BELTEZ - Bloß nicht zu dudelig werden!


Mit Beltez kam ich vor knapp vier Jahren zum ersten Mal in Kontakt, als mir ihr letztes Album „Tod: Part 1“ für ein Review zugewiesen wurde. Seitdem bin ich ein großer Fan von ihnen. Nun zog einige Zeit ins Land, bis das neue Werk der Rheinländer angekündigt wurde. Mit „Exiled, Punishment… Rejected“ steht nun ein neues Werk in den Startlöchern, welches wirklich großartig geworden ist! Mein erstes Beltez-Interview hatte noch einen anderen Gesprächspartner. Dieses Mal stand Gitarrist und Sänger D.K. Rede und Antwort.

logo Daniel: HELL-ö D.K.! Ich hatte vor vier Jahren bereits ein Beltez-Interview geführt, allerdings mit Eurem Ex-Bassisten Flagg. Somit ist Deine Sichtweise als Songwriter der Band vielleicht auch interessant, falls ich ein paar Fragen wiederholen sollte. Fangen wir doch zunächst erstmal vorne an: Wie kam es 2002 zur Gründung von Beltez?

D.K.: Die Frage ist, willst Du die offizielle oder die wahre Geschichte hören? Die offizielle Geschichte ist, dass unser damaliger Sänger und ich im Alkoholrausch beschlossen haben, dem Black Metal wieder mehr Eier zu verpassen. Viele Veröffentlichungen empfanden wir als zu seicht und waren davon überzeugt, das können wir besser. Die wahre Geschichte ist, wir waren wie schon gesagt betrunken, einer unserer besten Kumpels, der ein sehr großer Fan von Burzum war, hatte bald darauf Geburtstag, Black Metal hatte keine Eier und deshalb beschlossen wir, ihm einfach ein Tape als Geschenk zu machen und uns gleichzeitig auszutoben. Aus unserer Dorf-Black Metal-Welt gesehen, klang das alles sehr revolutionär und super, was es, wenn man „Beltane“ rückblickend betrachtet, eigentlich nicht wirklich war. Kurz gesagt, wir waren jung, hatten Spaß und haben eine nette Hommage an den Sound von Burzum gemacht.

Daniel: Ihr werdet im Internet auch häufig als The True Beltez bezeichnet. Mayhem benutzten diesen Zusatz damals, um nicht mit der gleichnamigen Band aus den USA verwechselt zu werden. Ist dies eine Art Tribut an Mayhem Eurerseits? Eine weitere Band mit dem Namen Beltez ist mir zumindest nicht geläufig.

D.K.: Das „The True“ ist tatsächlich ein Tribut an Mayhem und stammt noch aus der „Beltane“-Zeit. Wenn Du dich fragst, warum haben die das bloß gemacht: Die Antwort ist Alkohol und wir waren jung. Im neuen Logo ist das „The True“ nicht mehr zu finden.

Daniel: Welche Bands haben Euch beeinflusst? Und haben sich diese Einflüsse in all den Jahren verändert? Eure Texte handeln von Tod und Depressionen. Woher diese Depri-Stimmung?

D.K.: Das lässt sich schwer sagen. Musikalisch haben mich vor allem Nagelfar, Unanimated und Gates Of Ishtar beeinflusst; bis auf Nagelfar also eher die Schwedenfraktion und weniger der deutsche Black Metal. Burzum stand sicherlich für die ersten beiden Demos, die ja später dann „Beltane“ bildeten, musikalisch Pate. Da ich aber ursprünglich Dorfpunk war, kommen da auch noch ganz andere Einflüsse dazu. Die damalige LP von Vorkriegsjugend oder die Alben von Kapitulation Bonn, „Feuer!“ und „Blut“, sind da ein gutes Beispiel. Für Beltez hat sich in den letzten Jahren deshalb immer eine wilde Mischung aus verschiedenen Einflüssen ergeben. Für das neue Album waren aber gerade die amerikanischen Genrevertreter des Black Metal Vorbild. Auch jegliche sonstige Kost, die intensiv und finster daher kommt. Woher dann die Depri-Stimmung? Die Themen Tod und Sterben üben einfach eine gewisse Anziehungskraft aus, neben der Tatsache, dass jeder von uns in irgendeiner Form schon von ihnen betroffen war. Für „Exiled, Punished… Rejected“ haben wir das Thema etwas freier nach Wayne Barlowes Roman „God’s Demon“ interpretiert. Auch wenn dieser im Grunde nur eine Fantasy-Geschichte in der Hölle ist, merkt man doch seine Liebe zur klassischen Literatur und griechischer Mythologie. Diesen Hintergrund haben wir aber genutzt, um eigene Geschichten auf dessen Basis zu erzählen oder einen direkten Bezug zum Buch herzustellen; also eine vollkommen andere Herangehensweise als noch bei „Tod: Part 1“.

Daniel: Warum sind damals zwischen Eurem Debüt „Beltane“ und dem zweiten Album „Tod: Part 1“ neun lange Jahre vergangen? Was war da los?

D.K.: Unser damaliger Fokus lag vermehrt auf unserer damaligen Black-/Death Metal-Band Orkus. Nachdem diese 2006 aufgelöst wurde, war ich arbeitstechnisch stark eingebunden und hatte erst einmal ab 2008/2009 bei Sinister Rouge als Bassist angefangen. Erst 2011 wurde das Projekt reanimiert - auch wenn wir es bis dahin nie wirklich aus den Augen verloren hatten. Dass Flagg damals noch Chef bei Bret Hard Records war, kam einer neuen Veröffentlichung dabei natürlich sehr gelegen.

Daniel: Wie kam es dazu, dass Ihr auf „Tod: Part 1“ einen Slime-Song gecovert habt? Passte der Text einfach nur gut zum Album? So punkig klingt Eure Musik ja an sich nicht…

D.K.: Den Song hatten wir damals schon mit Orkus regelmäßig Live gecovert, um uns eindeutig politisch zu positionieren. Für Beltez war das insofern sehr wichtig, da wir eigentlich alle politisch eher in der linken Ecke zu finden sind und die Veröffentlichung über Ewiges Eis Records eine politisch indiskutable Sache war. Es war eine Jugenddummheit. „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“, der auf der Todesfuge von Paul Celan basiert, war dabei eine stimmige Wahl.

Daniel: Apropos punkig: Euer Ex-Bassist ist bei den Horrorpunkern The Other eingestiegen. Sind The Other so zeitaufwendig, dass er Euch verlassen musste? Oder gab es andere Gründe dafür? Bei seinem Label Bret Hart Records seid Ihr ja schließlich noch unter Vertrag. Böses Blut scheint es also nicht zu geben…

D.K.: Nein, böses Blut gab es nicht. Er hatte einfach keine Lust, erneut in der alten Orkus-Besetzung live zu spielen (die wir im Endeffekt dann gewesen wären). Das lag zum Großteil sicherlich auch an mir, da ich gerne Mitmusiker um mich herum habe, die ich schon länger kenne. Flaggs Entscheidung war deshalb zwar nicht in meinem  Sinne, aber durchaus nachvollziehbar. Schade war es, da Flagg neben einem guten Freund auch ein außerordentlich guter Bassist ist und Beltez lange begleitet hat. Das Label wird mittlerweile übrigens von Thorsten Doering geführt.

Daniel: Ich hatte bei der Ankündigung des neuen Albums eigentlich „Tod: Part 2“ erwartet. Warum kam es da nicht zu? Und folgt der zweite Teil dennoch irgendwann? Kannst Du uns schon etwas darüber sagen?

D.K.: Wir hatten tatsächlich an „Tod: Part 2“ gearbeitet. Es gab und gibt auch schon einige Songfragmente, die uns aber bisher nicht restlos überzeugen konnten. Gerade unser Gitarrist J.K. lag mir immer wieder in den Ohren, dass die Songs bloß nicht zu dudelig werden oder zu lieblich sein sollen. Auch dass wir gemeinsam am Arrangement gearbeitet haben, hört man dem Sound von „Exiled, Punished... Rejected“ daher an. Nachdem wir beschlossen hatten, unseren Gesamtsound zu verändern, war dieses Thema auch erst einmal vom Tisch. Ein zweiter Teil wird aber definitiv folgen. Wir haben ja noch fünf Jahre Zeit.

Daniel: Das Cover sieht geil aus! Wer hat es gemalt? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

D.K.: Vielen Dank! Das Cover hat ein guter Freund von uns gemalt. Ben von Kodex Barbaricus hatte vorher auch schon das Über-Album „White Goddess“ von Atlantean Kodex illustriert. Da wir diesmal etwas Black Metal-Untypisches wollten, war Ben die richtige Wahl. Wir wollten deshalb auch kein Bandlogo auf dem Cover. Irgendwie fühlte es sich nicht richtig an, diese tolle Zeichnung damit zu verunstalten. Eine Entscheidung, mit der wir sehr zufrieden sind.

beltez Daniel: Es wird von Eurem neuen Album „Exiled, Punished… Rejected“ auch eine Kassettenversion über The Crawling Chaos Records geben! Woher die Idee für dieses kultige Format? Und wie seid Ihr mit Holger Jonen, dem Inhaber des Labels, in Kontakt gekommen?

D.K.: Holger habe ich auf den Rhein In Blood Festivals in Köln-Deutz kennengelernt und über die Zeit haben wir uns angefreundet, weshalb ich mich auf die Zusammenarbeit sehr freue und für das uns entgegengebrachte Vertrauen sehr dankbar bin. Wir sitzen gerade noch am Layout der Hülle, das mir den letzten Nerv raubt und ein Grund ist, weshalb diese Antworten Dich erst so spät erreichen. Mit Tapes hatte ich aber auch schon zu Hordes Of Loki-Zeiten Erfahrungen gemacht. Ich habe allerdings keine Ahnung, wo mein Exemplar ist…

Daniel: Wird es auch eine Vinylversion geben? Ist da irgendetwas geplant?

D.K.: Ja! Die Vinyls kommen wahrscheinlich im September. Leider gab es presswerkbedingt eine Verzögerung, weshalb die Vinyls zum Release nicht mehr fertig werden.

Daniel: Es fällt auf, dass Ihr immer fünf oder sechs Songs auf Euren Alben habt, wenn diese auch immer recht lang sind. Ist das ein bewusster Schritt Eurerseits, auf „Klasse statt Masse“ zu setzen? Oder ist das etwas, was eher zufällig passiert?

D.K.: Ich bin ein Freund langer Songs und hasse Drei-Minuten-Black Metal-Songs. Ich mag es, wenn die Musik fordert.

Daniel: Ihr habt bislang für jedes neue Album Euer Logo geändert, was für eine Black Metal-Band ja doch eher ungewöhnlich ist. Warum dieser Schritt?

D.K.: Für „Der Tod: Part I“ musste damals einfach etwas Besseres her. Rein optisch hätte das Logo aber für uns nicht mehr zur neuen Platte gepasst. Gerade die Verästelungen, die jetzt im Logo sind, passen gut zur zentralen Weltesche des Covers. Zumindest der Hangman ist ja als wiederkehrendes Element erneut dabei. Zu guter Letzt, weil  wir es können!

Daniel: Flagg hatte damals behauptet, dass Ihr Euch nicht als Live-Band seht. Dennoch stehen ein paar Konzerttermine an. Woher der Umschwung?

D.K.: Wir haben sogar schon einige Konzerte hinter uns. Der Umschwung kam, als wir plötzlich Anfragen bekamen, die uns das Thema doch schmackhaft gemacht haben. Frei nach Adenauer: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden. Unser erstes Konzert auf dem Rhein In Blood war dabei natürlich der beste Einstand, den man haben konnte.

Daniel: Wann und wo kann man Euch denn demnächst mal wieder auf der Bühne sehen?

D.K.: Die nächsten Termine sind unser Release am 23.06. im JKC in Troisdorf, zusammen mit Nauthik, die ihr Live-Debüt geben. Eine Woche später spielen wir auf der Release-Show von Magoth in Bonn. Im Juli ist das Summernight Open Air dran und im Dezember geht es nach Berlin, wo wir neben Fäulnis, Morast, Hexer, Gespenst und vielen weiteren tollen Bands auf dem Morgenstern Festspielen. Da wir aber immer noch mehr Gigs für die zweite Hälfte des Jahres suchen, wären wir über Anfragen sehr begeistert. Normalerweise kümmere ich mich selber darum, aber durch die Vorbereitungen für das Release war ich mit zig anderen Sachen beschäftigt.

Daniel: Lass uns mal kurz zu Deiner musikalischen Vergangenheit kommen! Du hast zusammen mit Flagg 2003 das Demo „Resurrected Pride Once Lost“ mit der Pagan Metal-Band Hordes Of Loki veröffentlicht. War das für Euch nur eine Art Nebenprojekt? Oder warum war schon nach nur einem Demo Schluss? 

D.K.: Es war sogar auch ein zweites Demo in der Mache. Aber Hordes Of Loki war wirklich nur ein Nebenprojekt. Es hat allerdings auch hier schon Songs für ein zweites Tape gegeben. Ich bin allerdings am Überlegen, ob ich nicht demnächst ein neues Demo dazu aufnehmen werde. Natürlich werde ich damit nie auftreten. Aber die Geschichte kennen wir ja bereits…

Daniel: Zuvor habt Ihr beide noch bei der Band Orkus gespielt, deren CD „Worms Of Tomorrow“ ich sogar besitze! Wo genau liegen die Unterschiede zwischen Beltez und Orkus, die beide eine Weile zeitgleich existierten und beide Black Metal spiel(t)en? Und warum hattet Ihr dann bei Orkus aufgehört?

D.K.: Bei Beltez war der Fokus immer mehr auf Black Metal gerichtet als bei den späteren Orkus. Orkus war zur „Worms Of Tomorrow“ ja eher eine melodische Black-/Death Metal-Band. Warum die Auflösung? Flagg war der einzige, der noch von den Gründungsmitgliedern übrig geblieben war. Daher waren auch die Songs von „Worms Of Tomorrow“, bis auf die Ballade, kaum von den Mitgliedern beeinflusst worden. Neue Songs klangen dementsprechend anders. Auf Dauer wussten wir, dass wir einen Stillstand erreicht hatten. Dazu kamen dann noch meine vielen Lehrgänge und die Arbeit unseres Drummers an vielen Wochenenden, was schlussendlich vermehrt zu Frust und dann zum Ende der Band führte.

Daniel: Was etwas aus dem Rahmen sticht, ist die Tatsache, dass Du noch bei der Alternative Rock-Band Sinister Rouge spielst. Wie passen fröhlicher Rock und depressiver Black Metal zusammen?

D.K.: Ich habe schon vor drei-vier Jahren bei Sinister Rouge aufgehört. Die Band war eine willkommene Abwechslung nach Orkus, erforderte nie viel Zeit und diese war auch noch super. Zumal das Konzept hinter dem ersten Album von Sinister Rouge auch durchaus als sehr düstere Kost angesehen werden kann. Auch wenn der Sound was anderes sagt, die Texte sind es definitiv nicht! Als Flagg und ich mit den Aufnahmen zu „Der Tod: Part 1“ für Beltez fertig waren und die ersten Live-Angebote eintrafen, merkte ich, dass ich den Job als Bassisten dran gegeben wollte, um meinen Fokus wieder voll und ganz auf Beltez zu richten. Befreundet sind wir allerdings immer noch und eventuelle helfe ich als zweiter Gitarrist bei der Release-Show zum neuen Album „95“ aus.

beltez Daniel: Ist es Dir eigentlich wichtig, dass sich alle Bands, bei denen Du aktiv bist oder warst, musikalisch voneinander unterscheiden? Oder hat sich das alles ehr zufällig ergeben? 

D.K.: Dies war tatsächlich purer Zufall, eigene Projekte ausgenommen. Hier habe ich natürlich selber die Zügel in der Hand und kann bestimmen, wohin die Reise geht.

Daniel: Wie sehen sonst Eure Zukunftspläne aus?

D.K.: Mehr Konzerte, kleine Touren. Alles, was eben drin ist. Wir haben gerade extrem Bock. Da wir auch noch Songideen haben die für „Exiled, Punished… Rejected“ nicht weiter genutzt wurden und sogar zwischenzeitlich ein paar weitere hatten, möchten wir auch so schnell wie möglich an einem Nachfolger arbeiten.

Daniel: Alles klar, D.K.! Das Schlusswort soll Dir gehören! Willst Du noch etwas loswerden?

D.K.: Ja, gerne! Dein Review war spitze geschrieben und unsere Musik gut analysiert. Du warst auch der Erste, der das musikalische Konzept aus Prelude und dem Ende von „Soulweaving“ erkannt oder zumindest besprochen hat. Chapeau Daniel und vielen Dank für das Interview!

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Autor: Daniel Müller