ICED EARTH, FREEDOM CALL, METAPRISM

Bochum, Zeche, 18.01.2018

Das zwölfte Album von Iced Earth mit dem Titel "Incorruptible" erschien Mitte Juni 2017 und wurde bislang nur bei einigen Festivalauftritten, unter anderem beim Rockharz 2017, Teil der Setlist. Nun hängen die Amerikaner um Fronter und Gitarrist Jon Schaffer und den seit "Dystopia" verpflichteten, kanadischen Shouter Stu Block endlich eine komplette Tour mit allein elf Gigs in Deutschland dran. Ich sah den metallischen Fünfer mit den etwas genrefremden Supportbands Metaprism und Freedom Call bereits am 14. Januar in Osnabrück und habe heute, nach meinem Interview mit Chris Bay, dem Kopf und Sänger der bayerischen Partymetaller von Fredom Call, erneut die Gelegenheit mir das Package reinzuziehen.

 

Metaprism - live - 2018Ziemlich pünktlich, nämlich um exakt 19:30 Uhr, eröffnen die englischen Metaprism die Runde und haben exakt dreißig Minuten Zeit, die gut gefüllte Zeche von ihrem musikalischen Style zu überzeugen. Der Sechser machte erstmals 2015 auf sich aufmerksam als er sich bei dem Metal Battle auf dem Wacken Festival ziemlich gut verkaufte. Damals nannten sie eine EP ihr eigen und veröffentlichten kurz darauf "The Human Encryption". Ende Januar diesen Jahres legten sie ihr zweites Album "Catalyst To Awakening" nach. Metaprism kombinieren progressiven und melodischen Metal und garnieren selbigen mit zwei Gesangslinien. Der männliche Part wird durch Joey Drapper und der weibliche Teil durch Theresa Smith übernommen. Knallharte Agressionen wechseln so mit sehr melodischen und refainbehafteten Nummern ab, die die Zuschauer auch ordentlich zum Klatschen bringen. Zum Ende bedankt man sich artig. Nach dem Gig in Osnabrück war ich von der Performance der wild umher springenden und ordentlich bangenden und moshenden Lady ziemlich begeistert, während mir Joey als Shouter selber nicht so lag. Bereits mit diesem zweiten Gig in ein paar Tagen macht sich jedoch schon ein gewisser Abnutzungseffekt breit, so die Combo letztlich doch nur wiedergibt, was man von Bands wie zum Beispiel Deadlock schon zur Genüge kennt.

 

Freedom Call - live - 2018Eine viertel Stunde Umbaupause und schon geht es mit den süddeutschen Frohnaturen von Freedom Call weiter. Schlagzeuger Ramy Ali ist heute aus positiven Familiengründen, wie Chris Bay schmunzelnd verkündet, nicht dabei und wird durch Kevin Kott von Masterplan ersetzt. Auch sonst ist heute nicht alles beim Alten, denn Chris ist heute nur heute am Mikro und der Gitarre zu sehen und verzichtet auf jegliche Keyboardeinlagen, was den Songs durch die logische Gitarrenlastigkeit auch viel mehr Druck verleiht. Klassiker wie "Freedom Call" oder "Warrior" bleiben mit ihren melodischen Hooklines und den einfach ins Ohr gehenden Refrains aber weiterhin Melodic Metal, ich will den Begriff Happy Metal einfach nicht benutzen, allererster Güte. Und in diese Hitdichte fügen sich auch nahtlos neue Nummern wie "Hammer Of The Gods" oder der Titeltrack des letzten Albums aus 2016 "Master of Light" mit coolem "whoowhoo" ein. Herr Bay hat heute ordentlich Quasselwasser zu sich genommen und so referiert er zu "Metal Is For Everyone" über den möglichen Weltfrieden, wenn denn alle nur dem Metal zugewandt wären. Dann geht noch ein Dank an den Support Metaprism und natürlich an die großartigen Metalgötter von Iced Earth hinaus, zu denen Freedom Call doch ein ziemlich kontrastreichen Programm darstellen. Wie dem auch sei. Die Jungs versprühen ordentlich gute Laune, haben beim Spielen richtig Spaß in den Backen und das überträgt sich nahtlos auf das durchweg abfeiernde Publikum.

 

Iced Earth - live - 2018 - textUm 21:30 Uhr geht es dann mit dem Mainact weiter und vor dem Backdrop ihres letztjährigen Opus liefern Iced Earth eine Metalshow allererster Güte ab. Master Jon Schaffer positioniert sich links und hält sich vornehm zurück, so dass Stu Block, nahezu die gesamte Show an sich reißen darf, was er mit exzellentem Posing und affengeiler Stimme, quittiert. Jon Schaffer gründete 1994 Purgatory und gab der Band dann 1998 den Namen Iced Earth. Die heutige Setlist ist ein klasse ausgewähltes Potpourri der gesamten Bandgeschichte und bedient sowohl die Anfänge mit allein drei Nummern von "Night Of the Stormrider" aus 1991, nämlich "Stormrider", "Angels Holocaust" und "Travel In Stygian", bei denen Jon selbst seine Stimme zum Besten gibt und insgesamt sechs Tracks vom letztjährigen, sprich dem aktuellen Album "Incorruptible" aus 2017. Hier finden der Opener "Great Heathen Army", "Black Flag", ein Song über Piraten, "Seven Headed Whore" mit einem kreischenden Stu, das hymnische "Brothers", das allseits abgefeierte "Raven Wing" und noch das mit Dampffontänen untermalte "Clear The Way" einen sehr würdigen Platz in der Playlist. Mit "Burning Times" von "Something Wicked This Way Comes" aus 1998, dem sanft einsteigenden "I Died For You" und "Vengeance Is Mine" von "Dark Saga" aus 1996 und der "Something Wicked Trilogie" aus "Prophecy", "Birth Of The Wicked" und "The Coming Curse" ist zudem ausreichend Platz für richtige Klassiker und mit dem großartigen "Watching Over Me", nochmalig vom "Something Wicked This Way Comes" aus 1998, gewidmet dem verstorbenen Warrel Dane (Nevermore), gelingt ein toller Rauswurf.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey