Steve: Ein Kindermusical ist recht ungewöhnlich. Und auch eher selten. Wie bist du mit Anke auf diese Idee gekommen?
Ferdy: Tja, unser Hund, ein Mops, genannt Helge, hat mal einen Kampf gegen eine Katze verloren und ein Auge eingebüßt. Das brachte ihm aber einen Piratennamen ein und das Lied „Ahoi Käpt´n Helge“; wegen der Augenklappe, haha! Daraus wollten wir was machen. Irgendwie haben zu der Zeit viele unserer bekannten Kinder bekommen und sich darüber beklagt, wie schrecklich heutzutage Kindermusik ist. Ich habe mich dann mit dem Thema beschäftigt und war schockiert, was auf dem Markt ist. So kam die Idee, Musik für Kinder zu machen, die wie eine Rockplatte aufgemacht ist: Gitarren, Schlagzeug, sogar mal ein länger gespieltes Solo; eben halt mit Ernst aufgenommen. Das machte im Freundeskreis die Runde und somit machten viele bekannte Musiker mit.
Steve: Wie hast du die Logistik mit den vielen Gastmusikern auf die Reihe bekommen?
Ferdy: Das hat sich irgendwie von alleine ergeben. Wir waren ein Wochenende bei Matt „Gonzo“ Röhr (Böhse Onkelz) und haben dort das Thema nochmal aufgegriffen. Sein Sohn hat übrigens alle Bilder für das Booklet gemalt. Dann haben wir die Rollen konzipiert und Wunschkandidaten zugeordnet. Die konnten glücklicherweise fast alle mitmachen. Manche Freunde wollten mitmachen, die wir gar nicht eingeplant hatten. Da mussten wir noch Rollen dazuschreiben. Ein Kollege ist halber Spanier und der bekam zum Beispiel die Charaktere Carlos der Stier. Stefan Putnik (Wien´s No.1) haben wir dann auf einem Festival kennengelernt. Der Kerl ist fast zwei Meter groß, sieht gefährlich aus, aber wenn er spricht, klingt er wie Hans Moser, und der musste unbedingt einen Part kriegen. So ging das mit vielen von meinen guten Freunden. So hat sich das nach und nach ergeben. Mit Sebi, dem Sänger von Stomper 98 war das anders. Wir hatten einen Song, so ziemlich den härtesten der Scheibe, auf dem Henny Wolter (Nitrogods) die Gitarre spielt und der ziemlich nach Motörhead klingt. Da brauchten wir Gesang, den Kids verstehen. Da hätten wir nicht den Oimel Larcher von der gleichen Band nehmen können… Also wurde es Sebi. Sebi ist heavy, aber klar und verständlich.
Steve: Du bekommst ja sicherlich viel Feedback von Magazinen, aber hast du auch schon „Kritiken“ von Kindern?
Ferdy: Da gab es bereits einiges an Zuschriften oder Posts von Kindern mit der CD in der Hand, und auch in unseren eigenen Kreisen ist das Teil bei den Kiddies gut angekommen.
Steve: Hast du eine bestimmte Message in den Lyrics?
Ferdy: Klar, die typischen Tipps für Kinder: Zähneputzen ist gut, ist klar. Bei „Carlos Der Stier“ geht es im Prinzip gegen Krieg und Ausgrenzung…ergo in dem Maße, wie es auf einer Kinderplatte sein kann. Zumindest haben uns Eltern erzählt, dass ihre Kinder sich jetzt wegen dem Hören der CD schon mal freiwillig die Zähne putzen. Insofern ist das als Erfolg zu verzeichnen.
Steve: Gab es irgendwo eine Waage zwischen Messages vermitteln und Kinder zum Metal und Rock zu bringen? Oder gab es zu wenig Rock-Themen für Kinder?
Ferdy: Also, um ehrlich zu sein, da gibt es ja fast gar nichts. Zudem finde ich, dass die Musik ja nicht nur Metal ist, und dass Musiker aus verschiedenen Genres sich auf einem Song tummeln. Da machen Typen zusammen Musik, die sich vielleicht so gar nicht getroffen hätten. Da spielt zum Beispiel Ecki Huedepohl, ein Bluespianist mit Matt „Gonzo“ Röhr auf einem Track. Das finde ich wirklich cool! Hier ist alles handgemacht.
Steve: Das kann man sich als beinharter Rocker durchaus öfters anhören. Diese CD sollte man nicht mit einem Hören über einen Kamm mit anderen Releases scheren. Das ist mal die etwas andere Kritik geworden.
Ferdy: Da bist du einer der wenigen, der das so sieht. Im Metal-Bereich haben die Scheibe ganz viele Medien einfach abgelehnt. Die Metal-Presse hat es verstanden, so gut es geht sich rauszuhalten. Wir wären kein Thema.
Steve: Wird es das Konzept live geben?
Ferdy: Nee, das wäre einfach zu aufwendig. Das bleibt wohl ein Underground-Thema.
Steve: Ist eine Fortsetzung geplant?
Ferdy: Das hängt ganz davon ab, wie die CD einschlagen wird. Da kann ich im Moment nichts Genaueres zu sagen. Anke und ich sind nicht mehr verheiratet, aber wir arbeiten noch zusammen bei Rough Silk. Insofern bestände zumindest die Möglichkeit…bei Bedarf. Es war natürlich ein extremer Aufwand und zudem ist die Geschichte an sich abgeschlossen. Es gibt natürlich Möglichkeiten und Themen, das Ganze auszureizen, wie mit „Käpt´n Helge Sticht In See“ oder „Käpt´n Helge Feiert Weihnachten“. Du bist halt dann komplett gebunden und hast keine Zeit für andere Objekte.
Steve: Irgendetwas das du noch über das Thema loswerden möchtest, was ich nicht gefragt habe?
Ferdy: Ich denke, wir haben das Interview eingetütet.
Steve: Na dann…vielen Dank.