PRISTINE, THE LEGENDARY

Köln, Yard Club, 18.09.2017

Es regnet in Strömen und das ohne Unterlass, schon den ganzen Tag. Da also Grillparty oder sportliche Aktivitäten ausfallen und ohnehin morgen wieder die Arbeit ruft, mache ich mich auf zum Yard Club, um mir Pristine anzuschauen. Pünktlich zum Einlass finde ich mich dort ein, und sehe außer mir nur eine Handvoll Leute, dort unter den Schirmen stehen. Immerhin heizt der Mann an der Pommes Bude schon mal die Fritteuse an. Also ein wenig Smalltalk mit Markus, dem Chef von der Kantine und Yard Club, kurz beim Soundcheck der Vorband reingeschaut, und eine Currywurst Pommes inhaliert. Jetzt kann es losgehen!

The Legendary - live - 2017Die Zeiteisen zeigen Acht Uhr, und The Legendary besteigen die Bühne. Die Band aus München existiert seit Januar 2014. Bandleader Thorsten Rock und seine männlichen Mitstreiter, die auf alten Promofotos abgebildete Lady konnte ich allerdings nirgendwo sehen, zelebrieren eine bunte Mischung aus Stoner Rock mit ein wenig Southern dazu. Das rockt und lädt die Füße zum  Mitwippen ein, mal schneller und dann wieder mehr im Midtempo. Meine anfänglichen Bedenken, ob des Outfits von Herrn Rock, das mich mehr an Dieter Thomas Kuhn erinnerte, verfliegen jedenfalls sehr schnell. Die Jungs können rocken, soviel ist mal klar. Auch wenn ich mir manchmal ein wenig mehr Druck auf das Gaspedal wünsche, ist es eine gelungene Vorstellung die Spaß macht. Und das mittlerweile deutlich  angewachsene Publikum weiß das zu würdigen. Gegen Ende des Sets tritt man aber dann doch noch einmal kräftig auf das Pedal und alles ist gut.

Setlist: Rocket Ship, Half A Devil, The Path, Sazerac Woman, The Dirt, Let’s Get A Little High, Tomorrow, Kissin‘ Kate, Shot In The Dark, Hardrock Hotel, Gallows Tree, If I Was A Girl

 

Pristine -live - 2017 BerichtEs wird fleißig umgebaut, und der aufwabbernde Nebel kündigt den Auftritt des heutigen Headliners an. Nun sind sie auf der Bühne und starten ihren fulminanten Set mit einem progressiv-psychedelische Hybriden und langen Soli direkt im ersten Stück. Da werden Erinnerungen an Led Zeppelin wach. Pristine wurden von Frontlady Heidi Solheim 2006 in Tromsøe gegründet. Die Band hat sich dem 70er-Jahre Psychedelic Rock und klassischen Blues Rock verschrieben, und das leben sie heute Abend so richtig aus. Ein hervorragendes Miteinander, und zwischendrin der rote Teufel. Heidi schleudert ihr langes, knallrotes Haar, dass es eine wahre Freude ist. Dazu ihre unvergleichliche Röhre, in bestimmten Momenten erinnert sie mich stark an Jutta Weinhold/Zed Yago, und das nicht nur nicht nur stimmlich. Auch ihre Präsenz auf der Bühne hat einiges davon. Die Stücke sind durchweg länger als drei Minuten, und überraschen immer wieder durch längere, teilweise recht  psychedelische Instrumentalparts, die sich dann in einer dynamischen Steigerung entladen. Überhaupt hat der Blues hier die Oberhand. Man biedert sich nicht retromässig an, sondern alles wirkt absolut authentisch und ehrlich. Überhaupt kein Vergleich mit Blues Pills zum Beispiel, mit denen man schon gemeinsam auf Tour war. Ich liebe Blues Pills sehr, aber Pristine ist da schon eine ganz andere Hausnummer. Hier wird kräftige Vintage Kost geboten, die alles, nur nicht durchschnittlich, ist.  Neben der wilden, unbändigen Energie, die Heidi hier heute auf der Bühne ausstrahlt, überrascht auch immer wieder die Virtuosität von Espen Elverum Jakobsen. Ob auf der Zweihalsigen Gitarre oder am normalen Brett, er bearbeitet sie wie kein anderer. Einfach klasse, und die anderen Musiker natürlich ebenso. Zum Ende der Show zaubert Heidi noch ihr Lieblingsinstrument hervor, eine Kuhglocke, die sie massiv per Stick bearbeitet. Natürlich hat man noch eine Zugabe im Ärmel, und danach steht die Band schon am Merch bereit um strahlend den Kontakt zu den Fans zu suchen.

Setlist: The Rebel Song, California, I’m Gonna Give You All Of My Love, Lois Lane, Reboot, The Parade, Ghost Chase, One Good Reason, No Regret, Ninja, Sophia, Derek, Carry Your Own, Bootie Call



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt