METAL HAMMER PARADISE

Weissenhäuser Strand, 11.11 - 12.11.2016

Nach der erfolgreichen Premiere in 2013 und Wahl zum "Best Indoor Festival" beim "European Festival Award", einem klasse Line-Up in 2014 und auch in 2015 mit zum Beispiel Black Label Society, Helloween, Sepultura , Destruction und Battle Beast geht das Metal Hammer Paradise am 11. und 12. November 2016 in die vierte Runde. So ich, wie auch das letzte Jahr, erst in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in meiner Behausung für an sich vier Kuttenträgerpärchen, für mich wird noch ein Extrabett hinein geschoben, ankomme, verpasse ich die erstmalig organisierte Warm-Up-Party am Donnerstag, den 10. November 2016.

Metal Hammer Paradise 2016 - logo

Ein paar Worte zur Location und zu den Organisatoren des Festivals. Frei nach dem Motto "Maximum Metal - Maximum Komfort" organisieren die Zeitschrift "Metal Hammer" und die FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH ein fantastisches Metal - Event und nutzen dafür die weitläufigen Anlagen des Ferien- und Freizeitparkes Weissenhäuser Strand an der Ostsee in der Howachter Bucht zwischen Kiel und Lübeck. Dort, wo zur besten Jahreszeit Familien einkehren und in einem Hotel, mehreren Appartementhäusern und Bungalowanlagen, nur einen Katzensprung vom Badeparadies Ostsee entfernt, ihren Urlaub genießen, sind für das Wochenende im November 2016 die Betten und Clubanlagen mit Saunen, Badeparadiesen sowie einer Wasserski und Wakeboardanlage für die Metalheads reserviert und, wie im Jahr zuvor auch diesmal ausgebucht. Für die Verpflegung sorgen zahlreichen Restaurants, Cafes, Bistros, Bars und ein Supermarkt.

Für die Konzertveranstaltungen stehen drei Venues zur Verfügung. Nach dem Ausgang Galerie und weiteren dreißig Metern nach links liegt die Hauptbühne. Die Maximum Metal Stage gleicht der Bullhead-City auf dem WOA und hat ein Fassungsvermögen von rd. 3000 Zuschauern. In der Galerie geht es auf etwa mittiger Distanz über eine Wendeltreppe zum legendären Baltic Ballroom. Der Room weist Platz für 800 Personen auf und zeigt eine recht geringe Deckenhöhe. An der Metal-Stage vorbei, erreicht man nach weiteren dreißig / vierzig Metern das rechtsgelegene Riff Rondell. Selbiges, wie der Name schon sagt, rundes, hölzernes Konstrukt fasst vielleicht 250 Zuschauer. Die Bühne selbst, mit Abmessungen von ca. 4 x 5 m, ohne Fotograben, erzeugt eine ganz eigene Clubatmosphäre.

 

Tag 1, 11.11.2016

MHP - live 2016 - PentagramNach einer kurzen Begrüßung durch Herrn Thorsten Zahn, seines Zeichens Chef des Metal Hammers, fällt um Punkt 17:00 Uhr der Vorhang im Baltic Room für die amerikanischen Doomer von Pentagram. Unglaublich, aber die Ursprünge um die dunklen Groover um Leadsänger Bobby Liebling gehen zurück bis in das Jahr 1971. Das selbstbetitelte Debüt wurde allerdings erst 1985 veröffentlicht. Modische Schuhe, eine eng sitzende, rote Lederhose und darüber ein wallendes, schwarzes Shirt im Krokomuster zieren den schlacksigen Sänger, der mit großen Gesten und einer Mineralwasserflasche in der Hand rundum zu überzeugen weiß. Merklich jünger sind seine Musikerkollegen. Groovend, riffend geht es in den Opener "Death Row" hinein. "Forever My Queen", "Screamer", "Dead Bury Dead" und das sehr dunkel gestimmte "Dying World" sind weitere Nummern.

MHP - live 2016 - KassiererEine knappe viertel Stunde nach der Eröffnung geht es auch auf der Maximum Metal Stage los. Thorsten Zahn grüßt auch hier und das nun die Die Kassierer die Hauptstage für sich beanspruchen, ist schon beachtlich. Aus Wattenscheid stammen Wolfgang Wendland (Gesang), Volker Kampfgarten (Schlagzeug) und Mitch Maestro (Bass) und der Gitarrist ist eher wechselhaft. Vor dem blauen Backdrop des Finanzkartells dann Rock, Punk und viel Proll mit eindeutigen Aussagen, zum Beispiel nach dem Motto "Mach den Pimmel frei, ich will lutschen" oder auch "Ich fick dich durch die ganz Währung". Ich sah die Herren vor kurzem noch auf dem Reload Festival in Sulingen und ahnte, was mich noch erwarten würde. Überraschenderweise zeigt heute nicht nur Wolfgang sein bestes Stück sondern Volker am Schluss des Gigs gleich noch hinterher. Na ja, wer es denn haben muss. In der bandeigenen Aufmachung ist zu vernehmen, dass unter den Fans Punker, Popper, Bankkaufleute und Rocker bis hin zu Arbeitslosen und Assis mit oder ohne Niveau und sogar das weibliche Geschlecht vertreten sind. Dem muss ich heute zustimmen, den die Stage ist ziemlich voll und feixend wird dazu abgerockt und mitgegrölt und ganz stolz im Anschluss die Handyshots mit dem besten Pimmel präsentiert.

MHP - live 2016 - BrainstormDie Powermetaller Brainstorm um den klasse Shouter Andy B. Franck sind die nächsten im Room, der ob der brachialen Riffer und der geilen Anmache von Andy nun aus allen Nähten platzt. Am Anfang des Jahre serschien mit "Scary Creatures" das elfte Studioalbum des aus Gerstetten stammende Fünfer, von dem heute "We Are..." gezockt wird. Ansonsten bietet die Setlist eine klasse Auswahl über den Opener "Falling Spiral Down", "Worlds Are Coming", "All Those Words" von 2005, "Fire Walk With Me" aus 2007 oder dem megastarken Rocker "Firesoul" aus 2014. An den Äxten spielen sich Torsten Ihlenfeld und Milan Loncaric den Arsch ab, zeitweise auch mit ineinander verflochtenen Mähnen und der hoch aktive Antonia Ieva am Bass, der wieselflink von einer Seite zur nächsten flitzt oder sich posend vor dem Drumkit manifestiert, gibt ohnehin immer die Stimmungskanone und stachelt die Maniacs mit seinen aggressiven Anschlägen noch weiter auf. Brainstorm sind im deutschen Metal eine Macht geworden.

MHP - live 2016 - Pretty MaidsDie Dänen Pretty Maids um den übergenialen Shouter Ronnie Atkins, der auch für die rau-heavigen Tönen bei Tobias Sammet`s Avantasia verantwortlich ist, sind beim Metal Hammer Paradise fast am Beginn ihrer Promotour für das soeben erschienene Album "Kingmaker". Und mit dem Opener des Albums "When God Took A Day Off" starten sie auch heute ihre fulminante und mitreißende Bühnenshow. Der Fronter Ronnie wirbelt seinen Mikrofonständer durch die Gegend und stößt ihn auch mal weit nach vorne während Gitarrist Ken Hammer mit Cowboyhut auf der rechten Seite und der extravagante Basser Rene Shades mit Zylinder auf der gegenüber liegenden Stageseite ihre Riffseiten dazu hämmern. Das ist "danish dynamite" und auch der Titeltrack "Kingmaker" schlägt voll in diese rockige Seite. "Face The World", "Rodeo", "Pandemonium" alles schon fast Klassiker und richtig sanft können sie auch mit der Powerballade "Please Don`t Leave Me", übrigens ein Cover von John Sykes. Bei "Back To Back" und "Love Games" hält es keinen mehr ruhig und klar erfolgt der endgültige Abriss dann bei dem Übersong "Future World". Ich gebe mir die volle Show und fröne danach meinen Hunger, so dass mir die Norwegen Enslaved ebenso durch die Lappen gehen, wie zuvor schon Year Of The Goat, Almanac und später verpasse ich auch noch den die thrashige Zerlegung der Riff Alm durch Dust Bolt.

MHP - live 2016 - DirkschneiderNicht nur der Hunger und Durst lassen mich in der großen Halle verbleiben sondern auch die Spannung auf das Treffen mit Andrey Smirnov, seines Zeichens Gitarrist bei U.D.O. und auch der heute gastierenden Formation Dirkschneider. Und es klappt wie am Schnürchen. Kurz vor der Show nehmen wir hinter der Bühne kurz Kontakt auf und mein Traum geht in Erfüllung. Ich darf die ganze Show aus dem Graben shooten. Udo Dirkschneider & Co., sprich Sohnemann Sven Dirkschneider am Schlagzeug, Fitty Wienhold am Bass, der Russe Andrey Smirnov an der Leadgitarre und der Finne Kasperi Heikkinen an der zweiten Gitarre, also die komplette U.D.O. - Formation, sind alsDirkschneider weiterhin auf Abschiedstour. Unter dem Bandnamen Dirkschneider möchte Udo mit seiner Vergangenheit bei Accept abschließen und präsentiert auf den Gigs daher nur Gassenhauer aus dieser Zeit. Mit "Starlight", "Living For Tonite" und "Flash Rockin` Man" geht die Party rein. "Breaker", "Neon Nights" und dann einer der stärksten Metalsongs ever mit "Princess Of The Dawn". Udo screamt wie in alten Zeiten und seine junge, wilde Truppe bildet mit wilden Riffern, absoluten geilen Stageposen und immer wieder neuen Formationen das Gerüst, um einen fantastischen Auftritt. Übergeil, als sie sich in Reih und Glied positionieren, sich umwenden um dann Rücken an Rücken mit Master Dirkschneider in Front zu bangen. "Up To The Limit", "Midnight Highway" und dann das epische "Metal Heart", einfach göttlich. "Balls To The Wall" und "Burning" dann als Rausschmeißer, oder umgekehrt. Egal, eine tolle Show mit perfektem Sound und einer klasse Lichtführung.

MHP - live 2016 - ApocalypticaKann man das noch toppen? Lichttechnisch schaffen es Apocalyptica auf jeden Fall. Ihr Slot ist trotz der vorhergehenden Dirkschneider ein absolutes Highlight in Form eines Ohrenschmauses gekoppelt mit einer superben Lightshow, die ich in dieser Form noch nie gesehen habe. Es mag sein, dass mich mein fotografisches Auge über vieles hinweg zu täuschen vermag, so sich das Infield mit Fortschritt des Konzert zusehends lehrt. Ich vermute als Ursache die fortgeschrittene Zeit aber es mag auch am neu in die vormals rein instrumentalen Sequenzen integrierten Sänger (Franky Perez) liegen, der irgendwie nicht in das Trio aus drei Celli, namentlich Eicca Toppinen, Paavo Lötjönen und Pertuu Kivilaakso, hinein zu passen scheint. Der Vollständigkeit halber sei noch Mikko Siren am Schlagzeug genannt. Trotz nur weniger Songs mit stimmlicher Unterstützung bei zum Beispiel "House Of Chains" oder dem Titeltrack des letzten Werkes "Shadowmaker" wirkt Franky, trotz guter, variantenreicher Stimme, wie ein Fremdkörper. Dessen ungeachtet knallen die Metallica Cover "Master Of Puppets", "Seek & Destroy" und "One", "Inquisition Symphony" von Sepultura oder das bandeigene "Bittersweets" und natürlich der Megasong ""In The Hall Of The Mountain King", übrigens ein Cover von Edvard Grieg und nicht von Savatage, richtig gut rein und es ist famos mit anzusehen, wie die Finnen dazu bangen und moshen.

 

Tag 2, 12.11.2016

MHP - live 2016 - Dew ScentedUm 14:15 Uhr geht es heute im Baltic Ballroom weiter. Nach dem langen Freitag und noch dem einen oder anderen Drink im Witthüs dürften die meisten Metaller, trotz genügend Zeit für ein Frühstück, vieelicht noch nicht so alle Knochen wieder beieinander haben. Mit taufrischem Duft, englisch "Dew Scented" geht es mit deutschem Thrash nun wieder in die Vollen und Songs wie "Sworn To Obey", "On A Collision Course", "Turn To Ash" und "Scars Of Creation" sprechen eine eindeutige Sprache, nämlich voll aufs Maul oder direkt in den Allerwertesten. Leif Jensen gibt sich dazu etwas redseliger und gibt ein paar Jokes zum Besten.

 

 

 

 

 

MHP - live 2016 - AnvilDie Kanadier Anvil mit Steve "Lips" Kudlow sind bereits seit 1978 unterwegs und gehörten in den 80er-Jahren zu den Vorreitern in Sachen Speed Metal. Heutzutage zählt der Stoff aus dem die Headbangerträume eher zum zügigen True, ja echten Heavy Metal. Anfangs turnen Robb Reiner (Drums) und der gleichsam irgendwie quer und spaßig rüber kommende Basser Chris Robertson mit schwarzem Bandana noch ohne Shouter und Gitarristen rum, der in der Menge umherirrt. Nach dem logischerweise instrumentalen Intro "March Of The Crabs", feiern Anvil dann aber ein Hitfeuerwerk ab mit unter anderem "666", "Winged Assasins", "This Is Thirteen" von 2007 oder auch "Metal On Metal". Die Jungs sind richtig gut drauf und als Lips mit einem Dildo über die Saiten schrabbt tobt die ganze Halle.

MHP - live 2016 - Ram2Die Schweden Ram machen dann mit traditionellem Metal im Baltic Ball Room weiter und der fette Groove, gemixt mit kraftvollen Riffern findet eine Menge Anhänger. Ich konnte mich schon vor nicht allzu langer Zeit, bei der Full Metal Cruise IV von den Livequalitäten und dem guten Organ von Oscar Carlquist überzeugen. Und die Antwort auf die durchweg langhaarige Combo, stilecht gekleidet in Kutten oder Leder mit einer Menge Metal und Nieten, kann eigentlich nur bangen, moshen, zahlreich im Rhythmus erhobene Fäuste und ausgestreckte Victory-Zeichen lauten.

MHP - live 2016 - Onkel TomDer ehemalige Bergmann Thomas Such gründete 1982 die Band Sodom, in der er auch heute noch als Bassist und Shouter tätig ist. Nach dem dritten Output von Sodom mit dem Titel "Agent Orange" gab er seinen Job unter Tage auf und wurde Berufsmusiker. Später kam das Soloprojekt, zuerst unter dem Namen Tom Agelripper und später als Onkel Tom zum Tagen, indem er sich anfangs der metallischen Aufarbeitung deutscher Schlager- und Trinklieder widmete, dann aber Eigenkompositionen im Metalstil mit dem Hautthema Alkohol hinzufügte. Mit "Diebels Alt", "Zapfhahn", "Auf Nach Wacken", "Schnaps Das War Sein Letztes Wort", "Bon Scott" oder "Caramba, Caracho" ist volle Party bei übrigens geilen Riffs von Marcel Mönnig, Gitarrist und Sänger der Essener Crew von Crossplane garantiert.

MHP - live 2016 - CrowbarFür derben Sludge und Stoner mit Einflüssen aus dem Punk und dem Core stehen Crowbar aus New Orleans, Louisiana, USA. Fronter ist der glatzköpfige aber mit Rauschebart, wie ein Weihnachtsmann, ausgestattete Kirk Winstein. Der Vierer ist auf sehr ausgedehnter Promotour für seinen diesjährigen Output "The Serpent Only Lies". Selbst wenn dem typischen Powermetaller die ultraharten und so eher ungewohnten Klänge ins Mark und Bein fahren und Kirk irgendwie den zornigen und knorrigen Bösen mimt, kommt er doch irgendwie sehr sympathisch rüber.

 

 

 

 

 

MHP - live 2016 - OverkillKeine Ahnung warum ich heute die amerikanischen Overkill um Sänger Bobby "Blitz" Ellsworth zum allerersten Mal sehe. Wie Anvil sind die New Yorker seit den frühen 80er-Jahren unterwegs und gehören zu den Gründern der amerikanischen Thrashszene. Dazu zeichnet das Quintett mit auch Gründungsmitglied D. D. Verni am Bass eine unglaubliche Liveperformance aus. Immer wieder kommt Bobby ganz nach vorne und veranstaltet mit seinem Mikroständer allerlei Mumpitz aber auch eine ganz typische Metalperformance, in dem er den Ständer stoßartig nach vorne katapultiert. So was kennt man unter anderem auch von Bruce Dickinson (Iron Maiden) und dazu Songs wie "Rotten To The Core", "In Union We Stand", "Our Finest Hour", "Hammerhead", "Coma" oder auch "Feel The Fire", also Nummern, die richtig fetzen und auch textlich jedem Metalhead aus der Seele sprechen. Eher überraschend das Thin Lizzy Cover "Emerald" und der Rauswurf, na klar, mit "Fuck You" von der gleichnamigen EP von 1987, übrigens ein Cover von The Subhumans, einer kanadischen Punkband.

MHP - live 2016 - Primal FearFür Primal Fear, das metallische Gegenstück zu der eher hardrockigen Formation Sinner um Basser und Gründer Mat Sinner, ist der Baltic Ballroom viel zu klein, um alle Hörwilligen aufnehmen zu können und gleichsam die Bühne für den Übershouter Ralf Scheepers viel zu niedrig. Die Mannen, ich komplettiere Alex Beyrodt und Tom Naumann an den Gitarren und Francesco Jovino am Drumkit, lassen sich davon jedoch nicht beeindrucken und krachen, wie gewohnt, einfach los. "In Metal We Trust" oder "Rulebreaker" vom gleichnamigen neuen Album, das heutige Event ist Teil der "Ruling Europe Tour", ballern genauso wie "Rollercoaster", "Nuclear Fire", "Chainbreaker" oder das hymnische "Fighting The Darkness". Wer es immer noch nicht weiß, und es werden zusehends wenig, Primal Fear zocken noch richtigen Heavy Metal und gehören mit zum Besten, was in Europa die Bühnen niederstampft.

MHP - live 2016 - Freedom CallFür Iced Earth, die ihren Slot krankheitsbedingt und ganz kurzfristig abgesagt haben, werden Freedom Call als Ersatz angefragt. Da lassen sich die vier Nürnberger um Chris Bay (Gitarre, Gesang), Lars Rettkowitz (Gitarre), Ilker Ersin (Bass) und Ramy Ali (Drums), trotz ihrer langen Anreise, natürlich nicht lange bitten, zumal am nächsten Wochenende der Release von ihrem neuen Album "Master Of Light" vor der Tür steht. Mit "Union Of The Strong", "The Eyes Of The World", "Heart Of The Warrior", "Hammer Of The Gods" und dem neuen, allerdings ziemlich kitschigen "Metal Is For Everyone" schallen uns nun sehr melodisch angelegte Power Metal Hymnen en masse um die Ohren. Die Süddeutschen weisen exzellente Livequalitäten auf und komme allesamt megasympathisch rüber und wenn Chris "in front" seine Arme schwingt macht auch alles und jeder mit.

MHP - live 2016 - AnnihilatorNochmal Kanada und richtig schnell mit Flitzefinger und Shouter Jeff Waters und seiner Band Annihilator, die mit ihrem direkten aber filigran gezockten Thrash auf Jeff``s roter "Flying V" den Baltic Ballroom, ich widerhole mich nur ungerne, aber diesmal wirklich in Schutt und Asche legen. Die Setlist lässt mit "King Of The Kill", "Annihilator", "Set The World On Fire", "Alison Hell" und dem knalligen Rauswurf mit "W.T.Y.D." keine Wünsche offen und klatschnasse Haare zurück. Da macht es Sinn als Fronter dem kürzere Haarwuchs zu frönen und das Moshen der rundum erneuerten Band mit Rich Hinks am Viersaiter und Aaron Homma am zweiten Sechssaiter zu überlassen, die letztes Jahr hinzu stießen. Der Drummer Fabio Alessandrini ist übrigens erst seit diesem Jahr dabei.

MHP - live 2016 - SchandmaulMit Thomas Lindner an der Gitarre und am Mikro und seiner Truppe namens Schandmaul geht es nun im großen Zelt weiter. Nach viel Thrash und derben Metal, mit dem uns der Samstag bislang ergötzte, schließt nun Folk und Mittelalterrock aus dem bajuwarischen München an. Während der Basser Matthias "Hiasl" Richter und der Gitarrist Martin Christoph "Ducky" Duckstein neben dem Schlagzeuger Stefan Brunner doch eher im Hintergrund verbleiben, gesellen sich zu Thomas Lindner zwei adrette Maids hinzu. Anna Katharina Kränzlein brilliert auf der Violine während Birgit Muggenthaler-Schmack die Flötentöne hinzu fügt. So werden das ruhigere "Orleans", das folklastige "Drachentöter" oder auch "Walpurgisnacht" oder das Trinklied "Der Teufel..." vorgetragen. Ob bei den Songs von Saltatio Mortis, In Extremo oder Subway To Sally, wie in den Vorjahren, schippern auch die Werke von Schandmaul relativ regungslos an mir vorbei. Allerdings gibt es auch hier eine üppige Lightshow dazu, die mich vor dem Treiben auf der Bühne doch bis zum Startschuss von Blues Pills verweilen lässt.

MHP - live 2016 - Blues PillsBlues Pills ist eine Bluesrock-Band aus Örebro in Schweden und hat bislang zwei Studioalben veröffentlicht. So oder so ähnlich steht es lapidar in gängigen Informations-quellen. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Denn abgesehen davon, dass die aktuelle Platte "Lady In Gold" aus 2016 mal eben durch die Decke gegangen ist und ganz easy den ersten Platz der deutschen Charts eingenommen hat, ist die schwedische Fronterin / Sängerin Elin Larsson so ungefähr das explosivste, was man sich so leibhaftig geben kann. Egal, welcher Song da gerade performt wird, ob der Opener "Lady In Gold", "Black Smoke", "Little Sun", das epischer angelegte "Element And Things", das knackige "Devil Man" mit entsprechendem Chorus und Mitgrölpassagen, "Rejection" und zum Schluss "Gone So Long", der schwedische Wirbelwind ist überall, tanzt, springt, bangt und schwups ist sie wieder vorne, um mit den Fans in der ersten Reihe zu flirten. Stimmlich, ich schrieb das schon mal bei einem Review zum Rockharz Festival, die Reinkarnation von Janis Joplin und auf der zweiten Scheibe gibt sie sich noch souliger. Dorian Sorriaux ist derweil still und in sich gekehrt der übergenialen Gitarrist und neu an den Tasten ist Ryckard Nygren.

MHP - live 2016 - SaxonUm 23:30 Uhr begibt sich mit Saxon eine weitere Legende auf die Bretter. Nach den Ur-Thrasher Overkill oder Anvil, den Kultdoomern Pentagram, den dänischen Superrockern Pretty Maids, den deutschen Metalinstitutionen Dirkschneider und Primal Fear, den finnischen Cellisten von Apocalyptica nun also mit Peter "Biff" Byford und den 1979 aus der Taufe gehobenen Saxon, eine Macht des New Way Of British Heavy Metal (NWoBHM) und eine Combo, von der der geneigte Metalenthusiast eigentlich jede Nummer, ja jeden Riff kennt. Nach dem AC/DC Cover und Intro "It`s A Long Way To The Top (If You Wanna Rock `n` Roll)" kommt zunächst das neue "Battering Ram", ehe sich dann mit "Heavy Metal Thunder", "Sacrifice", "Solid Ball Of Rock" & Co. Klassiker an Klassiker reiht. Bei tollem Licht und enormer Spielfreude der Briten folgen später "Strong Arm Of The Law", "The Eagle Has Landed", "20.000 Ft", "And The Band Played On" und "Wheels Of Steel". In der Zugabe "Denim And Leather" und "Princess Of The Night".Well done, kann man da den alten Herren von Saxon attestieren.

Wieder einmal hat mich das Metal Hammer Paradise mehr als geflasht und insbesondere dieses Jahr war das Line-Up einfach nur Bombe mit einer Überanzahl an hochkarätigen Bands. Dabei lasse ich die Gigs in der durchweg proppevollen Riff Alm, von denen ich diesmal keine einzige zu Gesicht bekommen, noch außen vor, obwohl hier mit zum Beispiel Almanac, Stallion und Dust Bolt gleichfalls serienmäßig echte Knaller unterwegs war. Bleibt mir nur abschließend zu sagen: "Metal Hammer Paradise - Vielen Dank für dieses tolle Wocheende und bis zum November im nächsten Jahr".



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey