KEEP IT TRUE XV

Lauda-Königshofen, Tauberfrankenhalle, 28.04.2012

Tag 2: 28.04.2012

ARCH/MATHEOS / NWoBHM-SHOW / ANVIL / TYTAN / TENSION / WHIPLASH / OSTROGOTH / SENTINEL BEAST / FUELED BY FIRE / VOLTURE

 

KIT volture LIVE 2012Nach dem ersten Tag mit seinen Highlights ging es dann pünktlich um 12:00 Uhr wieder los. Man sah noch einige nicht ganz frische Metaller, als die mir bis dahin völlig unbekannten US-Amerikaner Volture mit ihrem Set loslegten. Und trotz der vieler Orts noch vorhandenen Müdigkeit wurde es von Song zu Song bereits so früh am Mittag immer voller vor der Bühne. Es war aber auch eine klasse Mischung aus NWoBHM und frühem US-Metal, die das Quartett aus Richmond/Virginia da am Start hatte. Songs wie „Volture“ oder „Heavy Metal Machine“ begeisterten sofort. Also erst mal ab zum Merchandisestand um die aktuelle EP „Shocking Ist Prey“ abzugreifen, diese Idee hatte aber nicht nur ich, denn ich habe die Vorletzte bekommen, mein Kumpel Lutz die Letzte. Hinter uns gab es dann lange Gesichter. Letztendlich waren Volture die richtigen Einheizer für die Bands, die am heutigen Tag noch folgen sollten und man kann gespannt sein, was die Band in Zukunft noch so herausbringen wird. Mir hat es auf jeden Fall super gefallen.

 

KIT fueled by fire LIVE 2012Weiter im Programm ging es dann mit den Wiederholungstätern von Fueled By Fire, die bereits schon 2008 auf dem Keep It True Festival zu Gast waren und damals alles in Schutt und Asche legten. So sollte es auch dieses Jahr sein, die kalifornischen Thrasher holzten sich wild bangend mehr als amtlich durch ihre Songs und sorgten für ordentliche Nackenschmerzen bei den zahlreich vertretenen Bangern vor der Bühne. Los ging es mit dem Opener „The Arrival“ und nicht nur die Meute vor der Bühne bangte wie wild, sondern auch die Musiker boten ein schweißtreibendes Stageacting. Mit ihren weiteren Songs wie „Eye Of The Demon“ oder „Striking Death“ von ihren beiden Alben „Spread The Fire“ und „Plunging Into Darkness“ hatten die vier allerdings auch ein leichtes Spiel, denn so eine Menge an gutem Material auf nur zwei Alben können nur wenige Bands vorweisen. Als mit „Thrash Is Back“ der letzte Song des Sets verklang, konnte man eine Reihe glücklicher Gesichter im Publikum beobachten. Klasse Auftritt.

 

 

KIT sentinel beast LIVE 2012Mit Sentinel Beast gab es dann direkt die nächste Thrash Metal Keule. Im Prinzip sind auch sie Wiederholungstäter auf dem Keep It True. Allerdings hatte Sängerin Debbie Gunn beim letzten Mal nur eine Begleitband mit am Start, dieses Mal stand hingegen das Original Line-Up auf der Bühne. Diese Tatsache wurde von den Fans dementsprechend gewürdigt und die Band hatte letztendlich ein leichtes Spiel, um die wütende Meute mit sich zu reißen. Fast alle Songs des 1986er Album „Depths Of Death“ wurden dabei souverän dargeboten. So macht eine „Reunion“, wenn sie auch wohl nur fürs Keep It True stattgefunden hat, durchaus Sinn und vor allen Dingen Spaß.

