HELENE FISCHER - SAME


Label:POLYDOR / UNIVERSAL
Jahr:2017
Running Time:87:23
Kategorie: Neuerscheinung
Non Metal
 

Mitte Mai erschien es nun endlich. Die Veröffentlichung auf die ganz SchlagerDeutschland fast vier Jahre lang gewartet hat. Denn, kaum zu glauben, solange ist "Farbenspiel", das Megaalbum mit der Topposition in Deutschland, Österreich und der Schweiz und dem Überhit "Atemlos Durch die Nacht" schon her. Die Scheibe wurde 2013 veröffentlicht und der Song war damals übrigens die zweite Singleauskopplung nach "Fehlerfrei". Die letzte Auskopplung hieß "Marathon".

Das neue Album enthält ausschließlich deutschsprachige Nummern und das große Thema ist natürlich die alles beherrschende Liebe. Ganz clever setzt das einfach in grau gehaltene Cover, welches das hübsche Gesicht der Sängerin zeigt, dessen zaghaftes Lächeln von ihrer feingliederigen Hand überdeckt wird, auf Schlichtheit und Sanftheit. Dem Betrachter kommt sie so, trotz des riesigen Erfolges, viel menschlicher, näher und greifbarer rüber. Sie wirkt etwas schüchtern, gleichsam etwas unsicher und gewinnt so viele Sympathien. Ganz auf sich selbst konzentriert sich die Schlagerqueen auch mit dem Titel des Albums, welches sie schlicht "Helene Fischer" nennt. Selbiges gibt es als Standard-CD mit insgesamt 16 Titeln, die mir auch zum Review vorliegende Deluxe-Doppel-CD mit insgesamt vierundzwanzig Tracks und für die echten Fans wurde eine limitierte Fanbox mit der Deluxe-Doppel-CD, einer Bonus-CD mit den schönsten deutschen Duetten aus der "Helene Fischer"-Show, einem Notizbuch und fünf signierten Fotoprints heraus gegeben. Für die Schallplattensammler gibt es eine in Gatefold eingelegte Doppel-LP und selbige sogar als super rare Clear-Edition, die ich mir natürlich flugs organisiert habe.

Im März diesen Jahres, gab Helene Fischer bereits drei Songs ihres neuen Albums in der ARD zum Besten. In "Schlagercountdown – Das große Premierenfest", der Show von Florian Silbereisen wurden die Songs "Flieger", "Wenn Du Lachst" und "Viva La Vida" vorgestellt. Ganz ehrlich, ich war wirklich gespannt auf mein erstes "Helene-Fischer" - Album und erwartete "Atemlos"-Nummern am laufenden Band. Umso überraschter war ich, wie vielfältig und facettenreich sich Helene gibt und wie gefühlsintensiv sie sich auszudrücken vermag. Ob Schlagerfan, Popfreak oder hartgesottener Rocker. Über die Attraktivität der Sängerin, die ohne Probleme jeden Modelwettbewerb gewinnen würde, über ihre gigantischen Shows, die in Anlehnung an Michael Jackson oder auch an Madonna mit unglaublich großen Aufwand aufgezogen werden, mehrfach rannte die Aufzeichnung ihres Open Air auf der Waldbühne in Berlin über die Äther, sowie ihre wirklich ausgezeichnete und berührende Stimme, herrschen genreübergreifend kaum Zweifel. Und, ob man nun will oder nicht, aber "Atemlos Durch die Nacht" hat einen Bekanntenstatus erreicht, der beinahe an die Nationalhymne heran reicht.

Kommen wir nun zu der vierundzwanzig Tracks umfassenden Deluxe-Edition mit einer Spielzeit von knappen neunzig Minuten. Mit "Nur Mit Dir" macht unsere Sängerin da weiter, wo sie mit "Atemlos Durch Die Nacht" aufgehört hat. Poppiger Schlager oder umgekehrt auf jeden Fall eine gute tanzbare Swing Nummer mit schön eingängigem Refrain. Mit swingenden Tasten und viel guter Laune aber mit mehr Stimmvarianzen geht es mit "Sonne Auf der Haut" weiter. Wir bleiben aber noch im Schlagerpop. Sehr sanft mit Klaviertasten und bewegend ist "Wenn Du Lachst" und "Flieger" kennt man ja schon aus der Fernsehshow. Ziemlich fette Elektrobeats und ordentlich Druck und, ja man muss schon sagen Groove, dann bei "Herzbeben". Sowas kennt man auch von moderneren EBM-Vertretern und das ist schon vom gängigen Schlager ziemlich weit weg. "Wir Zwei" ist einfach nur ein netter Song aber auch mit Interrupts / Tempiwechsel und klassisch angelegten, poppigen Tasten. "Schon lange Nicht mehr Getanzt" mit klassischem Einstieg mit Schifferklavier dürfte wohl schon als Chanson durchgehen und zeigt die ganze Bandbreite ihrer Stimme. Tasten und südamerikanischer Drive im Cha Cha Cha Style und viel Tango dann beim wirklich tollen "Viva La Vida". Wieder gut tanzbare Rhythmen mit Akustikgitarre und so ein bisschen Country bei "Mit Dem Wind" und bei "Wir Brechen Das Schweigen" kommen einem auch bekannte deutsche Popgrößen in den Sinn. Nochmal sehr balladesk und mit Klavier das mitnehmende und schmusige "Gib Mir Deine Hand" und auch hier intoniert und akzentuiert die Sängerin zum Herzzerreißen und zum Ende von Seite eins nochmal deutsches Popgut mit unaufgeregten Klaviertasten bei "Du Hast Mich Stark Gemacht" und einer bewegenden Huldigung der blonden Schönheit an ihren Vater. Verfolgt man den Text aufmerksam, so werden hier die Anfänge und ersten Gehversuche der Sängerin erkennbar, die demnach auch eine Schauspielerin hätte werden können.

Die zweite Seite legt wieder mit einem langsameren Swing mit dem Titel "Achterbahn" los, enthält aber zudem interessante, leicht quere Melodieteile, die irgendwie an ein Quietschen der Fahrgestelle erinnern. Einfacher Popschlager, den man z. B. von Andrea Berg oder Wolfgang Petry kennt, dann bei "das Volle Programm", wohl geschrieben für den etwas schlichteren Schlagerfan oder die Mallorca-Fraktion. Zappen wir schnell weiter. Helene ist viel besser als dieser Schmarrn. Gut akzentuiert und so ganz leicht rauchig und auch mal richtig hoch bei "Ich Wollte Mich Nie Mehr Verlieben" und eine sehr verletzbare und dann ganz besonders rüber kommende Helene dann bei "Lieb Mich Dann". Diese Megaschwofer hat sie einfach richtig gut drauf und die sind ziemlich weit weg von den ganzen Klischees. Roland Kaiser, Udo Jürgens, alle leben von ihrem Klavier und auch Frau Fischer hat ganz offensichtlich einen Narren an den schwarzen und weißen Tasten gefressen. "Die Schönste Reise" ist wieder eine tolle deutsche Popnummer geworden. Und wieder bitte das Bein schwingen zum ach so beliebten Swing bei "Schmetterling" aber auch hier überwiegt wieder das sanftere, spielerische und Helene möchte wirklich singen und nicht nur abliefern. Irgendwas hatte doch noch gefehlt?. Okay, hier ist sie endlich, die Westernnummer mit "Dein Blick" und ja, jeder wusste es. Sie kann richtig rockig und voll rauchig. Dürfte in den Vereinigten Staaten von Amerika eine riesige Nummer werden aber lasst sie jetzt bitte nicht mit The BossHoss auftreten. Nochmal ganz langsam, sanft und so etwas unsicher dann "Mit Jedem Herzschlag". Genau auf solche Songs passt das Cover wie die berühmte Faust aufs Auge. Richtig moderner und knackiger Pop dann bei "Sowieso" mit vielen Elektrotasten und im typischen Modern Talking Stil. Genau das Richtige für die flott fetzige Tanzfraktion. Okay, wo wir schon mal beim poppigen Swing sind, machen wir gleich mit "Genau Mein Ding" weiter, damit ja keiner von der Tanzfläche flieht. "Weil Liebe Nie Zerbricht" lehnt sich wieder an vorherige Nummern wie schon "Lieb Mich Dann" mit der wieder so sanften, mega emotionalen Sängerin an, die mich gerade in diesen Parts sehr z. B. an eine Celine Dion erinnert. "Adieu" setzt im wieder französischen Stil, irgendwo kommt einem auch der ähnlich betitelte Chanson von Udo Jürgens in den Sinn, den Schlusspunkt unter ein ganz, ganz abwechslungsreiches Album. Dieses zeigt uns eine Helene, die wir so vielleicht nie erwartet haben und, gemessen an dem Genre, welches sie hier vertritt, natürlich die Höchstbewertung verdient, zumal sie es mit zig Facetten tatsächlich geschafft hat, dass ich ihr wirklich zugehört habe. Vielleicht hätten das die zigtausend Fußballfans beim DFB-Pokalfinale auch mal tun sollen, anstatt mit ihrem kindischen Gepfeife genau das Klischee für sich zu beanspruchen, was sie da so gnadenlos ausgepfiffen haben.

Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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