LACRIMOSA - TESTIMONIUM


Label:HALL OF SERMON
Jahr:2017
Running Time:61:52
Kategorie: Neuerscheinung
 

Das Jahr 2017 bringt auch Neues von der Ausnahme-Band Lacrimosa um Tilo Wolff und Anne Nurmi. Mit „Testimonium“ haben die beiden den Nachfolger des 2015er Albums „Hoffnung“ am Start, einem weiteren Schmuckstück, welches in keiner Lacrimosa-Sammlung fehlen sollte. Thematisch ist das Album als Requiem in vier Akten konzipiert und zollt Ausnahmekünstlern wie David Bowie oder Leonard Cohen Tribut. Der erste Akt beginnt mit „Wenn Helden Sterben“. Nach einem kurzen, bombastischen Intro geht das Lied über in eine ruhige Pianoballade, welche von einem Cello untermalt wird. Natürlich ist hier Tilo Wolffs einzigartige Stimme vertreten, welche ebenso charakteristisch für die Alben der Band sind wie der Harlekin, welcher jedes Cover ziert. Aber ein Stil wäre hier viel zu wenig, so entwickelt sich der Track zu einem epischen Symphonic-Feuerwerk, welchem man deutlich anhört, dass Streicher und Orchester live aufgenommen wurden und nicht aus dem Synthesizer kommen. „Nach Dem Sturm kommt als Schluss des ersten Aktes sehr sanft daher, entpuppt sich als schwermütiges Orchester-Rockstück und knüpft an frühere Veröffentlichungen an.

Mit „Zwischen Allen Stühlen“ beginnt der zweite Akt, hier wird das Tempo noch ein wenig mehr angezogen, auch hier treffen wieder Gitarrenwände auf episches Orchester. Textlich schaut dieser Song statt in die Vergangenheit in die Zukunft und besingt das Unbekannte, welches es noch zu entdecken gilt. Bis hierhin ist Testimonium wirklich gelungen, mal wieder ein absolutes Meisterwerk. „Weltenbrand dagegen zeichnet sowohl textlich als auch musikalisch ein absolut düsteres Bild: peitschendes Double Bass-Schlagzeug und infernalische Gitarren im Dark Metal-Stil dominieren hier. Die Mitte des Songs wird von abwechslungsreichen Gitarrenpassagen und passend eingearbeiteten Breakdowns gestaltet. Textlich geht man es hier ebenfalls düster an, die Hoffnungslosigkeit und das Ende der Welt, ausgelöst durch den Menschen wird hier beschrieben. Der Zeitgeist unserer Epoche geht auch hier nicht spurlos vorbei, toll, dass man sich hier so eindeutig positioniert, etwas, was leider nicht mehr allzu viele Künstler sich trauen. „Lass Die Nacht Nicht Über Mich Fallen“ ist dagegen ganz anders: sehr klassisch ausgerichtet, im Wesentlichen auf Orchester beschränkt, E-Gitarren fehlen hier ganz. Beim wiederholten Hören fällt auch ein sehr schönes, kurzes Querflötensolo auf, ebenso wie die wirklich hervorragend ausgearbeiteten Orchesterarrangements. Mit Elementen des traditionellen Dark Waves wird der dritte Akt und „Herz Und Verstand“ eröffnet. Dieser wird jedoch kurze Zeit später vom Lacrimosa-typischen Symphonic Rock abgelöst. „Black Wedding Day“ ist das erste englischsprachige Lied der CD. In „My Pain“ ist liegt der Hauptgesang im Wesentlichen bei Anne Nurmi, welche zuvor eher sporadisch und im Hintergrund zu hören war.

„Der Leise Tod“ ist ein erneut eher bescheiden instrumentierter Beitrag, steht den Anderen in keinster Weise etwas nach. Der Titelsong des Albums ist diesmal ganz hinten zu finden, er ist gleichzeitig auch der Längste. Mit diesem, im typischen Lacrimosa Stil gehaltenen Song schließt der vierte Akt und auch diese erneut wunderbar gelungene Scheibe. Fazit: Testimonium ist für jeden Lacrimosa Fan ein Muss im Plattenregal. Erneut enttäuschen die beiden Masterminds Wolff und Nurmi nicht mit ihrer Kreativität.

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Clemens Steinberg


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