Ragnarök Festival

Lichtenfels, Stadthalle, 21. - 22.04.2017

Einmal im Jahr wird das beschauliche Städtchen Lichtenfels in Oberfranken Schauplatz einer Invasion hunderter langhaariger, Bier trinkender Gestalten. Es ist klar: Es ist wieder Zeit für's Ragnarök Festival! In diesem Jahr habe ich zum zweiten Mal die Möglichkeit, an diesem Event teilzunehmen und mir zwei Tage lang große und kleine Acts des Pagan und Black Metal anzuschauen. Also packte ich meine Sachen und machte mich diesmal alleine auf den Weg nach Lichtenfels. Bereits am Donnerstag war auf dem Campingplatz und dem restlichen Gelände eine gute Stimmung zu verspüren. Man merkte, wie sehr die Festivalsaison den meisten gefehlt hat.

Flirtan - live - 2017Der Freitag begann für mich mit der Band Firtan. Deutschsprachiger Black Metal mit einigen symphonischen Anteilen bekam der Zuschauer hier geboten. Im Gegensatz zum letzten Jahr schien die Soundcrew deutlich dazu gelernt zu haben, Der Ton erwies sich wesentlich besser als die letzten Jahre und auch die Band war gut drauf und lieferte eine überzeugende Show ab, auch wenn sie mit ihrer Musik meinen Geschmack nicht ganz trafen.

 

 

Anomalie-live-2017Anders sah es da schon mit den nun folgenden Anomalie aus. Die Band, welche seit 2011 besteht, kombiniert düsteren, melancholischen Rock mit depressive Black Metal und sorgt somit für ihren eigenen, unverwechselbaren Sound, welcher sich deutlich von anderen Bands des Genres abhebt. Ihre Performance und ihr Sound sprachen für sich und begeisterten nicht nur mich, weshalb ich es schade fand, dass eine solche Band einen so frühen Slot erhalten hatte.

 

 

Voltumna-live-2017Nach diesem ersten Highlight folgten Voltumna, welche ich eigentlich auslassen wollte. Trotzdem fesselte mich ihre Show auch nach dem Abklappern des Fotograbens, sodass ich bis zum Schluss blieb. Was soll man sagen: Solider Black Metal auf ganzer Linie. Die Zuschauer waren begeistert und feierten die Band während ihres Auftrittes.

 

 

 

Ellemde-live-2017Mein eigentliches Hauptaugenmerk jedoch lag auf Ellende, welche im Anschluss auftraten. Mit dick aufgetragenem Corpse Paint ging die Truppe auf die Bühne und erschuf ab dem ersten Song die Stimmung, für die man sie kennt: Hoffnungslosigkeit und Trostlosigkeit, verpackt in großartigen Suicidal Black Metal. Trotz der tristen Stimmung, die die Musik ausstrahlt, musste man sich um die Stimmung keine Sorgen machen, das Publikum wusste entsprechend damit umzugehen und feierte trotzdem kräftig mit. Alles in allem ein sehr überzeugender Auftritt.

 

Insomnium-live-2017Hiernach gönnte ich mir eine etwas längere Pause, so dass ich erst wieder bei Insomnium im Fotograben stand. Die Melodic Death Metaller waren mit ihrem Genre, welches sie bedienen ein ziemlicher Exot auf dem Ragnarök. Jedoch zeigte sich, dass auch eine solche Band mit großen Wohlwollen angenommen wurde. Die Show erwies sich als absoluter Knaller und rechtfertigte definitiv einen Headlinerslot am ersten Abend.

 

 

Finsterforst-live-2017Mit Finsterforst betrat eine Band die Bühne, auf die ich mich bereits den ganzen Abend gefreut hatte. Die Jungs um Sänger Oliver traten zur Freude der Fans mit dem eigentlich ausgestiegenen Akkordeonisten Johannes auf. Alte und neue Songs hielten sich die Waage. Gegen Ende, bevor mit „Mach Dich Frei“ der Titeltrack des gleichnamigen letzten Albums der Band dargeboten wurde, nutzte die Band ihre Spielzeit und bedankte sich ausführlich bei Bühnenhelfern, Crewmitgliedern und dem Veranstalter. Die Show von Finsterforst war in meinen Augen eine der Besten des Tages.

 

Dornenreich-live-akustik-2017Im Anschluss spielten das erste Mal Dornenreich, welche mit zwei Shows auf dem Ragnarök vertreten waren. Thomas und Jochen standen beziehungsweise saßen zu zweit auf der Bühne und spielten ihre erste Show komplett akustisch. Ein zugegebenermaßen großer Kontrast zu allen anderen Bands davor. Ihre folkigen Klänge hatten durchaus ihren Reiz, konnte mich jedoch nicht vollständig für sich gewinnen. Deshalb machte ich mich nach knapp der Hälfte ihres Sets auf den Weg zum Zelt und nutzte die Zeit, um ein wenig bei meinen Zeltnachbarn zu sein.

 

Munarheim-live-2017Der Samstag begann für mich bereits um 12 Uhr. Die zahlenmäßig größte Band des Festivals eröffnete den zweiten Spieltag. Ganz klar: Die Rede ist von Munarheim. Trotz der frühen Stunde war die Halle überraschend voll, was auch seinen Grund hatte. Der Symphonic Black Metal der neun-köpfigen Truppe war etwas besonderes. Akustische Gitarren, gleichzeitig mit E-Gitarren und Flöten eingesetzt, sorgten bei dieser Band für den einzigartigen, unverwechselbaren Sound. Das reibungslose Zusammenspiel der Musiker faszinierte mich beträchtlich. Auch das Publikum quittierte jeden einzelnen Song mit großen Beifall. Schade, dass hier nach 30 Minuten Schluss war, diese Band hätte definitiv einen späteren Slot verdient! Auch menschlich sind die Musiker absolut bodenständig und zugewandt, wie sich zeigte, als ich sie beim Supermarkt traf und sich ein Gespräch über Bademäntel als Bandmerch entwickelte.

 

Sear Bliss-live-2017Nachdem ich Asenblut ausgelassen hatte, fand ich mich erst zu Sear Bliss wieder vor der Bühne ein. Geboten wurde hier eine sehr interessante Variante des Black Metal: Neben der üblichen Bandbesetzung hatten die Jungs auch noch einen Bläser mit am Start, welcher dem Mix die passende Prise Blech lieferte. So etwas hatte ich vorher noch nie gesehen oder gehört, daher sprach mich die Band sehr an. Der Sound war ebenfalls gut und auch das Publikum zollte den Auftretenden ihren Tribut.

 

 

Agrypnie-live-2017Zum Auftritt von Agrypnie gibt es nicht viel zu sagen, da die Band mich nicht so richtig mitreißen wollte, daher beschränkte ich mich auf die Hälfte des Sets.

 

 

 

 

 

 

Obscurity-live-2017Die nachfolgenden Obscurity jedoch strotzten nur so vor Energie und hatten mich von Anfang an auf ihrer Seite. Wahnsinn, ein brutaler Sound, eine 100%-ig mitgehende Band und ein ausgeflipptes Publikum, welches die angebotene Energie mit großer Leidenschaft aufnahm. Dieser Auftritt kann ruhigen Gewissens als eines der Festivalhighlights verbucht werden.

 

 

Dornenreich-live-2017Als Nächstes stand wieder Dornenreich auf dem Plan, diesmal mit einem Metal-Set. Nach dem Akustik-Set am Vortag, welches mir nur mäßig gefallen hatte, war ich nun gespannt, was das ganze unter Strom für ein Bild abgeben würde. Ich wurde definitiv nicht enttäuscht. Der Metal-Stil von Dornenreich, welcher bekanntlich durch den Einsatz der Bratsche ein ganz eigener ist, sprach mich deutlich mehr an als die Show am Vortag. Das Set, welches einige Klassiker aber auch neue Songs der Band bereit hielt, kam ebenso gut bei allen anderen Anwesenden an.

 

 

Primordial-live-2017Im Anschluss daran folgte meine Lieblingsband des Festivals, die Iren von Primordial. Der Celtic Metal fasziniert mich bereits seit längerem, weshalb ich mich freute, die Gruppe nun endlich einmal live erleben zu dürfen. Was soll ich sagen – eine großartige Show wurde hier abgeliefert. Die Band zeigte sich in Hochform und zog ihre gesamte Spielzeit mit Vollgas durch.

 

 

 

Dark Funeral-live-2017Auch mit dem dritten Headliner des Festivals, den Black Metalern von Dark Funeral hielt die Stimmung weiter an und wurde immer besser. Die Band bot ihren Fans den für sie markanten satanistischen oldschool Black Metal der Extraklasse. Dieser Auftritt konnte getrost als Rechtfertigung für einen Headliner-Slot angesehen werden.

 

 

 

Auch mein zweites Ragnarök Festival wird mir definitiv wieder in guter Erinnerung bleiben. Die Atmosphäre, die Bandauswahl und die Menschen, die man dort kennenlernt, rechtfertigen den weiten Weg aus dem hohen Norden jedes Jahr aufs Neue. Wenn das Line-Up stimmt, werde ich nächstes Jahr definitiv wieder hinfahren.



Autor: Clemens Steinberg - Pics: Clemens Steinberg