ELUVEITIE, AMARANTHE, THE CHARM THE FURY

Bochum, Zeche, 12.11.2017

Eine ausverkaufte Show, an einem verregneten Sonntagabend im Ruhrgebiet, das heißt beizeiten starten, um noch einen guten Parkplatz mit möglich kurzem Fußweg zu ergattern. Aber es läuft ausnahmsweise sehr gut heute, trotz miesem Wetter und reichlich Verkehr. So bin ich überpünktlich dort und geselle mich zu den Wartenden in der nicht unerheblichen Schlange vor der Zeche; gespannt auf das, was da in Kürze auf die Bühne kommen wird. Der heutige Hauptantrieb für mich, ist der Auftritt von The Charm The Fury, die ich bislang noch nicht live erleben durfte.

The Charme The Fury - live - 2017Pünktlich erscheint jetzt der Opener The Charm The Fury auf der Bühne und haut dem erstaunten Publikum erst einmal eine ordentliche Ladung Metalcore um die Lauscher. Das hatten wohl viele nicht erwartet, waren sie doch in Scharen gekommen, um Disco Metal und Folk Metal zu hören. Gnadenlos steuert Frontblondine Caroline Westendorp mit ihren Caballeros durch den viel zu kurzen Set und zeigt deutlich, wo der Frosch die Locken hat. Ganz mein Geschmack! Das schmettert mir erst einmal den Alltagsfrust aus den Knochen. Auch wenn sie ein Dauergrinsen im Gesicht hat, scheinbar ist es die unbändige Freude, ein Teil dieser Tour zu sein. Heute ist übrigens der letzte Tag der Tour, und so kommt auch unvermittelt Fabienne Erni (Eluveitie) dazu, um mit Caroline zu singen. Klasse, diese Mischung der niederländischen Röhre und dem Klargesang der Schweizerin. Beim Finale gesellt sich jetzt noch Henrik Englund Wilhelmsson (Amaranthe) dazu, und ich gehe davon aus, dass der Dreierpack mächtig Spaß auf der Tour hatte. Und auch das Publikum geht mittlerweile bei der mit Abstand härtesten Truppe heute Abend gut mit. Die werde ich mir auf jeden Fall noch einmal mit einem längeren Programm ansehen!

Setlist: Weaponized, Down on the Ropes, Echoes, The Future Need Us Not, Songs of Obscenity, Carte Blanche

Amaranthe - live - 2017Jetzt geht der Umbau los, und man sieht schon, dass Schlagzeug von Amaranthe mittig auf dem Drumriser stehen; kein vorgebautes wie beim Opener gerade noch. Dann geht es auch schon los, und die Herren und die Dame blasen ihren Disco Metal recht druckvoll in die Halle. Aber was soll ich sagen, schon wieder sehe ich verwunderte, ja teilweise abschätzig drein schauende Gesichter. Gut, es sind nur einige wenige, aber Leute, habt ihr denn nicht gewusst, was euch heute Abend erwartet? Ich für meinen Teil informiere mich vorher, welche Art Musik mich erwartet. Auf alle Fälle ist Elize Ryd jedermanns Darling, sowohl optisch als auch stimmlich. Dabei schüttelt sie wie wild ihre prächtige Mähne. Die anderen Musiker sind ebenfalls guter Dinge, selbst der Basser mit Gipsfuß, und spielen die harten Discobeats, als ob es kein Morgen mehr gäbe. Und mal ehrlich, irgendwie ist der Spirit von ABBA doch in sehr vielen skandinavischen Bands zu hören. Was soll ich sagen? Meine Füße zucken im Takt des Beats, und irgendwie stellt sich schon gute Laune ein. Das sich aber im Gegensatz zu dem Programm der deutlich härteren Vorband, jetzt ein ordentlicher Moshpit mitten im Saal auftut, erstaunt mich dann doch. Ich will ja nicht zynisch sein, aber das ist ja fast wie Headbangen bei Helene Fischer. Egal, die Songs kommen an, das Publikum feiert jedes Stück, und das ist es, um was es letztlich geht. Zum Song „Endlessly“ erscheint noch einmal Fabienne Erni auf der Bühne, um ihn zusammen mit Elize zu singen. Das klingt richtig geil! Jake E. Lundberg ist übrigens nicht mehr in der Band, wird aber hervorragend ersetzt durch Nils Molin, der auch sein Haar für uns schüttelt. Nebenbei  weiß er auch stimmlich zu überzeugen. Langsam nähert sich der Auftritt dem Ende zu, und jetzt überrascht uns Elize mit einem frischen Outfit. Hell yeah, verdammt sexy, muss ich als Mann jetzt mal so sagen, aber auch einige Ladies im Publikum verdrehen verzückt die Augen. Und auch wenn mich die neue Platte nicht wirklich überzeugt, die Live Performance zieht die Zuschauer immer noch in den Bann.

Setlist: Maximize, On the Rocks, Digital World, Dynamite, 1.000.000 Lightyears, Electroheart, Invincible, Amaranthine, Fury, Drum Solo, True, Endlessly, Call Out My Name, Hunger, That Song, Boomerang, Drop Dead Cynical, The Nexus

Eluveitie - live - 2017Noch ein Umbau, und wir sind bereit, den Headliner zu empfangen. Die Eidgenossen von - ich nenne das jetzt mal  Musikervereinigung - Eluveitie habe ich bisher nicht so richtig auf dem Schirm gehabt. Das soll sich in den nächsten Minuten ändern. Die neun Mitglieder umfassende schweizerische Folk Metal-Band aus Winterthur kombinieren in ihrer Musik keltische Folklore mit Metal-Klang. Die Texte der Band orientieren sich an der Geschichte, dem täglichen Leben und der Spiritualität des keltischen Stammes der Helvetier. Es ist also ordentlich was los auf der Bühne, und das Zusammenspiel dieser großen Truppe, die erst vor kurzem neu zusammengewürfelt wurde, ist sehr überzeugend. Wenn ich auch die härteren Stücke klar bevorzuge, so bauen die mit Drehleier, Mandoline und anderen obskuren Instrumenten versehen Stücke doch eine gewisse hypnotische Energie auf. Dies zieht den Hörer unweigerlich in den Bann der Eluveities. Auch wenn Neuzugang Fabienne noch etwas an ihrer Bühnenpräsenz feilen könnte, macht sie einen guten Job hier in Bochum. Überhaupt kommt keiner der Musiker zu kurz, ein kleines Solo im Rampenlicht ist scheinbar Pflichtprogramm. So jagt ein stimmungsvoller Song den nächsten und heizt dem Publikum kräftig ein. Da bleibt kein T-Shirt in der ausverkauften Halle trocken. Sound und Licht sind ebenfalls große Klasse. Heute bleibt kein Wunsch offen. Und wie sollte es anders sein, beim Grande Finale stürmen schließlich alle beteiligten Musiker dieser Tour auf die Bühne, um gemeinsam zu performen. Freudige Gesichter überall, gibt es etwas Schöneres zum Abschluss? Wohl eher nicht, obwohl ich von dem einen oder anderen höre, das früher alles besser war. Mir hat es gefallen. Die frühere Besetzung kann ich mangels Live-Erfahrung nicht beurteilen.

Setlist: Your Gaulish War, King, Nil, Omnos, Lvgvs, Catvrix, Artio, Epona, Thousandfold, The Call of the Mountains, A Rose for Epona, Kingdom Come Undone, Tegernakô, Drum Solo, Havoc, Helvetios, Inis Mona (Encore)



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt