MOONSCAPE - Entspannter und mehr künstlerische Freiheit


1996 war ich total fasziniert vom Edge Of Sanity-Album „Crimson”, da es nur einen Song enthielt, der aber eine Albumlänge von vierzig Minuten hatte. 2003 gab es noch einen zweiten Teil, der ebenfalls sehr gut war. Aber mir war nie eine zweite Band bekannt, die im Melodic Death Metal etwas Ähnliches gemacht hätte, bis wir kürzlich über Facebook eine Mail des Norwegers Håvard Lunde bekamen, der nach einem Review fragte. Nach Anhören des Albums über Bandcamp war mir klar, dass ich endlich einen würdigen Nachfolger des damaligen „Crimson“-Albums gefunden habe. Der norwegische Einzelkämpfer des Soloprojektes Moonscape stand mir Rede und Antwort.

logoDaniel: Hi Håvard! Bitte erzähl uns doch zunächst einmal, wann und wie es zur Entstehung von Moonscape kam!

Håvard: Die Basis für Moonscape wurde Ende Februar 2015 geschaffen, als ich anfing, Musik zu schreiben, die später das „Entity“-Album werden sollte. Der Name dafür entstand erst im Laufe des Songwritings, aber ich wollte von Anfang an, dass daraus ein ernstes Projekt wird, und nichts, das später einfach im Sand verlaufen sollte. Ich musste also sehr hart daran arbeiten und mich immer wieder dazu motivieren, dieses Projekt zu Ende zu führen. Mir schwebte ein hartes und düsteres Album vor, sowohl musikalisch als auch textlich. Und ich bin mit dem Endresultat wahrlich zufrieden!   

Daniel: Hattest Du zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Håvard: Ich spielte seit 1996 in irgendwelchen Bands, damals noch mit Schulkameraden. Ursprünglich war ich allerdings Schlagzeuger. Es gab un sein paar Jahre, wir nahmen auch ein paar  Demos auf, lösten uns dann aber auf, als einige von uns zum Bund mussten usw. Danach habe ich noch ein paar Jahre in einer Power Metal-Band gespielt, diese aber Anfang 2006 verlassen.   

Daniel: Wie kam die Idee zu dem Namen Moonscape?  

Håvard: In Bezug auf die Geschichte hinter dem Konzept bekam der Name eine Bedeutung, die mir anfangs noch nicht bewusst war. Zunächst war es einfach nur ein Wort, das sich in meinen Gedanken festsetze, aber es entstand im weiteren Verlauf eine tiefe, mystische Bedeutung. Wenn ich das Wort höre, stelle ich mir immer Dunkelheit vor. Dies wurde dann für das Konzept und natürlich auch für die musikalische Ausrichtung relevant.  

Daniel: Bei nur einem Track, der vierzig Minuten dauert, muss ich automatisch an das „Crimson”-Album von Edge Of Sanity denken. Das Saxofon erinnert mich dagegen stark an „Dark Side Of The Moon“ von Pink Floyd. Insofern wäre es interessant zu wissen, welche Bands ich genau zu diesem Album inspiriert haben.  

Håvard: Das „Crimson"-Album hatte immer schon eine große Bedeutung für mich, und ich wollte schon immer mal etwas in dieser Richtung machen; also einen langen Song, der eine komplette Geschichte erzählt. Ich wollte dabei harte Gitarren mit tollen Melodien verbinden, so wie Edge Of Sanity das in den Neunzigern auch gemacht haben. Ich bin aber auch ein großer Fan Arjen Lucassen und seinen Ayreon-Alben, mit all seinen Gastsängern und Gastmusikern. Ich hielt es für eine gute Idee, so etwas auch zu versuchen. Auf der anderen Seite höre ich auch sehr viel Progressive Rock, wie Yes, Genesis, Jethro Tull usw. Ich denke, dass hat sich ebenfalls auf das Album ausgewirkt.

Daniel: „Entity” ist im Prinzip ein langer Song, der in neun Teile aufgeteilt ist. Es scheint sich also um ein Konzept-Album zu handeln. Worum geht es da genau? Und woher hast Du den Einfluss für die Gechichte? Basiert sie vielleicht auf einem Buch oder Film?  

Håvard: Für mich ist es eine Metapher für das, was mit jemandem passiert, wenn er von allem isoliert ist. Der Protagonist der Geschichte will nichts mehr mit der realen Welt zu tun haben. Also schließt er seine Augen, um von der Realität abzuschalten und Sicherheit in seinem tiefsten Inneren zu suchen. In der realen Welt ist Isolation kein sicherer Halt für ihn, und er stößt dabei auf seinen inneren Dämon. Das passiert nämlich tatsächlich, wenn man sich isoliert. Wenn man glaubt, sich dadurch schützen zu können, fängt man nämlich damit an, sich selbst zu zerstören. Man denkt nämlich zu viel nach. Dies führt zu Depressionen. Und wenn man Depressionen hat, tauchen diese Dämonen auf. Jeder trägt diese Dämonen in sich, egal ob es sich dabei zum Beispiel um niedriges Selbstvertrauen oder Einsamkeit handelt. Und das ist auch der Grund, warum ich glaube, dass viele Leute sich auf diesem Album wiederfinden werden. Mir wurde beim Schreiben der Texte einiges klar, auch wenn es sich dabei nicht um eine autobiographische Geschichte handelt.     

Daniel: Wie lange hast Du denn insgesamt an dem Material  gearbeitet?  

Håvard: Ich habe etwa zehn Monate an der Musik gefeilt. Die Texte habe ich in diesem Zeitraum immer zwischendurch geschrieben. Die meiste Zeit ist dafür draufgegangen, aufzunehmen, zu programmieren und Gastmusiker dafür zu finden. Es hat in etwa ein Jahr gedauert, bis jeder seine Parts drin hatte. Zwischendurch hatte ich mir allerdings auch noch eine Auszeit genommen, da ein enger Verwandter von mir sehr krank wurde.    

Daniel: Bei dem Album handelt es sich um eine Eigenpressung. War das nicht sauteuer? Und gab es keine geeigneten Plattenfirmen, die an einer Veröffentlichung interessiert gewesen wären?  

Håvard: Natürlich ist es nicht gerade billig, solch ein Album in Eigenregie zu veröffentlichen. Aber wie ich bereits anfangs erwähnte, wollte ich solch ein Album immer schon mal machen. Deswegen war mir Geld nie wichtig. Es gab schon ein paar Plattenfirmen, die das Album gerne veröffentlicht hätten, aber ich erkannte, dass es weniger kosten würde, wenn ich alles selbst in die Hand nehme.   

Daniel: Ich wundere mich aber trotzdem, dass die CD dennoch einen Barcode hat. Wie kam es dazu?   

Håvard: Der Hauptgrund ist, dass es sich so besser verkaufen lässt. Ich finde, man sollte immer einen Barcode auf physischen Tonträgern haben, egal ob es eine Eigenpressung ist oder nicht.   

Daniel: Die Produktion ist sehr gut. Wo hast Du das Album aufgenommen und wer hat produziert?  

Håvard: Ich habe tatsächlich alles in meinem kleinen Studio zu Hause aufgenommen; alle Gitarren, den Bass, meine Keyboard-Parts und den Gesang. So steht es auch im Booklet. Alle Gastsänger und Gastmusiker haben woanders aufgenommen und mir die Dateien dann zugeschickt. Ich habe das Album produziert und Shaun Rayment von Enochian Theory hat es gemischt und gemastert und dem Album einen tollen Sound verliehen. Er gab dem Album diese spezielle Atmosphäre. Es war toll, mit ihm zu arbeiten. Er ist sehr nett und arbeitet sehr professionell. Ich kann ihn nur weiterempfehlen!  

Daniel: Das Cover sieht toll aus! Wer hat es gemalt? Und wie bist Du mit dem Künstler in Kontakt getreten? 

Håvard: Das Cover hat Mihaela Joe gemalt, eine Designerin aus Rumänien. Ich habe mich in einer Facebook.-Gruppe für Design umgesehen und dort geschrieben, wonach ich suchte. Dort stieß ich dann auf Mihaela. Sie hat wahnsinnig gute Arbeit geleistet und genau das umgesetzt, was mir vorschwebte.

moonscapeDaniel: Das Cover schreit geradezu nach einer Vinylveröffentlichung. Gibt es dafür irgendwelche Pläne?  

Håvard: Ich hoffe sehr, dass es mal eine Vinylversion davon geben wird! Das ist auch sehr wahrscheinlich. Es kommt allerdings auch darauf an, wie gut sich die CD verkauft. Aber ich habe tatsächlich schon darüber nachgedacht, ja.   

Daniel: Gibt es den vielleicht auch Pläne dafür, das Album eines Tages mit Gastmusikern live umzusetzen? Oder handelt es sich bei Moonscape lediglich um ein reines Studio-Projekt?  

Håvard: Nein, es ist nur ein Studio-Projekt. Ich sehe keinen Weg, um das Album live umzusetzen, ehrlich gesagt. Ich sitze lieber gemütlich allein im Studio als mich mit einer kompletten Band auseinanderzusetzen.  

Daniel: Offiziell handelt es sich bei Moonscape um Dein Soloprojekt. Warum? Ich meine, dafür waren doch eigentlich viel zu viele Gastmusiker involviert oder etwa nicht? Hättest Du keine Lust, aus Moonscape mal eine richtige Band werden zu lassen?

Håvard: Wie gesagt: Ich fühle mich sehr wohl dabei, es nur als Soloprojekt laufen zu lassen. Es ist entspannter und ich habe mehr künstlerische Freiheit, was mir sehr wichtig ist. Ich glaube, ich bin einfach zu sehr Control Freak, haha!  

Daniel: Wie sehen denn Deine Zukunftspläne mit Moonscape aus?   

Håvard: Vor ein paar Tagen habe ich eine Firma gefunden, die T-Shirts macht. Bis zum 6. November kann man sich dort welche vorbestellen. Der gesamte Erlös dieser Shirts und auch der CD-Verkäufe geht dann in die Vinylveröffentlichung. Und nebenbei schreibe ich schon an dem nächsten Album.    

Daniel: Na gut, Håvard! Dann wären wir durch. Dir gehört das Schlusswort!  

Håvard: Ich will mich einfach bei jedem bedanken, der das Album gekauft oder mich anderweitig unterstützt hat. Falls ihr dies noch nicht getan haben solltet, hört euch das Album an und kauft die streng limitierte CD, die nur bei mir persönlich erhältlich ist, über meine Bandcamp-Seite und bestell euch euer Shirt! Danke sehr!

https://www.facebook.com/moonscapenorway/

https://moonscape.bandcamp.com/releases



Autor: Daniel Müller