LUGBURZ - SONGS FROM FORGOTTEN LANDS


Label:ARS MUSICA
Jahr:2010
Running Time:43:20
Kategorie: Neuerscheinung
 

Ganze fünf Jahre herrschte Funkstille hinsichtlich der Produktionen von Sathorys Elenorth (Der Blaue Reiter, Narsilion, Endless Asylum) an seinem Projekt Lugburz. Nach der letzten CD „Behind The Gates Of Black Abyss“ aus dem Jahr 2005 erschien nun im Juli 2010 mit „Songs From Forgotten Lands“ bei Ars Musica Diffundere/Black Rain das aktuelle Album des Spaniers, in dem er sich erneut mit der Mittelerde-Saga „Herr der Ringe“ von Tolkien auseinandersetzt. Die literarische Grundlage bietet zugegebenermaßen ja auch sehr viel Material für einen Künstler, um sich individuell mit diesem auseinander zu setzen, doch gerade bei Herr der Ringe liegt die Messlatte durch den Soundtrack der Peter Jackson Verfilmung beziehungsweise durch seine teilweise sehr pompös und bombastisch wirkende Klanguntermalung des Films sehr hoch, so dass Neuinterpretationen es schwer haben und Gefahr laufen, wie ein billiger Abklatsch des Originals zu wirken.
Nicht jedoch so bei Lugburz. Das Projekt, das nach dem dunklen Turm (auf „Orkisch“) benannt ist (nicht zu verwechseln mit der polnischen Metalband oder dem ersten Album von Summoning), weist zwar durchaus Anklänge an den Filmsoundtrack auf, entwickelt aber mit „Songs From Forgotten Lands“ einen durchaus hörenswerten, individuellen Charme. Musikalisch lässt sich das Album als mit Dark Ambient Versatzstücken gespickte Neoklassik ansehen, wobei beide Genres angenehm miteinander harmonieren. Der Hörer wird in eine mittelalterliche Klanglandschaft eingeführt, in der klirrende Schwerter, antreibende Trommeln, Fanfaren, Marschgeräusche und Pferdegalopp die Atmosphäre von Mittelerde gekonnt inszenieren.
Die Stimmung der Stücke weist eine große Bandbreite auf, - von düster, erhaben, bombastisch bis hin zu ruhig, weit und idyllisch. Nach dem Intro „Gollum’s Song“ erschallen mantrahafte Chorgesänge, die ihren verborgenen Herren anrufen („Dominus Obscurus“) und in ihrer Anrufung die Atmosphäre einer aufziehenden Schlacht vermitteln. Von diesem Eindruck lebt auch das an mittelalterlich anmutenden Folk erinnernde Stück „The Ring Goes South“. Dann jedoch schwenkt die Stimmung zum sphärisch idyllischen „The Shire“ bis darauf folgend Morguls Nacht hereinbricht und düstere Vocals zusammen mit Marschtrommeln erneut die Schlachtthematik in den Vordergrund rücken, welche sich in „Riders of Rohan“ fortsetzt. Das Wechselspiel zwischen ruhigeren Stücken und Tracks, die heraufziehende Heerscharen illustrieren zeigt sich auch im Folgenden weiter. Nach einer kurzen Abkühlung in den „Waters of Nimrodel“ geht es erneut aufs Schlachtfeld mit „Towards The Fields Of Plennors“. Der Ausklang des Albums ist hingegen erneut sehr ruhig und harmonisch mit den beiden Stücken „Edoras“ und „Tears For A New Beginning“, in denen sphärische Elemente und tragender Gesang eine fast wehmütige Grundstimmung erzeugen.
In Gänze betrachtet ist Lugburz mit „Songs From Forgotten Lands“ eine abwechslungsreiche und gut gemachte Bearbeitung der Ringe-Saga gelungen, jedoch fehlt mir das zündende Element, die Innovation und das besondere Etwas, obwohl Sathorys Elenorth mit diesem Album ohne Frage einmal mehr seine musikalisch Klasse und auch eine individuelle Herangehensweise bewiesen hat. Vielleicht erscheint mir trotz der Tatsache, dass Tolkiens Herr der Ringe viele Ansatzstellen zur künstlerischen Bearbeitung bietet, die gesamte Thematik einfach schon zu oft durchgekaut. Jedem „Herr der Ringe“-Freund sei dieses Album jedoch wärmstens ans Herz gelegt.

Note: 7 von 10 Punkten
Autor: Oliver Strasser


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