EISREGEN - FLEISCHFILM


Label:MASSACRE
Jahr:2017
Running Time:45:41
Kategorie: Neuerscheinung
 

Nach ihrem letzten Wurf „Marschmusik“ hauen die Thüringer von Eisregen ihre nächste Sammlung neuer Songs auf den Markt. Es mag unbestreitbar sein, dass die Jungs in den letzten Jahren ihren Stil verändert haben und damit ihre Anhängerschaft spalten. Diese Entwicklung dürfte durch das neueste Album „Fleischfilm“ noch mehr gefördert werden. Mit den ersten beiden Tracks „Drei Mütter“ und „Hauch Des Todes“ wird zunächst der gewohnte Eisregen-Stil beibehalten: die schneidende Stimme von Sänger „Blutkehle“ trifft auf wilde Gitarren und eine düstere Stimmung, in welcher jedoch sofort die dominanten Keyboards auffallen. Okay, damit hatte ich schon mal nicht gerechnet. Bei Titel Nummer drei, „Jenseits Der Dunkelheit“ , kommt schnell die Frage auf, ob sich womöglich einfach nur Uriah Heeps Hammondorgel in Dark Metal Gefilde verirrt haben – so klingt es zumindest, immerhin spielen hier die Gitarren noch eine tragende Rolle. Auch Blutkehle lässt sich öfters mal zu Clean Gesang hinreißen. „Die Letzte Reise Des Alan Yates“ kommt für meinen Geschmack viel zu lasch daher, so kennt man Eisregen absolut nicht. Nummer fünf, „Auf Den Spuren Der Säge“ könnte eine sehr guter Brecher sein, wenn diese nervigen Streicherkeyboards nicht wären, die vielleicht zu Nightwish oder Within Temptation passen, nicht aber zu Eisregen! Das muss nun echt nicht sein. Andererseits muss man der Fairness halber auch sagen, dass dieser neue Klang durchaus auch seinen Reiz hat, es ist mal etwas neues. „Tiefrot“ stellt sich als ein Konstrukt aus gleichwertig auftretenden Keyboards und Gitarren dar, während „Nahe Der Friedhofsmauer“ für meinen Geschmack deutlich zu pompös und schmalzig ausfällt, auch wenn der Refrain einen auffällig-groovigen Rhythmus hat. Ansonsten: Was soll denn sowas? „Menschenfresser“ lässt ein Feeling von Filmmusik aufkommen und spätestens bei „Syndikat Des Schreckens“ haben es Eisregen von ihren Wurzeln zu einer Mischung aus Classic Rock, Synth Pop und Pop Rock geschafft, während die Vocals anscheinend im Metal hängengeblieben sind. Fans der schwarzen Szene, dürften hier voll auf ihre Kosten kommen. „Im Blutrausch“ ziehen die Musiker nochmal das Tempo ein wenig an und endlich blitzt mal wieder die Aggressivität auf, die diese Band einst bekannt machte. Mit „Satan Der Rache begibt man sich noch einmal auf einen Ausflug in den Folk. Zum Text und zur Musik des Bonustitels „Nachts Kommt Das Delirium“ kann ich nur sagen: Was zur Hölle?? Sorry, aber hier fehlt mir anscheinend das künstlerische Verständnis. Am Ende dieser CD bin ich total hin und her gerissen: Einerseits ist es begrüßenswert, dass eine Band musikalisches Neuland betritt anstatt auf der Stelle zu treten. Damit wird man sicher neue Fans hinzugewinnen. Andererseits jedoch weist „Fleischfilm“ im Vergleich zu alten Meisterwerken große Schwächen auf, die sicherlich den Fan des Dark Metals vergraulen werden. Die Damen und Herren der Fraktion „Härterer Dark Rock“ dürften hier jedoch sicherlich ihre Freude haben.

Note: 7 von 10 Punkten
Autor: Clemens Steinberg


zurück zur Übersicht