IMPIETY - Scheißt auf alle Trends!


Seit 1999 ihr zweites Album „Skullfucking Armageddon” erschienen war, bin ich ein großer Fan von Impiety aus Singapur. Deshalb war ich sehr erfreut darüber, die Gelegenheit zu bekommen, ein Interview mit ihnen zu führen. Es ist zwar einige Zeit ins Land gezogen, bis die Antworten endlich zurückkamen, aber das Warten hat sich gelohnt. Bassist, Sänger und Gründer Muhammed Ariffeen Deen, in der Blackv Metal-Szene besser bekannt als Shyaithan, stand mir Rede und Antwort.

logoDaniel: HELL-ö Shyaithan! Wie geht´s Dir? Lass uns mal ganz vorne anfangen, ja? Impiety wurden 1988 zunächst unter dem Namen Sexfago gegründet. Warum habt Ihr den Namen 1990 in Impiety geändert?   

Shyaithan: Sexfago war eine Band aus meiner Schulzeit, als ich gerade erst angefangen hatte, Gitarre zu spielen. Wir coverten viel, hatten aber auch schon ein paar eigene Songs. Weil wir aber nie eine stabile Besetzung hatten, hatte ich alles wieder verworfen und wollte etwas Neues anfangen, was noch düsterer und ernster werden sollte. Das war so Ende 1989, und im Januar 1990 kam es dann mit Schlagzeuger NecroAngelfornicator schließlich zur Gründung von Impiety. Eine tolle Zeit, ohne Zweifel!

Daniel: Habt Ihr unter dem alten Bandnamen den überhaupt jemals etwas veröffentlicht, ein Demo oder ein Rehearsal oder so?    

Shyaithan: Wir hatten nur ein paar Proben mitgeschnitten. Vier Songs sollten auch mal auf einem Demo landen, aber ich fand es damals noch nicht gut genug, um es zu veröffentlichen.   

Daniel: Bei Metal Archives sind gleich drei Bands mit dem Namen Impiety aufgelistet: neben Euch noch eine Thrash Metal-Band aus Russland und eine Death Metal-Band aus den USA. Hast Du jemals von diesen anderen Bands gehört? Und kam es da jemals zu Verwechslungen?   

Shyaithan: Ja, das ist interessant. Von der russischen Band habe ich bislang noch nichts gehört. Aber wo Du das gerade erwähnst: Ich bekam 1992 einmal Post von Impiety aus den USA, den späteren Angelcorpse, und Gene Palubicki, der Sänger der Band, meinte zu mir, er hätte unser Demo gehört und würde deshalb den Namen seiner Band ändern. Daraus wurden dann Angelcorpse. Sonst habe ich aber nie von ähnlichen Namen in der Black- und Death Metal-Szene gehört.   

Daniel: Eure Musik ist eine extreme Mischung aus Black-, Thrash- und Death Metal. Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen? Und inwiefern haben sich diese Einflüsse in all den Jahren geändert?   

Shyaithan: Frühe Morbid Angel, Sarcofago, Possessed, Bathory, Hellhammer, alte Sodom und frühe Destruction hatten damals einen großen Einfluss auf uns. Ich höre heute immer noch viele der alten Götter-Bands. Neue Bands beeinflussen mich dagegen überhaupt nicht.     

Daniel: Siehst Du Impiety eigentlich eher als Black-, Death- oder Thrash Metal-Band? Oder ist Dir dieses Schubladendenken egal?   

Shyaithan: In den Anfangstagen hatten wir Thrash Metal-Einflüsse mit Black Metal verbunden. Heute pendeln wir dagegen her zwischen Black- und Death Metal.   

impietyDaniel: Es gibt sehr viele extreme Metal-Bands in Ländern wie Singapur (Impiety), Malaysia (Putrefied Remains), den Philippinen (Korihor), Indonesien (Barzakh), Thailand (Surrender Of Divinity) usw., die oft sehr viel krasser klingen als europäische Black Metal-Bands. Was meinst Du, woran das liegt?  

Shyaithan: Ja, das stimmt! Es gibt sehr viele großartige Bands in dieser Region. Vermutlich liegt es daran, dass es hier das ganze Jahr über einfach viel zu heiß ist, haha!    

Daniel: Eure Texte sind stets antichristlich veranlagt. Woher nimmst Du die Inspiration für Deine Texte? Ich meine, Singapur liegt in Asien und ist eigentlich nicht sehr christlich geprägt. Oder täusche ich mich da?   

Shyaithan: Die Hauptreligion in Singapur und den Philippinen ist immer noch das Christentum. In Malaysia und Indonesien dagegen herrscht eher der Islam. Das haben wir vor allem den Kolonialisten aus England und den Niederlanden zu verdanken, die den Großteil Südost-Asiens plünderten, das Kreuz mitbrachten und zu einem Teil Asiens machten. Die Leute vergessen das gerne, aber die Geschichte lügt nicht.

