Brofest#5 Warm-Up-Show

Newcastle Upon Tyne (UK), Trillians Rock Bar, 23.02.2017

midnight forceDas fünfte Brofest steht an und der Freund der NWOBHM kommt auch dieses Jahr nicht darum herum, sich mit einer zünftigen Warm-Up-Show darauf vorzubereiten. Die Trillians Rockbar muss dafür herhalten, die zu Fuß etwa in fünf Minuten vom Mainvenue erreichbar ist. Hier im überraschend geräumigen und dennoch intimen Keller der chic eingerichteten Trillions Rockbar legen Midnight Force den Grundstein, eine junge Band aus Glasgow. Komplett schottisch sind sie jedoch nicht, denn ex-Disaster Area Gitarrist Ansgar Burke aus Oberhausen bedient hier die sechs Saiten. Mit dem "Necropolis" Cover von Manilla Road setzen sie früh Akzente. Ihr Drummer, super Backing Vocals liefernd und häufig im Stehen spielend, zieht schon sein Shirt aus. Neben hellen und rauen Vocals spricht Shouter John epische und offensichtlich auswendig gelernte Ansagen, spannend erzählt wie ein Storyteller, in denen die anzusagenden Songtitel jeweils die letzten Worte sind. Echt stark. Der Sänger welcher Band macht sich schon solch eine Mühe? Musikalisch kommen sie dem Sound der Bewegung entsprechend, zeigen sich aber auch sehr kauzig. Nur lagen ein paar Töne so sehr daneben, dass sich die Zuschauer ansahen. Zu einem Teil sicher auch beabsichtigt, vielleicht auch einen Zahn zu viel. Dennoch gehen nach vierzig Minuten im Publikum die Arme hoch. Vom Feeling her ein mehr als angenehmer Auftakt.

 

badgeVon Badge aus East Yorkshire erschien im Jahre 1981 die "Silver Woman" Single, die sie weit unten auf ihre Setlist packten. Die B-Seite "Something I've Lost" steht dagegen schon an dritter Position und man konzentriert sich sonst auf das Material des "Stormrider" Albums aus 2012. Zur Zeit der Bewegung haben sie kein großes Wort mitgesprochen, stehen aber heute Gewehr bei Fuß. Ihr charismatischer Sänger in roter Weste und dem Union Jack zu Füßen unterstreicht seine Vocals mit vielen Gesten und verteilt zu "Cryin' Time" Sticker an die ersten Reihen. Der Fünfer zockt straight rockendes Material, davon sehr viel Tempoarmes, dass sogar ausgerechnet ein Stück mir dem Titel "Blizzard" langsam ist. Mit "Cry In The Night" bringen sie aber wieder einen Uptempoknaller und die Gitarren vom bereits erwähnten "Silver Woman" haben was von 747 (Strangers In The Night)" von Saxon.

 

salemFür eine Band, die nicht gerade um die Ecke wohnt, war sie in jüngerer Vergangenheit häufig in Deutschland zu Gast. Jetzt dürfen wir Salem aus Hull mal in ihrer englischen Heimat live erleben, und das gleich als Headliner. Wenn auch wieder nur zum Warm-up, denn im Hauptbilling hätten sie sich auch gut gemacht. Haben wir sie sonst auf den Festivalbühnen gesehen, handelt es sich hier und heute um einen Clubgig vor Fachpublikum, und das steht ihnen sehr gut zu Gesicht. Einer der fleißigsten Merchleute ist auch heute wieder Gitarrist Paul Macnamara, den man schon lange vorm eigentlichen Beginn des Abends an seinem Stand treffen kann. Das frühe Stück "Fools Gold" aus 1981 macht sich gut, am Anfang gespielt zu werden. Auch für das eingängige "Dark Days", dem geilsten Stück ihres aktuellen Albums, ernten sie zünftig Applaus. Aus der Zeit damals gibt es nur ein paar Demos und eine Single. Erst im Jahre 2013 legten Salem mit "Forgotten Dreams" ihr erstes Album vor, das beim Verfasser dieser Zeilen auch gleich in den Jahres Top-Ten landete. Ob Stampfer "Rock Fever" oder dem markanten "Ask The Lonely", dem Fünfer, übrigens noch immer in der 1982er Besetzung, gelingt alles. Die Audienz reckt die Arme und es gibt Anfeuerungsrufe. Ein weiteres gutes Beispiel für dynamische Feelings ist das Abwechslungsreiche "The Other Side Of Hell", das in diesem Keller bei dieser Audienz besonders Laune macht. Leider ist "Forgotten Dreams" schon der letzte Song, aber der Abend bleibt bis zur Sperrstunde mit bekannten Gesichtern aus ganz Europa noch sehr gesellig.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer