BLACKFINGER - Die Liebe zu tiefer gestimmten, verzerrten Gitarren


Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass Musiker von Bands, die sich seit einer Ewigkeit in meiner CD-Sammlung befinden, mit neuen Bands und Projekten daherkommen, die völlig an mir vorbeigegangen sind. Trouble kenne ich schon seit „Manic Frustration“, welches 1992 erschien. Ich wusste, dass Sänger Eric Wagner bei Trouble raus war und The Skull gegründet hatte. Aber von Blackfinger hatte ich noch nie gehört. Dabei handelt es sich bei „When Colors Fade Away“ sogar schon um das zweite Album dieser Band. Ein Interview mit dem Doom-Meister selbst konnte ich natürlich nicht ausschlagen. Kurz und knapp widmete er sich meinen Fragen.

logoDaniel: Hi Eric! Bitte erzähl uns doch zunächst, wie es 2012 zur Gründung von Blackfinger kam! 

Eric: Nachdem ich Trouble verlassen hatte, nahm ich mir erstmal eine Auszeit, bevor ich mich an etwas Neues setzte. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich wieder über eine neue Band nachgedacht habe. Der Name Blackfinger schwirrte schon seit langer Zeit in meinem Kopf herum und ich sah den geeigneten Moment für diese Band endlich gekommen. Sie ist mein Baby, könnte man sagen.

Daniel: Welche Bands haben Euch hauptsächlich beeinflusst? 

Eric: Da gibt es eine ganze Menge. Ich wuchs vor allem mit der Musik der Sechziger- und Siebziger Jahre auf. Ich denke, dass die Musik, die zwischen 1965 und 1973 geschrieben wurde, die beste aller Zeiten ist und es auch immer sein wird.

Daniel: Worum geht es in Deinen Texten? Und steckt vielleicht eine gewisse Kernaussage dahinter?

Eric: Sie drehen sich um mich, was ich fühle und was ich sehe. Ich versuche in dieser negativen Welt, in der wir leben, immer dennoch alles positiv zu sehen. Das wird sich bei mir wohl auch nicht mehr ändern.

Daniel: Ebenfalls 2012 wurden auch The Skull gegründet. Sowohl Blackfinger als auch The Skull spielen beide Doom Metal. Wo genau liegen für Dich die Unterschiede zwischen beiden Bands, musikalisch wie textlich?  

Eric: Textlich gesehen gibt es keine Unterschiede. Das bin einfach ich. Wenn Du Dir die Trouble-Alben und alles andere anhörst, was ich gemacht habe, dann ist da immer ein roter Faden zu erkennen. Musikalisch ist es etwas anders. Das liegt daran, dass andere Musiker in der Band sind und jeder seinen eigenen Schreibstil hat. Ich lag es, wenn alle Persönlichkeiten im Songwriting durchschimmern.

Daniel: Ich kenne Blackfinger-Gitarist Terry Weston noch von Dream Death und Penance her. Kanntest Du diese Bands vorher? Oder wie bist Du mit ihm in Kontakt gekommen? 

Eric: Ja, ich wusste, wer er war, aber ich kannte ihn nicht wirklich persönlich. Als wir jemanden an der zweiten Gitarre suchten, stießen wir auf Terry. Und ich denke, das war die richtige Entscheidung.

Daniel: Obwohl die Band erst 2012 gegründet wurde, habt Ihr schon sechs Besetzungswechsel hinter Euch; darunter drei Gitarristen. Warum? Was war bei Euch los?  

Eric: Ich nehme an, Du meinst The Skull, oder? Nichts war los. Ron, Lothar und ich sind der Kern der Band. Alle anderen spielen in anderen Bands und waren nur Gastmusiker.

blackfingerDaniel: Ihr habt gerade Euer zweites Album „When Colors Fade Away” veröffentlicht. Wie lange hat es gedauert, die Songs zu schreiben und aufzunehmen?  

Eric: Insgesamt hat es etwa zwei Jahre gedauert. Das war nicht ganz einfach, da ich zwischendurch auch noch mit The Skull auf Tour war.

Daniel: Wo habt Ihr das Album aufgenommen und wer hat es produziert? 

Eric: Ich habe das Album selbst produziert. Ich liebe diese Arbeit. Das wollte ich schon von klein auf machen. Aufgenommen haben wir im Tonic Recording Studio in Pittsburgh, Pennsylvania.  

Daniel: Ich finde das Cover voll geil. Wer hat es gemacht? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?  

Eric: Es ist ein bearbeitetes Foto von einer alten Begräbnisstätte. Ich habe den Fotografen Matt Bluejay auf dem Maryland Doom Fest getroffen, als ich mir seine dort ausgestellten Arbeiten angesehen habe. Ich fand, dass sich das Foto perfekt für das Cover eignen würde. Auch die anderen Fotos des Booklets sind von ihm.

Daniel: Wird es von dem Album auch eine Vinylversion geben? Das Cover schreit ja geradezu danach!

Eric: Ja, die gibt es. Es ist eine auf hundert Einheiten limitierte LP in blauem Vinyl und sie ist auf meiner Internetseite www.ericwagner.music.com erhältlich.

Daniel: Wie seid Ihr an die Plattenfirma M-Theory gekommen, die Euer neues Album gemacht haben?

Eric: Ich hatte nur für ein Album bei The Church Within Records unterschrieben und hatte, ehrlich gesagt, gar nicht geplant, noch ein weiteres Album zu machen. Aber wie das Leben so spielt, kam alles anders. Ich bin froh, dieses Album gemacht zu haben. Der Besitzer von M-Theory, Marco Barbieri, ist ein alter Freund von mir und war früher Präsident bei Century Media. Als ich hörte, dass er eine neue Plattenfirma gründete, schrieb ich ihn an, und wir hatten den Vertrag.   

Daniel: Werden wir die Gelegenheit bekommen, Blackfinger bald auf deutschen Bühnen zu sehen zu bekommen? 

Eric: Im Moment ist da nichts geplant. Aber wenn eine Anfrage kommt, nehmen wir sie gerne an.

Daniel: Du bist den meisten Leuten immer noch als Sänger von Trouble bekannt. Warum kam es 2008 überhaupt zur Trennung?  

Eric: Dazu möchte ich mich nicht äußern…

Daniel: Hast Du Dir ihr letztes Album „The Distortion Field”, das 2013 erschien, denn mal angehört? Und wie findest Du es?

Eric: Dazu auch nicht…

blackfingerDaniel: Hast Du überhaupt noch Kontakt zu den Trouble-Leuten?

Eric: Nein...

Daniel: Wenn man alle Deine Bands mal betrachtet, dann fällt auf, dass alle mehr oder weniger im Doom Metal-Bereich angesiedelt sind. Warum? Kannst Du Dich nicht auch für andere Stilrichtungen begeistern? Oder hat das andere Gründe?

Eric: Bis vor ein paar Jahren hatte ich den Begriff Doom Metal, ehrlich gesagt, noch nie gehört! Da steckt keine Absicht hinter. Ich scheibe Songs einfach so wie immer. Und wenn man genau hinhört, erkennt man auch viele andere Stilrichtungen in meiner Musik. Aber ich liebe einfach tiefer gestimmte, verzerrte Gitarren. Das ist Musik in meinen Ohren.

Daniel: Wie sehen denn Deine Zukunftspläne mit Blackfinger (und eventuell The Skull) aus?

Eric: Ich werde jetzt erstmal eine Pause einlegen und die getane Arbeit am neuen Album genießen, bevor ich das neue The Skull-Album angehe. Es gibt noch genügend Material für ein paar weitere Blackfinger-Alben; immer eins nach dem anderen.

Daniel: Na gut, Eric! Das Schlusswort gehört Dir!

Eric: Alles wird gut! Versprochen!

https://blackfinger.net/

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Autor: Daniel Müller