Daniel: Ihr spielt eine Menge Live-Shows. Wie wichtig ist es für Euch, regelmäßig auf der Bühne zu stehen?  

Shyaithan: Es erfüllt uns, um es mal kurz zu fassen. Und ja, die meisten Tourneen, die wir gemacht haben, liefen echt super.  

Daniel: Gibt es den schon Pläne, dass Ihr bald wieder zu uns nach Europa kommt?

Shyaithan: Nächste Woche spielen wir wieder in Polen. Ende Februar steht noch eine Mini-Tour mit drei Konzerten an. Danach werden wir das Hertz Studio in Bialystok entern, um unser neuntes Studio-Album aufzunehmen. Im April werden wir dann vierundzwanzig Konzerte in den USA spielen. Und ja, hoffentlich werden wir dann auch mal wieder bei euch in Europa spielen, wenn das neue Album draußen ist.     

Daniel: Euer letztes Album „Ravage & Conquer” wurde 2012 veröffentlicht. Das ist jetzt schon sechs Jahre her! So lange musste man bei Impiety noch nie auf ein neues Album warten! Warum ist seitdem so viel Zeit ins Land gezogen?  

Shyaithan: Gute Frage! Ich habe 2015 geheiratet. Daher lagen meine Schwerpunkte erstmal woanders. Ich musste mich mehr auf meine Arbeit konzentrieren. Umgezogen bin ich auch. Aber jetzt haben sich die Wogen wieder geglättet. Also kann ich mich wieder mehr um Impiety kümmern.  

Daniel: Wenn Du heute einen Blick auf alle Eure Veröffentlichungen richtest, welches Album magst Du dann noch besonders gerne und welches am wenigsten? Und warum?   

Shyaithan: Ich mag die meisten eigentlich immer noch, muss ich sagen. Ganz oben steht für mich „Skullfucking Armageddon”, dicht gefolgt von „Kaos Kommand 696“, „Paramount Evil“ und „Terroreign – Apocalyptic Armageddon Command“, aber auch „Worshippers of the Seventh Tyranny“. All diese Veröffentlichungen sind meiner Meinung nach auf ihre Weise einzigartig und haben eine eigene Identität.   

Daniel: Du bist das einzige, noch verbliebene Ur-Mitglied von Impiety. Warum handelt es sich dabei für Dich - nach all den Besetzungswechseln - immer noch um dieselbe Band?  

Shyaithan: Ganz einfach: weil ich immer Impiety gewesen bin! Ich habe im Prinzip immer alles selbst geschrieben. Aber dennoch bin ich sehr froh darüber, dass ich nun schon seit acht-neun Jahren eine beständige Besetzung um mich herum habe.   

impietyDaniel: Lass uns auch mal kurz über die Szene in Eurem Land leben, okay? Ich kenne zwar nicht viele Bands aus Singapur, aber ich bin ein Riesen-Fan von Horden wie Abhorer, Xasthur, Netherrealm und Sadiztik Impaler! Gibt es heute noch eine gute Szene in Eurem Land, die zusammenhält? Und welche anderen Bands aus Eurem Land kannst Du uns noch empfehlen, egal ob alt oder neu?

Shyaithan: Ja, heute ist der Zusammenhalt in der Szene sehr viel besser als früher. Ich wünschte, es gäbe Abhorer heute noch, aber leider ist das nicht der Fall. Auch alte Bands wie Nuctemeron, Dread und Stukas waren damals richtig geil. Es gab noch sehr viel mehr großartige Bands im Black-, Death- und Thrash-Bereich. Heutige Death- und Black-Bands, die ich sehr geil finde, sind Demonification, Bloodstone, Tormentress und Witchseeker, um mal ein paar Namen zu nennen. Es gibt noch viel, viel mehr. Hört euch mal da durch, wenn ihr die Zeit dafür finden solltet.   

Daniel: Wie sehen den Eure Zukunftspläne aus? 

Shyaithan: Wir wollen das neue Album noch vorm Sommer 2018 veröffentlicht haben. Ja, es wird richtig gut werden! Checkt unsere News und haltet euch auf dem Laufenden!

Daniel: Na gut, Shyaithan! Das Schlusswort soll Dir gehören!  

Shyaithan: Danke für Deine Geduld, Daniel, denn seit wir das letzte Mal kommuniziert haben, ist schon wieder einige Zeit vergangen, weil wir zwischendurch noch auf Tour waren. Wenn wir unterwegs sind, kann ich keine Mails beantworten. Ich wünschte, das wäre anders. Grüß mal den Marco vom Headbangers Zine von mir. Ich weiß, dass ihr euch auch kennt. Wir hatten eine coole Zeit mit ihm, als wir im Little Devil in Tilburg gespielt hatten. Haltet den Underground am Leben! Scheißt auf alle Trends! Hailz from Impiety!  

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Autor: Daniel Müller