Unholy Metal Mayhem

Oberhausen, Helvete, 18.03.2017

nuctemeronSo um den Frühlingsbeginn herum hält der Monat März viele zu verrichtende Dinge bereit, deren Erledigung aber komischer Weise immer auf ein Wochenende fallen. Weil aber Räderwechsel und Gartenarbeit bei heutigem Scheißwetter definitiv flach fallen und man ja sowieso lieber zum immer cooleren Unholy Metal Mayhem fahren will, führt der Weg an diesem Nachmittag noch mit Winterbereifung nach Oberhausen, wo Nuctemeron aus Chemnitz schon vor halb fünf auf die Bühne gehen, um den langen Abend mit Black und Speed zu eröffnen. Bislang gibt es von ihnen nur die "Knights Of Hell" EP aus 2016, die sie selbstbewusst live umsetzen. Hier auf der Kellerbühne im Helvete sind sie ein Blickfang wegen viel getragenem Silber, bedingt durch eine hohe Nietendichte an ihren Outfits. Das Trio liefert ein urmetallisches Extremgewitter, von dem ich nur noch den letzten Track "Hexenhammer" mitbekomme. Gemessen daran, wie voll der Keller jetzt schon ist, haben die Jungs wohl den Nerv der Zuschauer getroffen.

 

horns of dominationAls nächstes steht es an, Horns Of Domination aus Nürnberg anzutesten. Wessen Wege sich mit den Bayern noch nicht kreuzten, denen sei gesagt, die Sammlung ihrer konservierten Outputs trug bislang nur durch ein Demo in 2015 Früchte, die Welt des Black, Death und Dooms zu bereichern. Die Jungs starten allmählich mit einem langen Intro und viel Nebel. Dazu machen zu einem kleinen Feuer auf der Bühne einen deutlich mehr als soliden Eindruck. Ohne einen Bassisten gelingt dem Dreier aus zwei Gitarristen und einem Drummer sehr wohl die Tiefe Wucht und sie können mit breiten, getragenen und sehr klaren Atmosphären so sehr beeindrucken, dass sich vor der Bühne schnell Bangerschaften bilden. Filigrane Drums und versierte Soli finden noch zwischen den Soundfelsen Platz, dass man neben einem erfreulich unstatischen Acting hofft, von Horns Of Domination bald wieder etwas zu hören. Denn diese Band gehört für viele Besucher zu den Highlights des Abends!

 

goathMit Goath geht gleich noch eine Band aus Nürnberg auf die Bretter und sie spielt ein noch längeres Intro ab, bevor sich ein Krachberg aus Black und Death aufbaut. Ihr erstes Album "Luciferian Goath Ritual" wurde gerade veröffentlicht, kommt sogar von namhaften Protagonisten. Bassist Muerte und Gitarrist Goathammer, beide von den Deathern Deathronation, teilen sich die Growls, bekommen aber später noch für einen Song Besuch vom einem Gastgrowler, der zwischen den beiden die Frontposition einnimmt. Wer bei diesem Scheißwetter den Weg nach Oberhausen gefunden hat, der wird Zeuge davon, wie die drei Berserker mit sonorem Getrümmer den Laden zuballern. Sie bringen insgesamt die durchdringende, fundamentale Durchschlagskraft am Stück, bleiben aber ohne Glanz.

 

vultureVon allen Bands auf diesem Planeten, die sich den Namen Vulture gaben, sind dies hier die fünf Speedster um Gitarrist Stefan Genözider, der sein Unwesen noch bei Bulldozing Bastard und einigen anderen Bands und Projekten treibt. In dieser Formation kann man ihn mal mit einem zweiten Gitarristen an seiner Seite sehen. Wer zum Open Air Festival 'Der Detze Rockt' geht, bekommt heute schon mal einen kleinen Vorgeschmack der Band. Die Saitenabteilung tritt komplett mit roten Gitarren an und hat schon zum ersten gespielten Ton, wie auf Knopfdruck, Gedränge vor der Bühne und mächtig Randale im Stall. Ein sicheres Zeichen dafür, dass Speed Metal alter Bauart noch immer sehr angesagt ist. "We are Vulture and we will cut your throat!" rufen sie siegessicher aus und werfen "Triumph Of The Guillotine" und das neue "Electric Ecstasy" nach, wie auch eine thrashige Version von "Rapid Fire", die durch ihr sehr hohes Tempo kaum zu erkennen ist. Einfacher gelingt es bei Metallicas "Metal Militia". Egal, der Laden geht steil und so soll es sein. "Lucifer" singt Stefan selbst und beschließt den starken Auftritt. Wenn der auch nur für knappe 25 Minuten anhielt, mit ein paar Songs mehr wird man sich auf dem 'Detze' warm anziehen können.

 

eurynomosDie Band um Ex-Desaster Shouter Okkulto und Gitarrist Aethon machten sich bereits im Untergrund einen Namen, indem sie drei Vinylsingles nacheinander veröffentlichten. Nun geht's ans Eingemachte, den Liveauftritten. Ebenso wie die Vorgänger werden auch Eurynomos auf dem Detze aufspielen. Als bekennender Seven-Inch-Sammler und Detze-Gänger, den nur ein Vulkanausbruch Ende Juni von der Eifel fernhalten kann, ist man jetzt natürlich besonders gespannt. Die Spannung steigt nochmal um etwa zwei Tacken, da nun ein Vorhang den Blick zur Bühne verhindert. Dahinter staut sich massig Nebel, dann fällt der Vorhang und es geht endlich los. Okkulto performt die meiste Zeit vom Drumpodest aus, so konnte man ihn auch über den dichtesten Schwaden noch sehen. Er bringt reichlich Venom Posen, sieht in seinem Leibchen auch nach britischem Black Metal aus 1981 aus, was er sich definitiv auch leisten kann, nebenbei bemerkt. Monumente wie "Eye Of The Pantheon" stehen natürlich auf dem Programm und Ansagen erfolgen auf Englisch und Deutsch. Das Quartett bewegt sich neben unvermeidlichem Gebange nicht viel, doch jeder Move sitzt und begründet sich an markanten Stellen der Songs. Sie gehen heute als bislang erdigste Band durch, kommen durch die Basslast hier im Keller mit mehr Arschtritt als auf Platte und verlassen den Ort des Geschehens unter dem Geräusch einer fetten Rückkopplung. Wer sie noch nicht gesehen hat, sollte das schleunigst nachholen!

 

ungodEine weitere Band aus bayrischen Landen ist nun dran. Ungod spielen seit 1991 Black Metal und haben ihr aktuelles Album "Bewitched By Sins And Lust" dabei, für das CROSSFIRE-Kollege Daniel Müller ganze neun Punkte vergab, denn sie liefern diese kalten, blackmetallischen Attacken der alten Schule. Und das tun sie definitiv auch hier. Aus den Anfangstagen ist zwar nur noch Drummer Condemptor dabei, doch das Quartett weiß zu bedienen. Der Panda am Mikrofon bewegt sich ziemlich hektisch, als wollte er mit der gespielten Highspeed mithalten. Doch wenn nicht gerade ein langsamerer, rhythmischer Part kommt, fehlen der Menge die Akzente zum Abgehen. Solide, aber mehr nicht.

 

venenumDa kommt nun mit Venenum zur allgemeinen Überraschung mal wieder eine Band aus Bayern. Schwabach, um genau zu sein. Mit ihrem beachtenswerten "Trance Of Death" Album, welches soeben das Licht der Welt erblickt hat, kann man schon gut zurecht kommen. Auch auf der Bühne bringen sie den Death mit synthieunterstützten Lärmwänden und ergreifenden Slowparts, die ihre Wirkung nicht verfehlen. Bassist und Shouter mit dem Pseudonym F.S.A., mit hinter Haaren vergrabenem Gesicht, hat die Ruhe weg und lässt den fetten Sound sprechen. Sie haben das geilste Backdrop, kommen absolut authentisch und können im Co-Headlinerstatus auch auf die optische Unterstützung von Rauchsäulen zurückgreifen. Können aber, weiß der Geier wieso, ihren Hammer des Albums nicht für alle Anwesenden gleich wirkungsvoll ausfahren; die Audienz spendet bloß Höflichkeitsapplaus.

 

nocturnalNocturnal muss man der werten Bangerschaft nicht mehr vorstellen. Gitarrist Avenger spielt noch in so einigen anderen Formationen und mit Nocturnal trat er bereits einige Male auf den Bühnen der Gegend an. Die Mainzer haben zig Veröffentlichungen vorzuweisen, darunter auch drei Alben. Das letzte hieß "Storming Evil" und stammt noch aus 2014. Die Rheinland Pfälzer sind Publikumslieblinge und nicht nur durch ihre Feierlaune bekannt. Heute zeigen sie, wo der vielzitierte Hammer hängt. Shouter Invoker, erst seit 2016 dabei, macht in dem schwarzen Uptempo Thrashgeprügel eine gute Figur und wird von der Menge angenommen. Als Abräumer bringen sie die Menge zum Abschluss des Festivals nochmal in Fahrt und das ausgelaugte Publikum gibt noch einmal alles. Es herrscht richtig Bewegung im Saal, dazu versuchen Stagediver ihr Glück. Abwanderungstendenzen sind kaum wahrnehmbar, schließlich gibbet noch eine amtliche Aftershowparty.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer