MIKE + THE MECHANICS, BEN McKELVEY

Essen, Lichtburg, 20.09.2017

Manche Dinge muss ich nicht verstehen, weil sie unnötig kompliziert gemacht werden und manche Dinge kann ich nicht verstehen, weil da wenig Sinn hinter ist. Zumindest nach meiner bescheidenen Sichtweise. So zum Beispiel der heutige Abend, mit Mike + The Mechanics in der Lichtburg zu Essen. Was ich nicht verstanden habe, ist der Umstand, dass man sich in einem Kino, nachdem man sich gesetzt hat (weil es herrscht bei solchen Konzerten auch in Old Germany, mittlerweile gerne mal Sitzzwang), muss man sich kurz vor dem Auftritt des Openers, als Fotograf wieder draußen einfinden. Sammeln ist angesagt, nur um den Saal, ein paar Minuten später, von zwei Seiten, mit einer handvoll Fotografen, zu flanieren. Und jetzt der Hammer: Der unbekannte Opening-Act darf nicht fotografiert werden. Grund: unbekannt. Ja braucht der denn keine Promotion?

Ben McKelvey heißt der junge Barde und schmettert seine Songs, lediglich mit der akustischen Gitarre im Gepäck, von der Bühne. Stimme und Performance sind so bieder und 08/15, das ich sprachlos bin. Sicherlich ein günstiger Special Guest. Stimmlich absolut begrenzt und kompositorisch ohne Überraschungen und jeglichen frischen Wind. Natürlich gibt es Leute die immer klatschen und welche die überzeugt sind, dass sie Großes gehört haben, denn Geschmäcker sind halt verschieden. Ich habe eine weitere Erfahrung in Sachen Langeweile erlebt. Was will man machen? Meine Versuche, so wie die Masse, mit dem Handy zu agieren blieben kläglich und deshalb hier zwei Fotos von dem Headliner.

Mike - live - 2017 -2Die Erlösung kam mit der ersten Note von Mike + The Mechanics. Nach einer geraumen Pause, entert die Truppe, nebst dem Superstar Mike Rutherford (Genesis), mit gleich zwei großartigen Sänger das Parkett: Andrew Roachford (auch aktiv als Solist unter eigenem Namen) und der kanadische Schauspieler Tim Howar, beide seit dem Jahr 2010 dabei. Ihre Doppel-Präsenz ist einfach unglaublich und eine perfekte Symbiose zu den klassischen Songs , wie auch zu den neuen Stücken der Combo, die sich auf dem aktuellen Longplayer „Let Me Fly“ befinden. Beide legten ihr Album-Debüt, 2011 mit „The Road“ vor, nachdem Mister Rutherford, das einzig verbleibende Original-Mitglied darstellte. Die Voraussetzungen für ein gelungenen Gig konnten auch nicht besser sein: Ein cooles Venue mit der Lichtburg (halt gepflegtes Ambiente) und über 1200 gierige Gäste, die den Barden die Texten von den Lippen lasen. Allerdings hielt sich Mike selbst anfangs recht lang im Hintergrund und hinterließ seinen Mitstreitern die Bretter. Das war zumindest nicht so vorteilhaft für die Fotografen-Riege. Hier wurde jede Minute gerockt, bis auf die akustischen Balladen natürlich, aber eine Stimmung stand stets im Lichtpunkt: die Entspannung. Hier war echtes Easy-Listening angesagt. Sound und Show waren wirklich fabelhaft, wenn auch die Lightshow etwas sparsam bedacht wurde. Das bei den Chartbreakern der Formation wie „All I Need Is A Miracle“, „Silent Running“ und „A Beggar On A Beach Of Gold“, die Laune der Fans nochmals gesteigert werden konnte, versteht sich von alleine. Es dauerte dann nicht allzu lange, bis die erste Zuschauerin nach vorne zur Bühne ausbrach. Nun wurde getanzt was das Zeug hielt. Da konnten die neuen Tracks wie „Let Me Fly“ und „The Best Is Yet To Come“, nicht ganz mithalten. Selbstredend wurde auch die Geheimwaffe, Genesis Coversongs: „Land Of Confusion“ und „I Can´t Dance“, gezogen. Eines der Highlights des bald endenden Jahres.



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak