PSYCHOTIC WALTZ, POVERTY`S NO CRIME

Essen, Turock 24.06.2017

Die amerikanischen Progressive Rocker von Psychotic Waltz sind auf Europa - Tour und besuchen die deutschen Landen insgesamt viermal und zwar in Rheine, München, Berlin und Essen. Daneben gastieren sie auf dem Graspop in Belgien, in Amersfoort (Niederlande) und in Kopenhagen (Dänemark). Als Support die deutschen Bleeding oder die Progressive Rocker von Poverty's No Crime. Der Autor dieser Zeilen hat das Glück das Package praktisch zum Anfang der Tour im heimeligen Hypothalamus - Club in Rheine und wieder zum Ende der Tour im Essener Turock zu genießen. Beide Male geben die Twistringer von Poverty`s No Crime den Opener und in beiden Venues zocken die Bands vor nahezu ausverkauftem Haus mit der etwas kleineren Location in Rheine und hier auch dezenterem Licht mit nur Farbtönen in Rot, Blau und weißem Spot. Die Setlisten sind allerdings bei beiden Gigs identisch. Zu meiner Schande muss ich eingestehen, dass mir beide Bands bislang nicht bekannt waren, was insbesondere im Falle von Psychotic Waltz gerechterweise tonnenweise Schande über mein Haupt abfordert. In meinem Review berücksichtige ich in wesentlichen Teilen das Abschlusskonzert, so mir selbiges noch näher ist und ich ja zu diesem Zeitpunkt schon beide Bands einmal gesehen hatte.

Povertys - live - 2017Poverty's No Crime kommen aus Twistringen im Emsland und sind bereits seit 1991 unterwegs. Neben einigen Demos haben sie bereits acht Alben auf dem Markt, von denen sechs über InsideOut veröffentlicht wurden. Von 2007 datiert das vorletzte Album und das aktuelle Werk "Spiral Of Fear" erschien im letzten Jahr bei Metalville. Mit Ausnahme des halblanghaarigen Gitarristen Marco Ahrens stellen Fronter, Gründer, zweiter Gitarrist und Sänger Volker Walsemann, der Basser Heiko Spaarmann, der Keyboarder Jörg Springub und Drummer Andreas Tegeler auch äußerlich ziemlich normale Typen dar, die vom Outfit durchaus auch als Mediziner oder Lehrer durchgehen könnten. Ein sanfter Einstieg bei "Access Denied" und dann melodischer Rock und auch "Senses Go Blind" macht den progressiven Rocker. Ein Dank an die Heroen von Psychotic Waltz von Volker und weiter geht es mit "Just A Dream" mit tollen Soli und so ein bisschen Blackmore-Feeling. Das hymnische und gleichsam balladeske "The Ballad" wartet mit Tasten in der Bridge auf und "Terminal Trip" von der Platte "The Chemical Chaos" bleibt im proggigen Instrumental. Ganz viele Tasten dann bei "Open Your Eyes" und ein ganz bisschen klingen die knackig-schnellen Gitarren nach Murray / Smith. Während in Essen alles glatt läuft reißt dem Basser in Rheine eine Saite, die der Sänger als Anlass nimmt auf den verfügbaren Merch hinzuweisen und dann "End In Sight", welches mit schnellen Gitarren und prägnanten Drums reinhaut. Die Backings hier vom Keyboarder und gesanglich liegt Volker hier ziemlich nahe bei Fish (Marillion). Mit ordentlich Klatschen wird dann "The Longest Day" noch mal richtig abgefeiert.

Psychotic - live - 2017Psychotic Waltz gründeten sich 1988 im amerikanischen El Cajon und lösten sich 1997 nach vier Longplayern auf. Nach einer kreativen Pause von fast fünfzehn Jahren kehrten sie 2011 unter großem Jubel im Original Line Up zurück und tourten unter anderem mit Nevermore und Symphony X. 2012 lieferten sie einen legendären Auftritt beim Rock Hard Festival ab. Die Euphorie um die Band gründet sich auf den vier Alben, die in der Szene allesamt als Meilensteine im Progressive Metal angesehen werden und auf den bahnbrechenden Livequalitäten der Band. Kopf der Band ist Sänger Devon Graves( alias Buddy Luckey), der auch mal zur Querflöte greift. Am Bass Ward Evans, an den Drums Norm Leggio und an den beiden Gitarren Dan Rock und der seit einem Autounfall querschnittsgelähmte Brian McAlpin, der seine Riffs im Rollstuhl zelebriert. Das Set öffnet mit "Dancing In The Ashes", gefolgt vom schon übergeilen "Faded". Der komplexe Prog mit tollen Gitarren, wahnsinnigen Melodien und viel Komplexität setzt sich nahtlos fort mit "Mosquito", dem hymnischen "Northern Lights", "Haze One", "Ashes" und "Locust". Nun nimmt sich Devon seine Zeit und spricht allgemein über die Bedeutung von Liveshows und dem Leben an sich, dass es wichtig ist sich gegenüber zu stehen, sich in die Augen zu schauen und in diesem Zuge hält er auch von den ganz Handyaufnahmen, die auf "YouTube" hoch und runter geleiert werden, gar nichts. In Rheine führt schwadroniert er hierüber eine ganze Zeit, um letztendlich den brandneuen Song ""While The Spiders Spin" anzukündigen, der eben tunlichst nicht mitgefilmt werden sollte. Eine tragende, schleppende Nummer mit fast ziehenden Gitarren und der Shouter bewegt sich gleichsam wie eben diese Spinne und schaut jedem ganz tief in die Augen. Es ist eine real Liveshow und prompt splisst die Snare, ob denn jemand eine solche in der Tasche hätte, um die Reparatur zu verkürzen und natürlich ordentlich Lacher. Bei "I Remember" greift er dann endlich zur Querflöte, ein toller, mitnehmender und sehr emotionaler Song und dann "A Psychotic Waltz". "Only In A Dream" dann mit einer sehr harmonischen Eröffnung und ganz viel Beifall und sanftere Gitarren mit viel Psychedelic Touch bei "Into The Everflow". Ein richtig derber Einstieg bei "Morbid" und wieder diese spinnenartigen Bewegungen mit den ruckenden Armbewegungen des Shouters. Schon krass, wenn man richtig zuschaut, macht er das eigentlich die ganze Zeit. "...And The Devil Cried" ist schon ein ziemlich brutaler Brecher mit ordentlich Screams und harten Schlagzeugfrequenzen. Drei Songs kommen noch und die haben es wahrlich in sich, sind sie doch wie "Halo Of Thorns" und " I Of The Storm" ziemlich rustikal und derbe angelegt. Als Rausschmiss dann nochmal mega melodischer Prog mit "Nothing" und ab 22:30 Uhr ist dann auch Schluss. Keine Zugabe aber jeder Akteur wird einzeln abgeklatscht und muss vorne zig Arme schütteln. Voll Freude nimmt der megasympathisch rüberkommende Brian alles mit dem Handy auf.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey