über die Bühne wie ein Derwisch, mit einem ansteckend strahlenden Lächeln und absolviert diverse Turnübungen zwischen ihren Jungs. Das reißt einfach mit, und die Reaktion des Publikums bestätigt meinen Eindruck. Hier sind absolute Anheizer am Werk, die nur ein Ziel haben. Die Halle zum Kochen zu bringen. Während des leider nur halbstündigen Sets, entledigt sich die Frontröhre mehr und mehr ihrer Kleidungstücke und steht am Ende obenrum nur noch im BH da. Pure Energie, wirklich mitreißend!

Setlist: No Enemies, Creeps And Happy Whores, Beautiful Nightmare, Love Hate Song, Danse Macabre, Falling To Pieces, Mother Can’t Rock

 

Edenbridge - live - 2018Flugs wird das Schlagzeug angepasst, und es geht weiter mit Edenbridge aus Österreich. Nach einem sagenhaften Auftritt im Siegburger Kubana, den ich leider aus zeitlichen Gründen nicht sehen konnte, sind meine Erwartungen dementsprechend hoch. Nun ist es aber heute so, dass die liebliche Nachtigall Sabine Edelsbacher von einer starken Erkältung geplagt ist und so etwas eingeschränkt agiert. Unglaublich in diesem Zustand noch eine Show abzuliefern. Hut ab! Das ist der wahre Spirit des Rock! Aber wenn Profis wie Lanvall, Dominik, Johannes und Stefan am Werk sind, wird trotzdem eine gelungene Darbietung daraus. Alleine fünf Songs vom neuen Album spielt man heute, dazu eine Auswahl an Songs der letzten zehn  Jahre. Das wissen die anwesenden Fans auch zu honorieren, und es regnet Beifallsstürme. Das man im Gegensatz zur Vorband vorwiegend auf rote Beleuchtung setzt, ist wohl dem angeschlagenen Teint geschuldet. Ich stelle mir jedenfalls gerade vor, welche überragende Performance diese Band liefert, wenn man nicht von der momentanen Erkältungswelle betroffen ist. Selbst die wartenden Fans am Merchandise Stand werden nicht enttäuscht, und man ist direkt nach dem Auftritt freundlich am Signieren und steht für Fotos und den üblichen Small Talk bereit.

Setlist: Mystic River, Alight A New Tomorrow, Skyline’s Red, Shiantara, Wild Chase, The Moment Is Now, Return To Grace, The Die Is Not Cast, Remember Me, The Greatest Gift Of All/The Bonding, Forever Shine on, Higher

 

Amberian Dawn - live - 2018-2Bevor es nun mit dem Finale des heutigen Headliner Amberian Dawn losgeht, registriere ich die Musiker von Manzana im Publikum. Sie möchten wohl die Show ihrer finnischen Kollegen live sehen. Nun will ich ehrlich sein und sage, dass ich jetzt nicht unbedingt das Gelbe vom Ei erwarte. Hatte ich die Band doch vor etwa zwei Jahren als Support für die überaus famosen Gentle Storm gesehen, und so richtig überzeugen konnten sie mich damals nicht. Ganz nett, aber mehr war es dann eben auch nicht. Diese Einstellung hält heute etwa für den Bruchteil einer Nanosekunde! Hellyeah, was hat man Capri in den Tee getan? Das Mädel rockt los wie eine Besessene, unglaublich innerhalb weniger Minuten kocht der Saal und feiert lautstark mit. Piritta von Manzana rockt mit dem Mädel vom Merchstand quer durch die Halle, während einem von der Bühne aus die super eingängigen Stücke um die Ohren gehauen werden. Hatte ich beim Hören des neuen Albums noch gedacht, naja sehr kommerziell mit stark poppigem Battle Beast Einschlag, finnischer Disco Metal eben, tut sich hier gerade ein Lavastrom glühender Energie auf. Das macht Laune, die ganze Meute ist am Feiern und interagiert in einer Tour mit dem Publikum. So sollte ein Rockkonzert sein. Eben keine unnahbaren Helden meterweit weg vom Publikum. Nein ehrlicher Rock voller Elan wird hier in die Menge katapultiert. Jeder Song funktioniert live richtig klasse. Es ist kaum zu fassen. Ich bin absolut begeistert! Und es erübrigt sich schon fast anzumerken, dass auch Amberian Dawn mit ihrer sympathischen Frontdame unmittelbar nach dem Auftritt zum Bad in der Menge antreten. Kiitos für einen überragenden Abend!

 

Setlist: I’m The One, Sky Is Falling, Valkyries, Fame & Gloria, Circus Black, Magic Forest, My Only Star, Cherish My Memory, Dragonflies, Maybe, The Court Of Mirror Hall, Crimson Flower, Artica, Knock Knock Who’s There, Rivers Of Tuoni



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt