INJUSTICE SYSTEM - Die Musik sollte immer im Vordergrund stehen!


Es gibt kleine Bands, die sich richtig den Arsch aufreißen, jede Woche mehrmals stundenlang proben und regelmäßig live spielen, aber kaum jemand kriegt es mit, zumindest nicht überregional. Eines dieser Phänomene sind auch Injustice System aus Kamen bei Dortmund, die eine Mischung aus Grunge, Punk, Stoner Rock und Sludge spielen und kürzlich ihr erstes Album „Red Sun“ in Eigenregie als schmuckes Digipack veröffentlicht haben. Um ihnen auch über die einheimischen Gefilde hinaus eine Plattform zu bieten, kontaktierte ich Schlagzeuger Falko Bröggelwirth, der sympathisch und ausführlich Rede und Antwort stand.

logoDaniel: Hi Falko! Fangen wir mal ganz vorne an: Wann habt Ihr Injustice System gegründet? Und wie kam der Stein ins Rollen?

Falko: Hallo Daniel! Zunächst einmal vielen Dank für die Möglichkeit, uns hier zu präsentieren. Injustice System gibt es nun schon seit 2012; gegründet von unserem ehemaligen Gitarristen Tobi und mir. Zunächst war geplant, eine reine Punkrock-Band ins Leben zu rufen, die stilistisch in die Bad Religion-Ecke gehen sollte, jedoch wurde es schon nach einigen Proben relativ deutlich, dass das wohl eher nicht passieren würde (lacht). Im Laufe des Jahres stießen dann Markus (Vocals, Guitar) und Heiko (Bass) zur Band, mit denen auch ein erstes, unveröffentlichtes Demo aufgenommen wurde. Nach der Aufnahme verließ uns Tobi dann, so dass wir von da an erstmal als Trio weitermachten. Die Suche nach einem passenden Nachfolger von Tobi gestaltete sich dann etwas schwierig. Erst im vorletzten Jahr konnten wir mit Henni (Guitar) diese Lücke wieder schließen und sind seitdem auch glücklich mit der Konstellation.

Daniel: Hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Falko: Ja, jeder von uns war vor Injustice System bereits musikalisch aktiv, jedoch ist niemand dabei über die Grenzen seiner Heimatstadt herausgekommen. Zum Beispiel habe ich selbst in einer Black Metal-Band angefangen, zusammen mit Heiko in einer Grindcore-Band (Rott In Rottum) und einem Noise-/Crust-/Sludge-Kollektiv (Through The Eyes Of The Gods) zusammen gespielt, Markus in einer Grunge-Band (Radio Tool) und Henni in einer Alternative Metal-Band (13 Faces). Einige dieser Bands bestehen heute immer noch, andere haben sich aufgelöst oder haben mittlerweile andere Line-Ups ohne unser Mitwirken.

Daniel: Alle Deine bisherigen Bands klangen sehr unterschiedlich. War das bewusst so gewählt oder hat sich das eher zufällig ergeben?

Falko: Ich glaube, das ist einfach dem Laufe der Zeit geschuldet – und meinem persönlichen Musikgeschmack. Als ich als Vierzehnjähriger mit den Drums anfing, herum zu poltern (von „Spielen“ war da noch lange nicht zu reden), war ich komplett vernarrt in die Black Metal-Musik der Neunziger Jahre; Bands wie Mayhem, Emperor, Immortal oder Satyricon liefen in Dauerschleife, also wollte ich denen nacheifern und selbst Black Metal spielen. Also gründete ich mit damaligen Bekannten eine Black Metal-Band. Da sich mein Geschmack in den darauffolgenden Jahren immer mehr erweiterte und sich auch meine Spieltechnik verbesserte, mussten andere Tätigkeitsfelder und Genres her... Das Schöne an Injustice System ist dabei, dass, egal welchen musikalischen Background der jeweilige Musiker hat, es am Ende klar als Stück von uns zu erkennen ist. Und glaub mir, die musikalischen Backgrounds könnten teilweise nicht unterschiedlicher sein (lacht)!

Daniel: Welche Bands haben Euch hauptsächlich beeinflusst?

Falko: Als Konsens nenne ich dabei mal Nirvana, alte Metallica, Alice In Chains und Kyuss. Wie gerade schon gesagt, sowohl die musikalischen Vorlieben als auch Einflüsse sind teilweise stark variierend. Aber auf die grad genannten Bands können wir uns alle einigen.

Daniel: Ich kenne mich im Stoner- und Sludge-Bereich praktisch überhaupt nicht aus. Welche Bands – neben Euren Haupteinflüssen – kannst Du uns noch empfehlen?

Falko: Wie kannst du nur (lacht)! Persönlich stehe ich total auf Bands wie Eyehategod, Sleep, High on Fire, Acid Bath, Iron Monkey, Noothgrush, Bongzilla und Earth. Das ist alles richtig geiles, fieses Zeug. Viele Bands entziehen sich aber auch einer klaren Kategorisierung, wie zum Beispiel die Melvins oder Boris. Ist aber eh egal. Hauptsache, es ist gute Musik von echten Menschen mit richtigen Instrumenten.

Daniel: Worum geht es in Euren Texten? Und inwiefern haben sie Bezug auf Euren Bandnamen? Gibt es da einen Zusammenhang?

Falko: Den Inhalt unserer Texte auf einen Nenner zu bringen, ist nicht leicht. Lass es mich so sagen: Wir haben Texte, die sehr persönlichen Ereignissen geschuldet sind, als auch eben solche, die rein auf Fiktion beruhen. Der Bandname geht dabei noch auf die Gründungszeit von Injustuce System zurück und stellt eigentlich kaum noch einen thematischen Zusammenhang zu den Textinhalten her. Zum Beispiel findet sich auf „Red Sun“ ein Text namens „Toliman“, der von einen intergalaktischen Warlord handelt (lacht) und den Auftakt zu einer Trilogie bildet, die auf den kommenden Veröffentlichungen weitergeführt wird. Beim Schreiben der Texte ist es mir wichtig, dass sie den Charakter der jeweiligen Musik gut unterstreichen und eben nicht pseudointellektuellen Philosophen-Mist zum Inhalt haben. Die Musik sollte immer im Vordergrund stehen.

injustice systemDaniel: Bitte gib uns doch schnell eine kleine Übersicht über Eure bisherigen Veröffentlichungen!

Falko: Unsere erste Veröffentlichung war die „StonerGrungeBluesPunkRock“-EP 2014. Dabei handelte es sich um eine Demo-CD mit sechs Songs, die wir damals zu dritt eingespielt hatten. Veröffentlicht in einer Auflage von fünfzig Stück ist sie heute komplett vergriffen. 2015 brachten wir eine Split-7'' Single auf den Markt, die auf der anderen (ob getz A- oder B-Seite is ja egal) Seite ein Stück unserer Freunde von is LOVE alive? beinhaltet. Die Single hat ein paar gute Reviews bekommen und ist auch noch nicht komplett vergriffen. Kann man sich also noch besorgen - am besten bei uns, haha! 2016 begannen wir dann mit den Aufnahmen, die schlussendlich dieses Jahr unter dem Namen „Red Sun“ als gepresste CD veröffentlicht wurden.

Daniel: Eure neue CD „Red Sun“ erschien kürzlich in Eigenregie im Digipack. War das nicht sauteuer? Und gab es kein Interesse von Plattenfirmen, die CD zu veröffentlichen? Oder hat Euch das gar nicht interessiert?

Falko: Den Preis, den wir für die Pressung und das Digipack gezahlt haben, lag im mittleren dreistelligen Bereich. Da wir insgesamt dreihundert Stück haben herstellen lassen, war das im Vergleich zu anderen Presswerken sogar sehr günstig. Natürlich war das für uns ein Batzen Geld, aber da wir über ein Festgeldkonto verfügen, auf dem alle Gagen etc. eingehen, musste niemand von uns Eigenkapital einbringen. Was das Thema Plattenfirmen angeht, so muss ich zugeben, dass wir es da ein bisschen haben schleifen lassen. Natürlich wäre es schön gewesen, das Album sofort über ein Label zu veröffentlichen, aber wir haben es schlichtweg verschludert, uns darum zu kümmern. Im Nachhinein sind wir nun auf der Suche nach einem passenden Label, sind bisher aber noch nicht fündig geworden. Wenn jemand jemanden kennt, der wen kennt, der mal mit einem Label-Mitarbeiter ungerechtfertigterweise vegan zu Mittag gegessen haben könnte, soll sich bei uns melden (lacht).

Daniel: Wie lange habt Ihr gebraucht, um die Songs zu schreiben und aufzunehmen?

Falko: Da wir ja alles selbst aufnehmen wollten, hatten wir glücklicherweise keinen Druck, möglichst schnell alle Songs aufnahmefertig zu bekommen. Ein typischer Songwriting-Prozess läuft bei uns in drei Phasen ab: Zunächst entsteht das musikalische Grundgerüst eines Songs durch Jams im Proberaum. Danach wird ein Text auf das Grundgerüst gelegt, der zumeist nach den ersten Jams entsteht, und an die Musik angepasst – oder (in seltenen Fällen) andersherum. Im dritten Schritt wird der Song noch entschlackt und feinjustiert – eine kleine Abänderung hier, ein neuer Drumbeat dort. Ein Großteil des Songmaterials stand zwar schon, war aber stetigen Änderungen unterworfen, bis auch alles so arrangiert war, wie wir es haben wollten. Als dann Ende 2015 alles soweit geschrieben und arrangiert war, begannen wir mit den Schlagzeugaufnahmen. In den Monaten darauf wurden alle Gitarren- und Bassspuren aufgenommen, zuletzt dann die Gesangsspuren. Grob geschätzt, hat das Aufnehmen etwa vier Monate gedauert, war aber aufgrund von Jobs etc. auch nur an ein-zwei Tagen der Woche möglich. Wenn ich nun noch erzähle, wie lange das Mixen gedauert hat und wie oft es deswegen zu verbalen Auseinandersetzungen kam, werde ich verprügelt (lacht) … Ich kann salomonisch nur sagen, dass das Aufnehmen und Mixen doch wesentlich mehr Zeit in Anspruch nahm, als ich vorher gedacht hätte.

Daniel: Wo habt Ihr aufgenommen und wer hat produziert?

Falko: Das Album wurde komplett in Eigenregie aufgenommen. Die Schlagzeugaufnahmen entstanden in unserem Proberaum, die restlichen Aufnahmen bei Markus zuhause. Für die Schlagzeugaufnahmen hatten wir uns extra noch Equipment von Sandro (Fitches) geliehen, da es sonst nicht zu bewerkstelligen gewesen wäre. Danke dafür  nochmal an dieser Stelle!

Daniel: Das Artwork der CD besticht durch seine Schlichtheit. Wer hat es entworfen?

Falko: Das komplette Artwork hat die Freundin von Markus für uns entworfen. Alles wurde per Hand gemalt, nix Digitales. Gerade die Schlichtheit fanden wir alle sehr schön, da niemand von uns ein Cover haben wollte, das zu überfrachtet ist. Es ist stimmig, spiegelt die Atmosphäre wieder und fällt neben knallbunten Covern sofort ins Auge.

Daniel: Spielt Ihr eigentlich auch live? Und wenn ja: Wann und wo kann man Euch demnächst sehen?

Falko: Demnächst spielen wir unsere erste Show im schönen Hamburg. Am 2.September sind wir im Lehmitz an der Reeperbahn anzutreffen, ein echtes Original. Desweiteren eröffnen wir am 2.Oktober in Münster für Black Lung (USA) bei Rare Guitar. Weitere Termine befinden sich noch in der Planungsphase – wer uns ein Angebot unterbreiten möchte, kann sich gerne bei uns melden!

injustice systemDaniel: Wenn die Leser jetzt daran interessiert an Euren CDs und T-Shirts sind, wie können sie am besten mit Euch in Kontakt treten?

Falko: Am ehesten und schnellsten über unsere Facebook-Seite. Dort sind wir täglich online. Für dringende Angelegenheiten ist dort auch eine Telefonnummer hinterlegt, mit der man direkt Kontakt zu uns aufnehmen kann.

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Injustice System aus?

Falko: In erster Linie wollen wir verstärkt live spielen und das deutschlandweit. Desweiteren sind wir wieder gerade mitten im Schreibprozess für das Songmaterial unseres zweiten Albums. Die Hälfte des Materials ist schon geschrieben, so dass wir hoffen im kommenden Frühjahr wieder aufnehmen zu können.

Daniel: Alles klar, Falko! Dir gehört das Schlusswort!

Falko: Hört mehr Motörhead!

http://injusticesystem.de

https://de-de.facebook.com/injusticesystem2012/

https://injusticesystem2012.bandcamp.com/



Autor: Daniel Müller