JEN MAJURA

Listening-Session zu "InZenity"


Jen Majura lernte ich ganz flüchtig auf dem Rock Hard Festival 2015 in Gelsenkirchen kennen und wir waren uns sofort sympathisch. So, zumindest rede ich mir das ein, haha. Die unbändige Lady drückte mir ihr selbstbetiteltes Soloalbum, handsigniert in die Hand und blastete mich zu Hause, an meinem Player völlig aus den Socken. Obschon das hübsche Girl bereits in einigen bekannten Formationen, wie Equilibrium und Knorkator, aktiv war, kannte ich sie bis dato gar nicht. Seit geraumer Zeit ist sie im Line-Up der Amis Evanescence. Das gab ihr einen großen Schub in Sachen Bekanntheitsgrad und eine Menge Möglichkeiten. Natürlich fehlte jedoch Zeit für eigene Sachen. In diesem Sommer aber war es soweit. Geladen wurde in das Gernhart Studio zu Troisdorf, wo man mit allerlei Leckereien und kleinen Geschenken begrüßt wurde. Die kleine aber illustre Runde fand erstmal genug Zeit für Fachgespräche, die sich doch ziemlich schnell in den privaten Sektor bewegten. Dann nahm man Platz und ein jeder bekam einen persönlich beschrifteten Ordner, samt Sticker (danke für das Glitzereinhorn, Jen), dass eine dreiseitige Liste der Songs enthielt, auf der man Notizen machen konnte. Völlig überdreht und aufgeregt mit einer fetten Schippe Lampenfieber, offerierte Jan ihr neues Album „InZenity“.

 

Den Anfang der elf Beiträge macht der Riffattacker „All The Other Ones“. Lyrisch ein persönlicher Hintergrund einer dumm gelaufenen Beziehung, gehört der Track selbstverständlich zu den härteren Sachen des Albums. Die Gästeliste hat gleich hier ihren Anfang und niemand geringeres als der kanadische Axtschwinger Jeff Waters (Annihilator), gibt sich hier ein Solo-Stelldichein. Jen hat schwer an ihren Vocals gearbeitet und klingt, immerhin auf diesem Song wie eine Mischung aus Janet Gardner (ex-Vixen) und Lita Ford. Weiter geht es mit dem Titelstück „InZenity“. Gleich vorweg der Gastbeitrag an der Gitarre…Jan Zehrfeld von Panzerballett. Das Ergebnis von Jan ist eher polyphon. Passend zu dem gelungenen vertrackten Pop-Rock, modernen Chören, Metal-Rap und einer Portion frischen Windes. Dazu gesellen sich einige spaßige Elemente. Jen hat hier ihre Stimme etwas überlagert. „Leave Me“ bringt uns das Thema Depressionen näher. Wir hören hier zwar den vorläufigen Mix aber ich bin jetzt schon begeistert. Diese Gesangstechnik der kanadischen Sängerin Alanis Morissette, hatte Jen bereits auf ihrem Debütwerk parat. Das hier wird der balladeske Chartbreaker.

Mit „Drama Queen“ will sich die Protagonistin von einer weiblichen Charaktereigenschaft distanzieren. Der vierte Kracher in Reihe. Es ertönt ein wenig No Doubt mit Gwen Stefani und die Chöre erinnern mich stark an Lady Marmalade. Wer auf Mega-Refrains steht wird hier großartig belohnt. „Bully Lies“ bewegt sich dann etwas im Mittelmaß. Hier geht es textlich um die Ehrlichkeit, die man sich selber auferlegen sollte. Die Vocals erklingen eher soulig und die Komposition an sich, würde auch als Song von Freak Kitchen durchgehen. Kein Wunder, ist doch hier der Klampfengast Matthias IA Eklundh von eben genannter Fraktion am Start. An der Rhythmus-Axt finden wir Nico Schliemann (in der Livebesetzung von Glasperlenspiel). Die dauerhaften Backing-Vocals erinnern mich an den relativ unbekannten Act T-Ride. Viele andere vielleicht an Queen. Die perfekte Akustik-Ballade, die ich live bereits 2016, auf der Femal-Fronted-Night III hören durfte, lautet „Lied Ohne Namen“, in der es lyrisch um Phil Anselmo´s (ex-Pantera) „White Power“ Eklat geht. Gesagtes ist einfach nur kernig und ehrlich und musikalisch geht die Nummer einfach unter die Haut. Auch was für ganz harte Metaller…wenn sie ehrlich sind. Alex Skolnick (seit 2005 wieder bei Testament), veredelt „Sick Brain“. Dies ist der erste aber leider nicht der letzte Song, der mir gar nichts bringt. Allerdings sind es gerade die beiden Lieder die mich am wenigsten berühren, genau die, die meiner Lebensgefährtin am besten gefallen. Also ehrlich!?! Der Gesang von Lady Jen ist absolut nicht mein Ding und Strophe sowie die Bridge, einfach zu vertrackt. Auch „Stupid Piece Of Wood“ ist nicht das Gelbe vom Ei, obschon wieder positiver als der Vorgänger. Der Opening-Riff erinnert mich an Clawfinger und die Stimme ein weiteres Mal an Gwen Stefani.

Ein weiterer faszinierender Hit ist auch, einer der vielen komischen Titelnamen: „Tobi Didn´t Show Up For Breakfast“. Mit Tobi ist das bekannte Mitglied von Orden Ogan gemeint, der natürlich nicht zum Frühstück kam. Also ich wäre ja gekommen aber hatte keine Einladung. Ja genau, hier mal ein Wink mit dem ganzen Zaun! Es ist ein echt cooles Instrumental-Stück und bewegt sich kompositorisch zwischen Rush und Savatage. Kann sich hören lassen. Leider kommt noch eine kuriose Kante um die Ecke: „Like Chuck Norris“. Die Gitarrenarbeit ist hier das beste Argument aber der Track gibt mit absolut gar nichts. „Cuck, Chuck, Chuck“, ständig im Background braucht kein Mensch. Last but not least, ein weiterer Treffer…“Far Away“! Gerahmt in einen balladesken American-Sound. Und worum soll es schon gehen? Verliebt in die falsche Person. Kenn ich! Dieser Singer/Songwriter Ansatz, birgt eine Stimme zwischen den Kanadierinnen Lisa Loeb und Amanda Marshall. Jen hat es aber auch mit den Kanadiern. Leider kommt es einem so vor, als wäre der Song einfach zu kurz. Wahrscheinlich weil er so geil ist.

Gelöst von der Spannung erwartete man die ersten Reaktionen, die allerdings nur spärlich kamen. Logisch!. Mein Fazit: Jen, die Wert drauf legte, frei von der Leber weg alles zu gestalten wie sie es wollte, kann ihr Debütwerk nicht toppen. Und obschon hier vieles anders ist, fehlt mir trotzdem der Überraschungseffekt des Vorgängers. Unaufregend sind zudem die Girlie-Stimmen im japansichen Soundalike-Stil. Soll vielleicht humorvoll genommen werden aber so bin ich nicht wenn es um Mucke geht, haha. Trotzdem, es gibt viel zu entdecken, wie der Einsatz des Gerätes Theremin, mit dem sich die Musikerin immens auseinandergesetzt hat. An dieser Stelle noch mal vielen Dank für einen schönen Nachmittag!

Autor: Steve Burdelak, Pic: Steve Burdelak