SILENT REVENANTS - WALK WITH FIRE


Label:SELBSTVERTRIEB
Jahr:2017
Running Time:68:06
Kategorie: Eigenproduktion
 

Silent Revenants kommen aus Gescher und debütierten 2013 mit der fünf Tracks umfassenden EP "Every Dream". Ich hatte bereits das Vergnügen dieses erste Ausrufezeichen für CROSSFIRE zu bewerten und war damals, von dem Female Fronted Symphonic Metal, der heute sieben Musiker starken Truppe, sehr angetan. Dreizehn Nummern haben die schweigenden Geister auf den fast siebzigminütigen Output mit dem Titel "Walk With Fire" drauf gepackt, der wesentlich mit Hilfe des Crowdfunding finanziert wurde. Als Texter und Songschreiber sticht Gitarrist Julian Kirschbaum hervor, dem es ein besonderes Anliegen war, auf übermäßiges Sampling zu verzichten, so dass die Songs live zur Gänze spielbar bleiben.

Mit "Agony Of Angels", das mit einer verzehrenden Violine, gespielt von Celina Schubert, eröffnet und den eingefleischten Fans seit vielen Gigs bekannt ist, wählt das Septett den idealen Opener. Die Nummer ist zugleich ein gutes Beispiel für ein ausgetüfteltes Songwriting mit einerseits ruhigeren Passagen, begleitet von Streichern, melodischen Tasten (Marina Grave) und einer sanften Denise Schlahn am Mikro aber auch kantigen, eckigen Momenten sowie einer fordernden Sängerin. Mit Jannik Hütt`s Bagpipe, legt das flottere und mit durchgehenden Grooves gespickte "Winds Of Awe" los. Denise wandelt hier zwischen feinem Gesang, wagt sich aber im leicht hymnenhaften Refrain auch an soprane Töne heran und in der Bridge vernehmen wir ein flotteres Gefiedel. Traurig, melancholisch klingt der Bogen im Intro zu "Behind The Curtain". Knackige Felle von Peter Weissink und dunkle Saiten von Hermann Remmers sorgen für den Sprung zum orchestralen, etwas dramatischen Metal mit operettenartigen Einsätzen und hier einer erzählenden und dort sogar einer lachenden Fronterin. Wie schon bei der EP kommt mir als Vergleich die junge Jutta Weinhold von Zed Yago in den Sinn, so Sound und Arrangements eine Menge von "From Over Yonder" haben.

Fast im klassischen Hardrock driftet der Titeltrack "Walk With Fire" daher, ehe ein tiefer Bass und schwere Drums für die nötigen Breaks sorgen. "The Traveller" startet erstmalig mit melodischen Gitarren, bis die traurige Violine und eine exzellente Sängerin in der sehnsüchtig angelegten Nummer eine brillante Symbiose eingehen. Wer eine so starke Geigerin, wie Celine Schubert in den Reihen hat, der darf "Moment Of Thoughts" auch mit der Titelmelodie von "Game Of Thrones" eröffnen. Ganz clever spielt die junge Band immer mal wieder mit Teilen des Soundtracks im weiteren Verlauf des Liedes, ohne dabei zu kopieren, zumal der klassisch inszenierte Symphonic Metal nach gut drei Minuten auch "ad acta" gelegt wird und schwarzmetallische Momente und brettharte Riffer das Finale dominieren. Eine ganz starke Komposition kennzeichnet auch "Marching Song" mit sehr gutem Spannungsaufbau und einem stampfenden Bass. Die Gesangskünste von Denise sind wieder über jedem Zweifel erhaben. Fast spielerisch meistert sie die unterschiedlichen Stimmungen. Es folgt "Echoes Of Time (Rise Of The Revenant Part 1)", der nach verspieltem Start zunächst als Midtemporocker mit teils bösem, keifigem Gesang durchgeht. Nach einem instrumentalen Intermezzo mit einer schleifenden Klampfe und einer anschließend sich zurücknehmenden Sängerin vernehmen wir erstmalig in der bisherigen Geschichte der Revenants bitterböse Growls vom Basser Hermann Remmers, der ganz zum Ende der Scheibe nochmals seine gutturalen Laute von sich geben darf. "Running Through The Hills" beginnt als Ballade mit traumhaftem Gesang, wird flotter mit dem Einstieg von Bagpipe und Percussion und endet größer angelegt, ja fast hymnenhaft. Schwere Riffs und eine zügige Violine kennzeichnen "Age Of Watchers" und wieder treten die schlierenhaften Erinnerungen an den Dramatic Metal der 80er-Jahre hervor. "The Merry-Go-Round" beschließt mit marschierenden Rhythmen, unterstützt durch Flöten, choralen Gesängen, kraftvollen Saiten und in cineastischer Aufmachungn den zweiten Part von "Rise Of The Revenant". Selbst wenn "Midsummer Nights" in den chorhaft inszenierten Mitmachteilen viel Folk versprüht und am Ende fast eine kitschige Geige mit einem entsprechend Santiano-behafteten "Hey" erklingt, bleibt es doch im Grunde ein kräftiger Rocker. "Just Stand Still" mit nochmalig dunklen Attitüden und wieder einem ganz starken Refrain mit tollen Streichern setzt dann den Schlusspunkt.

"Walk With Fire" zeigt im Vergleich zur vorangegangen EP eine deutliche Weiterentwicklung der Silent Revenants auf, die mit ausgefeiltem Songwriting und komplexesten Arrangements, auf ihrem Debüt massig punkten kann. Trotz aller Reife bleiben Verspieltheit, Unbekümmertheit und die Lust am Musizieren dabei nie auf der Strecke, so dass weiterhin richtig gut hörbare, melodiöse und einprägsame Songs herauskommen, die auch nach zigfachen Durchgängen nie langweilig werden. Mit einer bereits auf ganz hohem Niveau agierenden aber wohl weiterhin noch steigerungsfähigen Denise Schlahn am Mikro, dem fast genialen Songwriter Julian Kirschbaum, der hoch virtuosen Geigerin Celina Schubert und dem professionellen Drummer Peter Weissink steht der zudem so sympathischen Truppe eine glorreiche Zukunft bevor. Für die Höchstbewertung fehlt die "eine" Nummer und außerdem muss ich ja auch objektiv bleiben.

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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