ASSIMILATION - Videospiele als Inspiration


Ich beschwere mich immer über zu viel Schreiberei, bin manchmal aber auch selber schuld. Wenn man einem Death-/Thrash Metal-Newcomer aus Kanada neun von zehn möglichen Punkten gibt, dann muss man halt auch mit Interview-Anfragen seitens der Promoter rechnen. Egal, die Kanadier haben mich mit ihrem Debüt-Album „The Laws Of Power”, welches auch ihre erste EP als Bonus enthält, voll überzeugt und sich ein Interview redlich verdient! Die Antworten von Rhythmusgitarrist und Sänger Jesse James Jardine kamen nur knapp eine Woche später zurück!

logoDaniel: Hi Jesse! Bitte erzähl uns doch anfangs erst, warum es 2012 zur Umbenennung von Ceaseless Discharge in Assimilation kam! Gab es einen Stilwechsel? Oder hatte das andere Gründe?

Jesse: Nun ja, Ceaseless Discharge bestanden aus einer komplett anderen Besetzung und klangen auch völlig anders. Der Name ist an einen Boss von „Dark Souls” angelehnt. Überhaupt gibt es sehr viele „Dark Souls“-Bezüge in unserer Musik, haha! Wir änderten den Stil, weil unser Sänger tiefer gegrowlt hatte, während mein Gesang eher an David Vincent (Morbid Angel) und Glen Benton (Deicide) angelehnt ist. Wir spielten nur einen einzigen Gig, bevor unser Sänger die Stadt verlassen hatte, unser Gitarrist nach Los Angeles gezogen war und unser Bassist einfach das Interesse an der Musik verloren hatte. Somit haben der Schlagzeuger und ich weitergemacht und den Bandnamen geändert.

Daniel: Hattet ihr den mit Ceaseless Discharge auch irgendetwas veröffentlicht?

Jesse: Nein, wir haben mit der alten Besetzung nichts aufgenommen oder veröffentlicht. Es gibt allerdings einen Live-Mitschnitt mit furchtbarem Sound von dem besagten Konzert, welches 2011 im Funky's (R.I.P.) stattfand. Mir macht es immer noch Spaß, mir das anzusehen, haha!

Daniel: Welche Bands sind den hauptsächlich für den heutigen Sound von Assimilation verantwortlich?

Jesse: Ich wuchs mit Old School Thrash Metal auf. Das wird sich wohl ewig auf die Musik von Assimilation auswirken; Bands wie Vio-Lence, Forbidden, Coroner usw. Dann höre ich auch viel alte Morbid Angel, Deicide, Cryptopsy oder Nile. Ich mag auch Bands aus Los Angeles, wie Crowbar, Acid Bath oder Eyehategod. Zu unseren größten Einflüssen würde ich aber auch noch Zeug wie Exhorder, Oppressor, Devastation und Chemical Breathe nennen.

Daniel: In euren Texten geht es hauptsächlich um Horror, Mythologie usw. Woher nimmst du die Inspiration? Gibt es bestimmte Autoren, Bücher oder Filme, die du uns da empfehlen kannst?

Jesse: Vor allem ist natürlich H. P. Lovecraft ein großer Einfluss. Ich habe mich immer schon für Geschichte, Mythologie und verschiedene Kulturen interessiert; vor allem die Griechenlands und Ägyptens. Tatsächlich inspirieren mich aber auch viele Videospiele, die an Buchvorlagen angelehnt sind, wie zum Beispiel „Mortal Kombat”, „Dark Souls” oder „Castlevania”. Wenn es um Bücher geht, kannst du mit Robert Greene nicht verkehrt machen. Bücher wie „Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg” und „Die 48 Gesetze der Macht” haben bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.

Daniel: Wie lange hat es gedauert, die Songs für das Debüt „The Laws Of Power” zu schreiben und aufzunehmen? Und wer hat das Album produziert?

Jesse: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Einige der Songs sind schon fünf Jahre alt, haha! Es hat also eigentlich recht lange gedauert. Insgesamt habe ich etwas zehn Jahre an den Songs gearbeitet, bis sie endlich fertig waren, würde ich sagen. Aufnehmen, Mischen und Mastern hat aber etwas weniger als ein Jahr gedauert. Joe Turner und Vince Yu haben das Album mit mir gemeinsam produziert.

Daniel: Wie seid ihr an euren Plattenvertrag mit SAOL gekommen?
Jesse: Wir haben über einen gemeinsamen Freund von ihnen erfahren. Wir haben uns mit ihnen unterhalten, und sie waren sehr interessiert wegern unser musikalischen Ausrichtung. Wir waren auch der Meinung, dass wir gut in die deutschsprachigen Länder passen würden, weil sie sich mit Musik anscheinend besser auskennen als andere Teile der Welt. Das war eine tolle Erfahrung für uns.

Daniel: Für mich als Musiksammler ist es schön zu sehen, dass auf der CD auch eure erste EP „Apotheosis” enthalten ist. Somit ist meine Assimilation-Sammlung gleich mit einem Schlag komplett. Wie kam es dazu? War die EP schon vergriffen? Oder gab es sie zuvor vielleicht gar nicht in physischer Form?

