AJATTARA - Zu viel Schnaps und so´n Scheiß


In Finnland gibt es tonnenweise Black Metal-Bands. Ich bin immer wieder verwundert, wie viele ich noch nicht entdeckt habe, egal, wie lange sie auch schon aktiv. Zu dieser Kategorie gehören auch Ajattara, deren neues Album „Lupaus” ich erst kürzlich besprechen durfte. Es klingt anders als die meisten traditionellen Black Metal-Horden des Landes, wobei ich allerdings keinen Vergleich zu ihren älteren Alben habe. Ich sprach mit Band-Gründer Pasi „Ruoja” Koskinen.

logoDaniel: HELL-ö Ruoja! Wie geht´s Dir? Bitte erzähl uns doch zunächst etwas über die Anfänge von Ajattara! Wann und wie kam der Stein ins Rollen?  

Ruoja: Hey Daniel! Mir geht es gut. Also, diese Frage hat mir schon lange keiner mehr gestellt, da wir ja nun doch schon seit knapp zwanzig Jahren dabei sind. Nun gut, also, los geht´s! Ich gründete Ajattara 1996 als Soloprojekt. Erst 1998 kam Malakias als Schlagzeuger hinzu. Ich nahm zunächst ein paar Demos auf, hatte aber den Wunsch, Ajattara als richtige Band weiterzuführen. Und dazu kam es dann auch, wie man heute sehen kann. Mit Malakias nahmen wir 1998 das Demo „Helvetissä On Syntisen Taivas" auf. Damir kamen wir auch an unseren Plattenvertrag mit Spikefarm, die 2001 unser erstes Album „Itse” veröffentlichten. Nach dem Debüt wollte man uns auch live buchen, und so wurden wir dann eine richtige Band.   

Daniel: Hattest Du vorher schon in anderen Bands gespielt?

Ruoja: Ja, schon in einigen, z. B. Amorphis, Shape Of Despair, Mannhai, To Separate The Flesh From The Bones oder Le Messe Noir, um mal ein paar Namen zu nennen.

Daniel: Was bedeutet der Name Ajattara eigentlich?

Ruoja: Ajattara ist eine verlorene Göttin in der alten Finnischen Mythologie.

Daniel: Welche Bands haben Euch beeinflusst? Und haben sich diese Einflüsse in all den Jahren jemals geändert?

Ruoja: Venom, Bathory, Burzum, Darkthrone, Marduk usw. Ich höre fast alle Arten von Musik, außer Reggae, und das, obwohl ich viel Weed rauche, haha!   

Daniel: Ich verstehe leider kein Wort Finnisch. Worum geht es genau in Euren Texten?

Ruoja: Über alles Böse im Menschen. Alle meine Geschichten basieren auf wahren Begebenheiten und Gefühlen, denen wir alle ausgesetzt sind, die ganze Scheiße, die das Leben und der Tod so mit sich bringen. Und mit meinen Texten verarbeite ich all das. Es gibt keinen Glanz in Deinem Grab, weißt Du?  

ajattaraDaniel: Warum verfasst Du Deine Texte den nicht auf Englisch? Glaubst Du nicht, dass Ihr damit viel mehr Leute erreichen könntet, die Deine Botschaft dann besser verstehen?

Ruoja: Ich finde, es passt besser zu unserer Musik, wenn die Texte auf Finnisch sind. Es ist nichts falsch daran, Texte in der Muttersprache zu verfassen. In Wahrheit schreibe ich ja Musik nicht für die Massen, sondern in erster Linie für mich selbst. Und ich verstehe die ganze Scheiße ja. Aber glücklicherweise haben viele Leute anscheinend denselben Musikgeschmack wie ich. Neben der Tatsache, dass e sim Black Metal nicht unüblich ist, in der Landessprache zu singen, bin ich auch der Meinung, dass ich mich so besser ausdrücken kann. Denn auch, wenn man vielleicht kein Wort versteht, kommt das Feeling so besser rüber.      

Daniel: Ajattara lösten sich 2012 für vier Jahre auf. Warum? Was war da los?

Ruoja: Zu viel Schnaps und so´n Scheiß. Das ist alles. Es ist jetzt nicht so dramatisch, wie es zu sein scheint.

Daniel: Seit der Reformierung von Ajattara im Jahr 2016 hast Du nun eine komplett neue Hintermannschaft am Start. Waren die alten Recken nicht mehr interessiert an der Band? Oder gab es andere Gründe dafür?   

Ruoja: Wo hast Du das den her, Alter? Nein, die Besetzung ist identisch mit der vor der Trennung 2012, inklusive aller Techniker und Crew-Mitglieder. Es war sogar so, dass sie alle auf mich zukamen und die Band reformieren wollten, nachdem ich ein paar Jahre in Spanien gelebt hatte.    

Daniel: Spielt Ihr auch live? Und weißt Du schon, ob und wann wir vielleicht die Gelegenheit bekommen, Ajattara auch einmal in Deutschland auf der Bühne zu sehen zu bekommen?

Ruoja: Ja, wir spielen auch live und nichts lieber als das. Wir sollten auch nach Deutschland kommen und auf der Satan´s Covention in Speyer spielen, aber das ganze Festival wurde leider abgesagt. Vielleicht kommen wir aber trotzdem in naher Zukunft mal zu euch. Ich bin übrigens auch schon sehr viel mit meinen ganzen Ex-Bands in Deutschland auf Tour gewesen.   

Daniel: Sind auf Eurem neuen Album ausschließlich neue Songs enthalten? Oder habt Ihr auch noch Fragmente aus der Zeit vor Eurer vorzeitigen Auflösung 2012 verwertet?

Ruoja: Nein, das ist alles neuer Scheiß, den ich letztes Jahr in Spanien geschrieben habe. Dort haben wir das Album dann auch aufgenommen.  

Daniel: Bis heute habt Ihr schon acht Alben veröffentlicht. Gibt es eins, auf das Du heute besonders stolz bist oder das Du vielleicht auch gar nicht mehr magst? Und wenn ja, warum?  

Ruoja: Nein, ich liebe sie alle, aber das neue Album ist natürlich das Beste, was wir jemals gemacht haben. Deswegen machen wir auch immer weiter.

ajattaraDaniel: Lass uns bitte auch mal über die finnische Black Metal-Szene sprechen, okay? Ich mag nämlich sehr viele Bands aus Eurem Land, wie z. B. Beherit, Barathrum, Azaghal, Wyrd, Catamenia, Vultyr, Behexen, Horna, Sargeist, Satanic Warmaster, Mustan Kuun Lapset usw. Hast Du zu einigen dieser Bands Kontakt? Gibt es eine richtige Szene bei Euch, wo sich Bands gegenseitig unterstützen? Und kannst Du uns vielleicht auch noch andere Bands, alte wie neue, empfehlen?  

Ruoja: Also, zunächst einmal muss ich Dir sagen, dass unser Gitarrist, Tartunta aka Mynni Luukkainen, gleichzeitig auch bei Behexen und Horna spielt. Und auch Barathrum sind sehr gute Freunde von mir. Natürlich stehen wir stets mit ihnen in Kontakt. Und es gibt auch Pläne für eine gemeinsame Tour mit Barathrum in naher Zukunft, da sie ja auch gerade wieder ein neues, großartiges Album am Start haben.

Daniel: Es gibt wahnsinnig viele, räudige Black Metal-Horden bei Euch. Was glaubst Du, womit hängt das zusammen? Sind alle Finnen tatsächlich so antireligiös und misanthropisch drauf, wie es für Außenstehende den Anschein macht?  

Ruoja: Und ob wir das sind! Religion ist gequirlte Scheiße und hat nichts  it dem wahren Leben zu tun! Das Beste, was die Religion jemals erschaffen hat, ist Satan!   

Daniel: Dann erzähl uns doch noch schnell etwas über Eure Zukunftspläne mit Ajattara!

Ruoja: So viele Konzerte wie möglich spielen und weitere tolle Songs schreiben.

Daniel: Okay, Ruoja! Dann gehört Dir noch das Schlusswort!

Ruoja: Ein gutes Schlusswort? Kommt Zeit, kommt Rat!

http://www.ajattara.fi/

https://www.facebook.com/ajattara



Autor: Daniel Müller