HAUDEGEN - BLUT, SCHWEIß & TRÄNEN


Label:BLUT, SCHWEIß & TRÄNEN
Jahr:2017
Running Time:105:14
Kategorie: Neuerscheinung
 

Aus dem Berliner Stadtteil Marzahn kommen die beiden Vollblut-Musiker Hagen Stoll und Sven Gillert, die seit 2010 mit der Deutschrockformation Haudegen aktiv sind. Längst nicht das erste Musikprojekt der beiden, ist es aber inzwischen eindeutig ihr erfolgreichstes. So kann Haudegen in ihrer nun mehr achtjährigen Geschichte schon einige Chartplatzierungen vorweisen. Mit dem Album Lichtblick waren sie sogar acht Wochen lang auf Platz zwei der Deutschen Albumcharts. 2017 erschien ihr aktuellstes Werk unter dem Titel „Blut, Schweiß & Tränen“. Damit hauen uns die beiden Haudegen gleich dreißig neue Songs um die Ohren, angeordnet in drei Blocks a zehn Tracks. Sortiert nach der Grundstimmung der Musik. Den Anfang macht der Abschnitt „Blut“. Hier geht es gleich verwegen und wild zur Sache, wie man sich den Typus eines Haudegens vorstellt. Nach einem kurzen, gesprochenen Intro brettern die Gitarren in (für Haudegen) ungewohnter Wildheit los. Die Herren Stoll und Gillert nehmen hier kein Blatt vor den Mund. Wütend, ungezügelt und teilweise sogar hasserfüllt klingen die Titel. In diesem Teil werden gesellschaftliche Missstände und aktuelle Probleme angeprangert. Gerade „Echt Zu Sein Heißt Feinde Zu Haben“ ist ein Song der die Attribute des Abschnitts Blut verinnerlicht hat. Von beißenden Gitarren eingerahmt machen Haudegen klar, dass man es nicht allen recht machen kann und stellen klar, dass es auch keinen Grund gibt das überhaupt zu versuchen. Es geht darum man selbst zu sein, egal was andere davon denken.  „Patriot“ ist ein Song der sich ganz klar gegen Rechtsextremismus richtet. Auch zwei Gastmusiker wirken mit, nämlich Cool Savas und Manuellsen. Betrachtet man die Vergangenheit von Stoll und Gillert ist es nicht sonderlich überraschend, dass sie mit Hip Hop Künstlern zusammenarbeiten. Waren sie doch vor Haudegen selbst unter den Namen Joe Rilla und Tyron Berlin als Rapper unterwegs. Die Kraft und Energie des ersten Abschnitts war für mich eine kleine Überraschung, hatte Haudegen doch bisher nur einige wenige Songs in diesem Stil veröffentlicht. Allerdings wissen sie in der ungewohnten Rolle durchaus zu überzeugen.

Im zweiten Teil unter dem Motto „Schweiß“ begeben sich Haudegen wieder auf gewohntes Terrain. Das Motto hier heißt Stadion-Rock. Damit haben die Jungs ja durchaus Erfahrung und Routine. Allerdings in diesem Fall möglicherweise es zu viel Routine. Denn Schweiß klingt im Großen wie ein Überbleibsel aus der „Lichtblick“-Ära. Es wirkt etwas abgegriffen und irgendwie als hätte man alles schon mal gehört. Ich will diesen Teil nicht schlechter reden als er ist. Was Haudegen hier abliefert ist solide, aber leider wirkt es eben eher wie ein Abklatsch vergangener Tage. Im dritten Teil „Tränen“ steigt die Formkurve dann aber wieder Steil an. Welche Gefühle und Emotionen hier den Ton angeben ist denke ich selbstredend. Auch Traurig und Melancholisch ist für Haudegens nichts neues. Allerdings wirken die Songs hier deutlich frischer und weben eine dichte Stimmung in der man sich verlieren kann. Fazit: Haudegen haben ein solides Gesamtpaket hingelegt. Ungewohnte Einflüsse treffen auf altbekanntes. Dabei klingt Haudegen aber zu jeder Sekunde noch Haudegen. Das Gesamtwerk hat natürlich Höhen und Tiefen, nahezu unmöglich wäre es, dreißig Songs auf gleich hohem Niveau zu veröffentlichen. Aber es ist eigentlich für jeden Geschmack und jeden Gemütszustand etwas dabei. Für eingefleischte Fans ist dieses Bündel ein muss. Haudegeneinsteiger dagegen sollten sich zunächst einmal eher eines der anderen Alben zu Gemüte führen und dann entscheiden, ob sie dieses dreißig Song starke Pakt wollen oder nicht.

Note: 7 von 10 Punkten
Autor: Chris Föhrenbach


zurück zur Übersicht