ENSLAVED - E


Label:NUCLEAR BLAST
Jahr:2017
Running Time:49:51
Kategorie: Neuerscheinung
 

Eine der dienstältesten, norwegischen Black Metal Bands ist wieder pünktlich zur Stelle und beliefert uns mit neuer Energie („E“) in Form sechs neuer Songs und erneut einer Art Konzeptalbum. Einiges hat sich getan im Hause Enslaved seit dem Vorgänger "In Times“. Die Phase ab dem  2003er-Werk “Isa” bis zur 2015er-Veröffentlichung des Vorgängers zeichnete sich insbesondere dadurch aus, dass dem Black Metal-Gerüst der Band zunehmend progressive Elemente hinzugefügt wurden. Dabei blieb dieses Gerüst jedoch weitgehend bestehen, wurde nur behutsam von Album zu Album erweitert. Nun jedoch werfen Enslaved einiges an Struktur und Erbe über Bord – und lassen psychedelische und progressive Elemente so weit wie nie zuvor in ihren Sound. Deshalb sollte man sich von der spartanischen Namensgebung des Albums nicht täuschen lassen: “E” ist ein echter Brocken. Stillstand ist ja bekanntlich Rückschritt – und Enslaved machen mit “E” einen ordentlichen Satz nach vorne. Da geht es einmal von Bathory über Hawkwind, über Black Metal-Ausbrüche zu spacigen Synthesizer-Passagen, von Growling über Klargesang zu mehrstimmigen Back-Vocals – es scheint, als würden Enslaved auf ihrem vierzehnten Album alles in den Ring werfen, was die eigene Kreativität so hergibt. Der Opener “Storm Son” führt sphärisch in das Album ein, legt nach und nach eine Schicht an Instrumentierung obendrauf – und legt dann unverkennbar Enslaved los. Gefälliges Mid-Tempo, stimmungsvoller Hintergrundgesang, nicht allzu viel Variabilität, insbesondere im Mittelteil nicht. Ein Song zum Einfinden, zum Ankommen, alles aufgesetzt auf der routiniert eingesetzten Black Metal-Basis. Vielleicht ist der Titel auch deshalb nicht zuletzt als Vorab-Single ausgewählt worden, um die Brücke zwischen “In Times” und “E” möglichst nachvollziehbar zu schlagen. Aber bereits hier findet man dieses neue Element, diesen markanten Synthesizer, der in “Storm Son” entweder Sturmgeräusche oder leichte Melodien über den Song legt. Das fast zwischenspielartige “The River´s Mouth” ist folgend ein eher gradliniger Song: Eine wohlgefällige Grundmelodie, ein energiegeladener, vorwärtstreibender Titel  – und mit fünf Minuten Spielzeit der kürzeste Titel des Albums. Somit ist “E” etwas völlig Grenzenloses, ein kraftvolles und aufregendes Werk extremer Musik – und damit mit Sicherheit der Beginn einer neuen Ära für Enslaved.

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Marcus Klinge


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