 

KIT ostrogoth LIVE 2012Nach zwei schweißtreibenden Thrash Metal Acts waren nun Ostrogoth aus Belgien angesagt, die mir mit Sicherheit eine kleine Erholungsphase gönnen würden. Aus der Halle tönten dann aber schon vor dem Auftritt die „Ostrogoth-Ostrogoth“ Sprechchöre nach draußen an die frische Luft. Was ist da drinnen los, denke ich mir so, also schnell wieder rein. Dort legte die Band mit „Heroes’ Museum“ und „Scream Out“ gerade ordentlich los, und ich wurde schnell eines besseren belehrt. Von wegen Erholung, was folgte war ein weiteres Highlight des Festivals. Jeder einzelne Song wurde vom Publikum lauthals mitgesungen und bejubelt. Sänger Marc De Brauwer, sowie dem Rest der Band sah man regelrecht an, welchen Spaß sie auf der Bühne hatten, einfach ansteckend. Songs wie „Full Moon’s Eyes“, „Paris By Night“ oder auch das abschließende „Rock Fever“ machten diesen Gig zu einem unvergesslichen Erlebnis. Einfach Klasse!

 

KIT whiplash LIVE 2012Mit Whiplash stand nun die dritte Thrash Metal Band am heutigen Tage auf dem Spielplan. Und das was folgen sollte, machte mich im nach hinein fast sprachlos. Sänger/Gitarrist Tony Portaro, Bassist Dank DeLong und Drummer Dan Foord legten mit „Last Man Alive“ gewaltig los. Doch leider mussten die drei direkt nach dem Song erst einmal eine fünfminütige Zwangspause einlegen, das Mikrofon der Snaredrum hatte dass Highspeedgeknüppel nicht überlebt und musste wohl ersetzt werden. Weiter im Programm ging es dann mit „Warmonger“ und „Spit On Your Grave“ und mir schien es dann so, als ob die Band die verlorene Zeit wieder reinholen wollte. Mörderisch schnell und einfach mörderisch geil wie sich die Truppe aus New Jersey durch ihr Set zockte. Oldschool Thrash Metal vom Feinsten. Ein Highlight jagte das andere, Songs wie „Stage Dive“, „The Burning Of Atlanta“ oder „Walk The Plank“ um nur einige zu nennen. Das Trio legte regelrecht alles in Schutt und Asche und das Publikum ging bei jedem Song tierisch mit. „Power Thrashing Death“ beendete dann einen Gig über den mit Sicherheit noch lange gesprochen werden wird. Ganz klar ein weiteres Highlight des Festivals.

 

KIT tension LIVE 2012Als nächstes enterten die in 2011 wiedervereinigten US-Metaller Tension die Bühne und lieferten einen superben Gig ab. Die Band um Sänger/Gitarrist Tom Gattis (ex-Wardog, Ballistic), der am späteren Abend noch eine ganz besondere Rolle einnehmen sollte, spielte fast alle Songs ihres 1986er Album „Breaking Point“. Schon der erste Song „One Nation Underground“ zeigte, wie gut die Musiker auf einander eingespielt waren und wie viel Spaß sie auf der Bühne hatten. Der Funke sprang direkt auf das zahlreiche Publikum über, jeder einzelne Track wurde mit Begeisterung bejubelt. Songs wie „Wrecking Crew“, „Angels From The Past“, „Shock Treatment“, „Seduced“ oder „Reach For The Sword“ bildeten das perfekte Gerüst für eine Lehrstunde in Sachen US-Power Metal. Zudem war es eine Augenweide, dem guten Tom Gattis bei seinem Gitarrenspiel auf die Finger zu schauen, einfach klasse der Mann.

 

KIT tytan LIVE 2012Die sind aber ganz schön mutig, dachte ich mir, während der ersten drei Songs der NWoBHM-Legende Tytan. Ich befand mich da noch im Fotograben und konnte mich kaum auf meinen dortigen Job konzentrieren, da ich schon lauthals mitgesungen habe. Da hauen die mit „Blind Men And Fools“, „Money For Love“ und dem Hammersong „Cold Bitch“ gleich am Anfang drei Highlights raus, die manch andere Band bei einem zweistündigen Konzert nicht mal auf die Kette kriegt. Wow! Ich glaube da war ich aber nicht der Einzige, der so gedacht hat. Hier passte alles von der ersten Sekunde an. Die als Sextett angetretenen Engländer punkteten beim Publikum mit ihrer Spielfreude, mit ihrem mehrstimmigen Gesang, mit einer perfekten Abstimmung der drei Gitarristen auf der Bühne und letztlich ganz klar mit ihren Songs. Ich frage mich echt, was damals bei denen schief gegangen ist, den „Rough Justice“ ist definitiv eines der besten Alben aus der NWoHBM-Ära, das aber wohl leider ein paar Jahre zu spät erschienen ist. Aber egal, das Konzert auf dem Keep It True war ein voller Erfolg, gespickt mit vielen Highlights. Bei „Women On The Frontline“ wurde die Band passend zum Songtitel von Martha Gabriel (Crystal Viper) begleitet und erntete dementsprechend noch mal einen extra Applaus. Aber es wurden ja sowieso alle Songs frenetisch bejubelt und mitgesungen, egal ob „Don’t Play Their Way“, „Sadman“ oder das Gänsehaut bereitende „The Watcher“, alle waren Volltreffer. Als Zugabe gab die Band dann noch eine a capella Version des Crosby, Stills, Nash & Young Klassikers „Find The Cost Of Freedom“ zum Besten. Das war zwar ungewöhnlich aber trotzdem toll und zeigte nochmals auf was die komplette Formation gesangstechnisch drauf hat. Tytan waren natürlich ein weiteres Highlight des Festivals.

 

KIT anvil LIVE 2012Um es vorweg zu nehmen, einen schlechten Auftritt von Anvil gibt es nicht und wird es niemals geben. Dafür sind die Herren Steve „Lips“ Kudlow und Robb Reiner viel zu routiniert. Mit ihrem neuen Bassisten Sal Italiano im Gepäck lieferte das kanadische Trio eine gute Songauswahl ab, die aus den Klassikern wie „March Of The Crabs“, „666“, „Winged Assassin“, „Mothra“, der Bandhymne „Metal On Metal“ sowie Songs neuerem Datums wie „Juggernaut Of Justice“, „This Is Thirteen“, „On Fire“, „Swing Thing“ oder „Running“ bestand. Fast jeder Song wurde lauthals bejubelt. Der Gute „Lips“ hatte auf der Bühne sichtlich Spaß, schnitt seine berühmten Grimassen und hatte das Publikum schon von der ersten Sekunde an fest im Griff. Unterm Strich lieferten Anvil einen klasse Gig ab, allerdings gab es später draußen vor der Halle auch einiges an Kritik zu hören. „Warum muss eine Band bei so einer recht kurzen Spielzeit noch etliche Minuten mit Gitarren- und Schlagzeugsoli verplempern, ein oder zwei Songs mehr hätten eine bessere Wirkung erzeugt“. Diese Aussage war leider von etlichen Leuten zu hören.

 

KIT nwobhm1 LIVE 2012Nachdem schon 2009 die erste NWoBHM-Anniversary Show ein voller Erfolg gewesen war, stand nun dieses Jahr der zweite Part auf dem Spielplan. Nach dem gewohnten Prinzip lud die Hausband des Keep It True Festivals, Roxxcalibur, zu einer Zeitreise durch die Anfänge des britischen Heavy Metal ein. Eine schier unendliche Reihe an Musikern gab sich dabei sozusagen die Klinke in die Hand. Als Opener diente „Seven Days Of Slendour“ (Jameson Raid). Sänger Terry Dark, der im weiteren Verlauf der Show auch den Posten des Ansagers für die noch folgenden Gäste einnahm, wurde lautstark vom Publikum begrüßt. Textsicher wurde der ganze Song mitgesungen und die erste Gänsehaut war damit schon garantiert. Von da an gab es im Publikum kein halten mehr, die grandiose Stimmung sollte bis zur letzten Zugabe nicht abbrechen, jeder einzelne Gastmusiker, jeder einzelne Song wurde einfach nur abgefeiert. Letztendlich war die ganze Show eine einzige riesige Party, die ihr absolutes Highlight mit dem Auftritt von Dennis Stratton (ex-Iron Maiden) hatte. Tom Gattis (Tension), ich hatte es ja bereits vorher schon erwähnt, bekam seine ganz besondere Rolle und übernahm den Gesang bei „Prowler“, „Remeber Tomorrow“ und „Iron Maiden“. Bei der Vielzahl an namhaften Gästen sollte an dieser Stelle natürlich auch nicht unerwähnt bleiben dass die Jungs von Roxxcalibur eine lupenreine Performance abgeliefert haben und die Halle immer auf Betriebstemperatur gehalten haben. Klasse Leistung.

KIT nwobhm2 LIVE 2012Setlist NWoBHM-Show:
Seven Days Of Splendour (Jameson Raid) (mit Terry Dark & Peter Green)
I’m No Fool (Gaskin) (mit Paul Gaskin)
Turn The Hell On (Fist) (mit Glen Coates)
Flying High (Hollow Ground) (mit Glen Coates)
Ridin' High (Persian Risk) (mit Carl Sentance)
One Of These Days (Trespass) (mit Mark Sutcliffe)
Death Or Glory (Holocaust) (mit John Mortimer)
Heavy Metal Mania (Holocaust) (mit John Mortimer)
Let It Loose (Savage) (mit Andy Dawson & Chris Bradley)
Panic In The Streets (Praying Mantis) (mit Chris Troy & Tino Troy)
Captured City (Praying Mantis) (mit Chris Troy & Tino Troy)
Motorcycle Man (Saxon)
Princess Of The Night (Saxon)
Prowler (Iron Maiden) (mit Dennis Stratton & Tom Gattis)
Remember Tomorrow (Iron Maiden) (mit Dennis Stratton & Tom Gattis) Iron Maiden (Iron Maiden) (mit Dennis Stratton & Tom Gattis)

 

KIT arch matheos LIVE 2012Nach einer ewig dauernden Umbaupause sollte sich dann endlich ein lang ersehnter Traum für viele der anwesenden Festivalbesucher erfüllen. Der Traum, einmal in seinem Leben John Arch live zu sehen, wurde wirklich wahr. Im Vorfeld des Auftritts gab es eigentlich nur ein Thema, welche Songs aus der Fates Warning Ära würden Arch/Matheos mit in ihre Setlist einbauen. Ich fragte mich auch, wie nervös John Arch wohl sein mag, denn immerhin war dieser Auftritt der erste für die Band überhaupt, und für ihn persönlich der aller erste seit über fünfundzwanzig Jahren. Dass seine Bandkollegen Jim Matheos, Joey Vera, Bobby Jarzombek und Frank Aresti das Ganze routiniert und locker abspulen würden, war hingegen sowieso klar. Die magische Reise begann mit zwei Songs vom aktuellen Album „Sympathetic Resonance“. Die beiden Tracks „Neurotically Wired“ und „Midnight Seranade“ dienten John Arch mit Sicherheit dazu, sich etwas locker zu machen, was aber anscheinend völlig überflüssig zu sein schien. Von der ersten Silbe an saß jeder Ton bei ihm, er sang einfach grandios. Mit „Stained Glass Sky“ und „Any Given Day (Strangers Like Me)“ fanden noch zwei weitere der aktuellen Songs Einzug in die Setlist und wurden auch ausreichend bejubelt. Was aber letztendlich zählen sollte, waren die alten Klassiker. Als erster wurde „The Sorceress“ ausgewählt, die erste Gänsehaut war damit schon einmal garantiert und den Noppenanzug sollte ich bis zum Schluss auch nicht mehr los werden. „Damnation“ vom Debüt und „The Apparition“ im Doppelpack, einfach Wahnsinn. Den Schlusspunkt des regulären Sets bildete dann das unsterbliche „Guardian“ und vielen im Publikum standen die Tränen in den Augen. Ohne eine ausreichende Zugabe würden Arch/Matheos nicht davon kommen, so viel war bei der begeisterten Stimmung der Fans wohl klar. „Epitaph“ und das finale „Exodus“ ließen dann diesen historischen Auftritt ausklingen. John Arch bedankte sich mehrmals bei den jubelnden Fans, und ein wieder einmal perfektes Festival ging zu Ende. Ich sag dann mal bis nächstes Jahr auf dem Keep It True XVI !!!



Autor: Holger Fey - Pics: Holger Fey