HELEN SCHNEIDER

Harmonie, Bonn, 22.01.2017

Die Zeitmaschine katapultiert mich zurück in das Jahr 1980. Ich war der kleine Junge, der mit großen Augen den Special Guest der Udo Lindenberg „Die Heizer kommen“ Tour bewundert. Diese unvergleichliche Zeit mit einem Backstage Pass hautnah am Geschehen, und sogar noch zwei weitere Tage mit dem ganzen Tross im Kölner Hotel Leonet. Bei der Abreise trug ich Helens Koffer zum Nightliner, und bekam als Dankeschön eine persönliche Autogrammkarte und einen dicken Kuss von ihr. Unvergessliche Momente! Das sind die Gedanken, die mir während der Fahrt zur Bonner Harmonie gerade durch den Kopf gehen. Und heute, ganze sechsunddreißig Jahre später, steht Sie wieder vor mir auf der Bühne in der schnuckeligen Harmonie.

helen schneiderPünktlich beginnt Helen Schneider ihren Gig, ohne Vorband ganz intim mit akustischen Gitarren und Kontrabassbegleitung. Die Harmonie in Bonn ist in meinen Augen die erste Wahl für musikalische Leckerbissen dieser Art. Vor Jahren vom WDR ton-und lichttechnisch optimiert, ist hier jede Show ein Genuss. Heute hat man bewusst die bestuhlte Variante gewählt. Mit zusätzlich kleinen Tischen entwickelt sich eine ganz eigene, ja wirklich intime Atmosphäre. Und Helen strahlt diese wunderbare Aura einer charismatischen Chanteuse aus. Mit silbergrauem Haar und den immer noch strahlenden Augen, präsentiert sie ihre kleinen Geschichten und die wunderbaren Songs aus ihrem letzten Album „Collective Memory“. Das Publikum hängt an ihren Lippen und genießt ihre ausdrucksstarke Stimme. Auch die beiden Musiker Jo Ambross (Gitarre) und Oliver Potratz (Kontrabass) sind allererste Sahne. Eine absolut präzise, ja perfekte akustische Untermalung zu Helens Geschichten, die sie in ihren Liedern verpackt. Heute erfahren wir viel über ihre Freundin Linda, den schmerzlichen Verlust ihres langjährigen Ehemanns George Nassar der 2010 verstarb, und all die kleinen und großen Dinge, die einem so im Leben widerfahren. Es helen schneiderist einfach berührend, und auch wenn die Zeiten der Rockmusik bei ihr lange vorbei sind, fasziniert diese Stimme auf ganzer Linie. Ich denke jedoch, heute Abend ist hier außer uns niemand, der Helen aus dieser Zeit noch kennt. Nach guten zwei Stunden erstklassiger Unterhaltung verabschiedet das anwesende Publikum das Trio mit Standing Ovations. Und direkt nach der Show erscheint die Lady im Saal, um sich mit den Leuten zu unterhalten. Ich erzähle Ihr meine eingangs erwähnte Erinnerung, und sie strahlt mich an und sagt „Ich hoffe, du wartest jetzt nicht wieder solange bis zur nächsten Show“. Ist versprochen Crazy Lady! So kaufen wir noch die aktuelle Vinylscheibe, die Helen uns mit einer sehr persönlicher Widmung verziert, und lassen einen wunderschönen Abend ausklingen.

 

 



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Andrea Breitenbach