GIRLSCHOOL - SCREAMING BLUE MURDER


Label:DISSONANCE
Jahr:2017/1982
Running Time:33:50
Kategorie: Re-Release
 

"Action Screams …!" Ja sicher, "Screaming Blue Murder" war eine meiner ersten Vinylscheiben, nachdem der gute Dual im Kinderzimmer aufgebaut wurde. Und sie war auf meinem Walkman der Dauerbrenner, welcher die Scheibe gefühlte tausendmal abspielen musste, als ich mit dem Fahrrad zur Schule fuhr. Aufgenommen mit meinen ganzen Stolz, dem Hitachi DE-2 Deck, auf eine BASF 60 Chromdioxid II. Ja, die regulären zehn Tracks passten soeben auf eine Seite, nervig war dagegen die A-Seite mit "No Sleep `til Hammersmith", wo Lemmy mitten in "Capricorn" abgewürgt wurde. Ich bin wohl ziemlich alleine damit, aber dieses Album von Girlschool habe ich häufiger gehört, als den Knaller von Vorgänger "Hit And Run", das ist damals nicht vielen passiert. 1982 war auch das Jahr, in dem der Verfasser dieser Zeilen das erste mal in London war, der Heimat des Quartetts. Das ist aber eine andere Geschichte ….

Kümmern wir uns mal um die Songs, unter denen der bereits genannte Titeltrack der unsterblichste der Klassiker sein dürfte. Einen Ausfall kann man in den zehn Songs eh nicht ausmachen, wenn man mit dem klein wenig relaxteren "You Got Me" und dem mystischen Abschlusspsycho "Flesh And Blood" klarkommt. Erwähnenswert vielleicht noch, dass das freche "Take It From Me" und das zügig dreschende "It Turns Your Head Around" im Finale der A-Seite auf vielen meiner Mixtapes (Hurra dem Hitachi Deck) auftauchte. Die vier Protagonistinnen mussten leider den Abgang der Mitgründerin Enid Williams am Bass hinnehmen. Neu in der Band war dafür die unschuldig dreinblickende Gil Weston (Ghislaine Weston Jones), die auch gleich in "Live With Me", einem Cover von den Rolling Stones, mit einem knappen Solopart einen anständigen Einstand gibt und für richtig geiles Gepumpe in "Wildlife" sorgt. Keine Ahnung, von wo sie kam und wohin sie ging, blieb aber bis 1987 bei der Mädchenschule und wurde dann von keiner geringeren als Tracey Lamb von Rock Goddess ersetzt. Geil auch die Lyriks der Scheibe, Gosse mit Niveau. Danach kam übrigens "Play Dirty" raus, die wir damals trotz Verweichlichungsansätze wie Keyboards ebenso abgefeiert haben wie die ersten drei Alben der Band. "Screaming Blue Murder" hätte eigentlich nach dem Vorgänger "Hit And Run" durch die Decke springen müssen. Warum genau eher das Gegenteil der Fall war, kann man nur spekulieren. Genreflaute, Abgang Enid oder gar Alkohol? Weiß der Geier. Blöd auch, dass diese 2017er Neuauflage mit "Don't Stop" bloß einen Bonustrack bekam, denn da müssten doch noch tonnenweise Livebänder vorhanden sein. Sehr schade auch deswegen, weil Girlschool auf dieser Scheibe so metallisch klingen, wie vorher und nachher nicht. An dieser Stelle ein fettes Danke an Mister Tsangarides! Darüber hinaus liegt uns nur ein Download vor und wir können nicht sagen, wie die Aufmachung gestaltet wurde. Hoffentlich wenigstens mit fettem Booklet. Meine Fresse, was für eine geile Scheibe. Wer weiß, wie lange das gedauert hätte, sie wieder einmal aufzulegen, wenn sie jetzt nicht wiederveröffentlicht worden wäre.

Aber das Schöne an der Sache ist ja, Girlschool treten heuer noch immer mächtig Arsch, und das zu 75% im originalen Line-up (R.i.P. Kelly Johnson). Jetzt künftig bei Livegigs noch mehr von diesem Album zu hören, das intensive "Please Don't Call It Love" zum Beispiel oder den Nackenbrecher "Hellrazor" (jaaaaarh, verdammt! Mein Fahrrad konnte springen …), dürfte Bassfrau Enid wenig Probleme mit haben, zumal sie an sechs Songs mitgeschrieben hat. Auf meiner im Regal befindlichen Vinylausgabe von damals schreibt sie auf dem Backcover: "Well You Lot Here's The Third Helping With A Few Changes - Best Of Luck, Enid." Zusammen mit "Demolition" und "Hit And Run" sind das nun drei Wiederveröffentlichungen, die der Metaller eh im Regal hat. Wenn nicht, bitte aufwachen!!!

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Joxe Schaefer


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