Jesse: Nein, die gab es zuvor nicht als physischen Tonträger. Wir hatten ursprünglich eine Kassettenversion für die EP geplant, aber wir wollten unser Geld lieber gleich in ein komplettes Album stecken. Es gab ein Poster mit einem Download-Code und dachten, es wäre eine gute Idee gewesen. Aber irgendwie stellte sich heraus, dass die Leute nicht die ganze Zeit mit einem Poster auf Metal-Konzerten herumlaufen wollten, haha!   

assimilationDaniel: Das Coverartwork sieht voll geil aus! Wer hat es gemalt? Und wie seid ihr mit dem Künstler in Kontakt getreten? 

Jesse: Das Cover für die „Apotheosis“ EP haben Heavy Hand Illustration gemacht, die auch für das Artwork des neuen Ghoul-Albums verantwortlich sind. Der Künstler hat hervorragende Arbeit abgeliefert. Das Cover unseres Debüts hat Lucas Ruggieri gemalt, der auch schon mit Nekrofilth, einer neuen Bands, die ich sehr geil finde, zusammengearbeitet hat. Hört sie euch mal an! Wir hatten sie kontaktiert und sie haben den Kontakt an den Künstler dann weitergeleitet. Ich sah mir seine Arbeiten an und war wie weggeblasen! Für mich ist er einer der besten modernen Künstler überhaupt.   

Daniel: Das Artwork eignet sich perfekt für eine Vinylveröffentlichung! Gibt es da schon gewisse Pläne diesbezüglich?

Jesse: Ja, eventuell, denn wir wurden schon danach gefragt. Wir werden aber vorher noch etwas veröffentlichen und das neue Album abbezahlen. Aber danach werden wir uns damit beschäftigen. Allerdings wird das wohl ziemlich teuer werden. Wir denken über ein Crowdfunding nach, wo Leute die LP vorbestellen können, um uns ein bisschen finanziell unter die Arme zu greifen. Freut euch also auf die kommenden Monate!    

Daniel: Spielt ihr eigentlich auch live? Und können wir euch vielleicht auch bald auf deutschen Bühnen zu sehen bekommen? Kannst du uns schon etwas dazu sagen? 

Jesse: Ja, wir spielen mittlerweile sogar ziemlich häufig live. In zwei Wochen beginnt unsere Tour durch Kanada. Da sind wir sehr stolz drauf! Ihr werdet eine tolle Zeit haben, haha! Es gibt schon Pläne, in Deutschland zu spielen! Wir sind da auch schon in Verhandlungen. Allerdings kannst du dir vorstellen, wie teuer es für eine kanadische Band ist, nach Europa zu kommen. Wir werden aber so lange keine Ruhe geben, bis wir endlich in Europa waren! Wir lieben Deutschland, den Geburtsort einiger der besten Thrash Metal-Bands überhaut

Bitte lass uns auch kurz über die kanadische Metal-Szene reden, okay? Ich bin nämlich ein großer Fan von Bands aus eurem Land, wie Slaughter, Razor, Infernäl Mäjesty, Annihilator, Voivod, Aggression, Blasphemy usw. Habt ihr Kontakt zu einigen dieser Bands? Und welche alten und neuen Bands aus eurem Land kannst du uns noch ans Herz legen?

Oh ja! In Kanada gibt es sehr viele wahnsinnig gute Bands! Wir sind gut mit Aggression befreundet. Die machen ihre Sache ziemlich gut. Ich war auch mal ein großer Annihilator-Fan, aber nach den ersten beiden Alben habe ich ihren Werdegang nicht mehr weiter verfolgt. Razor sind eine der unterbewertetsten Thrash-/Speed-Bands aller Zeiten! Die frühen Sachen von Cryptopsy und Gorguts gehören für mich immer noch zu den besten Death Metal-Alben, die es jemals gegeben hat. In Vancouver gibt es auch eine sehr ausgeprägte Brutal Death Metal-Scene mit Bands wie Abuse, Crackwhore, Zuckuss, Sinned usw. Wenn es um neue Bands geht, bin ich nicht so enthusiastisch. Allerdings ´würde ich unsere guten Freunde von Terrifier an dieser Stelle nennen. Ihr neues Album „Weapons Of Thrash Destruction” steckt alle anderen Thrash Metal-Veröffentlichungen der letzten fünf Jahre locker in die Tasche. Witzigerweise spielte Rene von Terrifier aus unserer ersten EP und war einer der Original-Gitarristen von Assimilation. Er spielt auch den letzten Lead auf unserem neuen Album! ;-)

assimilationDaniel: Wie sehen eure Zukunftspläne mit Assimilation aus?

Jesse: Also, wir haben ein Musikvideo gedreht und schneiden das gerade, um es bald veröffentlichen zu können. Danach gehen wir auf Tour in Kanada. Wir haben auch schon vier fertige Songs für das nächste Album im Kasten. Das neue Material wird noch brutaler und aggressiver werden. Und wir werden unseren Death-/Thrash hoffentlich auch so schnell wie möglich nach Deutschland bringen! 

Daniel: Na gut, Jesse! Hast du ein schönes Schlusswort für unsere deutschen Leser?

Jesse: Vielen Dank für eure Unterstützung! Wir freuen uns sehr darauf, wenn wir endlich einmal bei euch spielen können! Hebt Gewichte, haltet es old school und seit bereit, assimiliert zu werden!

https://www.assimilation.ca/

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Autor: Daniel Müller