THEE ORAKLE - SMOOTH COMFORT FALSE


Label:ETHERAL SOUNDWORKS
Jahr:2012
Running Time:41:42
Kategorie: Neuerscheinung
 

Was ist denn da in Portugal los? Das Gefühl von lauen Sommernächten, einer leckeren Flasche Rotwein und rassigen, tanzenden Frauen ist bei Thee Orakle ungefähr so passend, wie ein kleiner gemischter Salat im Wacken. Das Sextett beherrscht die Basics wie die Extras. Das zweite Album „Smooth Comfort False“ mixt aus einer weichen Frauenstimme, hartem männlichen Lauten, Drumklicks und brachialen Riffs einen Cocktail, der es in sich hat. Der Kontrast von Micaela Cardosos klarer Stimme, die in ein Glas gegossen den portugiesischen Rotwein vor Neid weiß werden lässt, und Pedro Silvas’ Shouting, was er wohl vom Grund der Hölle importiert, ist extrem. Wenn Silvas´ mit seiner Stimme bei „Faraway Embrace“ auch noch anfängt Portugiesisch zu sprechen, wird einem ganz anders. Man sollte präventiv vor dem Start der Scheibe gut beleuchtete Räume aufsuchen. Mein Portugiesisch ist leider sehr schlecht, so dass der gute Mann auch erzählen könnte, dass er mir Eis und Schokolade gekauft hat, ich hätte trotzdem die Hosen voll. Neben der grundlegenden Fähigkeit, seinem Hörer Angst zu machen und ihn gleichzeitig wieder einen hoffnungsvollen Kick seitens Cardoso zu geben, sind besonders die eingängigen Riffs auffällig. Die Gitarre wechselt zwischen schwer, schnell und unberechenbar und findet in „Foretoken“ seinen Raum. Nachdem der Southern... ähm... „Smooth Comfort“-Drink dann geschüttelt ist, fehlt noch das Schirmchen. Das spannen die Portugiesen mit ihrem Instrumentarium auf. „Psi-Drama“ überrascht zum Ende hin mit einer Trompete und in „Rescue of Mind“ tutet plötzlich ein Saxophon los und swingt sein Solo bei. Das hat man nicht kommen sehen. Abgefahren. Den Drink haben sich auf jeden Fall schon mal Yossi Sassi Sa’aron (Orphand Land) und Marco Benevento (The Foreshadowing) bestellt, denn die schießen in „Evil Dreams“ und „Winter Threat“ noch ihre Prozente bei. Das Album hat eine solide, doomlastige Grundlage, auf der Engel und Teufel es bunt treiben. Darüber bricht dann der Wahnsinn herein und versucht einen mit Trompeten, Saxophon und am Schluss sogar mit „deutschen Reden“, aus glücklicherweise vergangenen Zeiten, vollends in die Verwirrung zu treiben. So eine Rede gepaart mit dem freundlichen Kling-Klang des Keyboard entlässt einen dann und man steht wieder in der realen Welt, in der wieder nur das eigene Engelchen und das Teufelrudel auf der Schulter sitzt. Es ist ein vielschichtiges Album, das die Hoffnung und das Leid noch stark unvermischt zeigt und mit den Erwartungshaltungen des Hörers spielt, wodurch man sich in einigen Songs erst orientieren muss. Wähle deine Seite.

Tracklist:
01 Faraway Embrace
02 Psi-Drama
03 Mysterious Hours
04 Foretoken
05 Evil Dreams
06 Winter Threats
07 The Bride of the River Flowing
08 Hopefulness
09 Rescue of Mind

Note: 6 von 10 Punkten
Autor: Dörte Hahn


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