JINJER

Aachen, Musikbunker, 07.04.2017

Wie könnte man den Urlaub besser starten, als mit einem geilen Konzert? Eben, gar nicht! So machen wir uns auf den Weg nach Aachen, zur quasi letzten verbliebenen Live Location für alle Spielarten der Rockmusik in dieser Stadt. Das Wohnmobil auf dem örtlichen Stellplatz abgestellt, der praktischerweise in fußläufiger Entfernung zum Musikbunker liegt und steppen die vierzehnhundert Meter dorthin. Da wir auch ein Interview auf dem Plan haben, begeben wir uns durch den Stage Eingang hinein, um erst einmal die Location zu checken. Jinjer sind auch eben erst angekommen, da sie eine Panne mit dem Van hatten. Also kurz die Uhrzeit für das Interview abgeklärt und danach dem Soundcheck beigewohnt. Dieser war schon absolut beeindruckend!

Jinjer StartDie Uhr zeigt mittlerweile kurz nach neun und jetzt geht es endlich los. Auf eine Vorband verzichtet man heute, einen Umstand, den ich bei der fortgeschrittenen Stunde schon mal sehr lobenswert finde, und umgehend mit dem Start knallt mir auch schon die Kinnlade herunter! Hellyeah what a Blast! Diese zarte Lady röhrt den Musikbunker in Grund und Boden! Unfassbar was diese Kehle hervorbringt, glockenreinen Gesang, teils ein Gejaule/Shouten/Screamen wie ein räudiger Straßenköter und Growls vom Allerfeinsten. Dafür brauchen andere Bands drei Sänger zusammen! Falls jemals irgendwer das Prädikat „teuflisch gut“ anwenden will, dem sei gesagt, hier singt die Leibhaftige persönlich! Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass die Band ursprünglich mit einem Sänger bestückt war. Der machte sich allerdings plötzlich aus dem Staub, und emigrierte in die USA. Das jetzige Goldkehlchen, Tatiana Shmailyuk,  wollte ihren Freunden eigentlich nur kurzzeitig aushelfen. Soweit so gut, hier passierte ein wahrlich genialer Tausch. Und auch den Verlust des Schlagzeugers, der beim Rauchen vor Müdigkeit aus dem Fenster fiel und ersetzt werden musste konnte den Aufstieg von Jinjer nicht aufhalten. Diese Musiker, die hier musikalisch und technisch auf höchstem Niveau den passenden Soundteppich dazu beisteuern sind eine wahre Freude. Der Schlagzeuger präzise wie ein Schweizer Uhrwerk, mit kraftvollem Bumms. Messerscharfe Riffs seitens des Gitarreros und ein Basser jenseits von Gut und Böse. Jedes Stück ein Volltreffer. So etwas Geniales habe ich lange nicht mehr erlebt. Der recht gut gefüllte Bunker weiß das zu würdigen und ein wilder Moshpit entsteht vor der Bühne. Hatte der Mann am Mischpult vorher noch Bedenken, dass kaum einer kommen würde, nach dem Motto „die Band kennt man ja nicht“ war das genaue Gegenteil der Fall. So zocken die Ukrainer Tatiana Shmailyuk (Vocals), Roman Ibramkhalilov (Gitarre), Eugene Abdiukhanov (Bass) und Vlad Ulasevich (Drums) dreizehn Songs mit schierer Power runter und geben natürlich auch noch die lautstark geforderte Zugabe. Viel mehr hätte das Publikum auch nicht wegstecken können. Die klasse Performance hat alle auf und insbesondere auch vor der Bühne  gefordert und es wird höchste Zeit für neue Kaltgetränke. Kurze Zeit später sind Tatiana und ihre Jungs auch schon wieder vor der Bühne und am Merchstand (hier ist allerdings noch viel Luft nach oben, das Angebot an Shirts war etwas dürftig) und geben bereitwillig Autogramme und stehen für Fotos zur Verfügung.

Jinjer BassSetlist: Who Is Gonna Be The One, Words Of Wisdom, Sit Stay Rollover, I Speak Astronomy, Just Another, Under The Dome, Pisces, Zhelayu Znachit Poluchu, Captain Clock, Outlander, No Hoard of Value, Cloud Factory, Bad Water, Scissors



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Andrea Breitenbach