DAMAGE SOURCE - Durchlebte Metamorphosen


Die Kölner Death-/Thrasher Damage Source gibt es zwar schon eine ganze Weile, starten aber jetzt erst so richtig durch, nachdem es ein paar Besetzungsprobleme hatte. Aber nun sind sie eine verschworene Gemeinschaft, wie man es auf ihrer aktuellen EP „…Come Deterioration…“ hören kann, die deutlich heftiger ausgefallen ist als ihr früheres Material. Ich bin persönlich kein großer Freund von Retro Thrash von Jungspunden, die einer Zeit hinterher trauern, in der sie noch nicht geboren und noch viel zu jung waren. Insofern ist es schön zu sehen, dass es sich bei Damage Source nicht bloß um junge, wichtigtuende Pseudo-Elite-Burschen handelt, die nur stumpf Destruction oder Sodom kopieren, sondern dass sie ein ordentliches, eigenständiges, brutales Death-/Thrash Metal-Brett fahren. Dennoch dürfen sie kaum bekannt sein. Somit fühlte ich Sänger und Gitarrist Frank Damager auf den Zahn, um euch diese Combo etwas näher zu bringen.

logoDaniel: Hi Frank! Erzähl uns bitte zunächst etwas über die Gründung, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Damage Source!

Frank: Gegründet wurde die Band zwar im Jahr 2007, hat aber diverse Metamorphosen durchlebt, bis sich die beste Version mit der aktuellen Besetzung und Ausrichtung herauskristallisiert hat. Im Prinzip wurde die Band nach der mehr oder weniger völligen Auflösung Ende 2011 im folgenden Frühjahr neu gegründet und wir haben lediglich den Namen behalten. Ich bin ja das einzige verbliebene Gründungs-Mitglied, wenn man so will. In der aktuellen Vierer-Besetzung (ohne Bass) läuft es besser und kreativer als jemals zuvor. Alle ziehen an einem Strang und haben eine gemeinsame Vorstellung davon, wie die Band klingen soll. Das Ergebnis ist, dass wir jetzt vorankommen, regelmäßig Gigs spielen und Veröffentlichungen haben.

Daniel: Hattet ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Frank: Na ja, wir sind ja alle schon gestandene Männer mittleren Alters. Daher gibt es eine Menge Bands, in denen wir und alle Ex-Mitglieder mitgewirkt haben. Eric kümmert sich immer sehr akribisch um unseren Metal Archives-Eintrag. Wir wollen uns aber lieber auf die Zukunft mit Damage Source konzentrieren.

Daniel: Welche Bands haben euch hauptsächlich beeinflusst?

Frank: Als Band natürlich Slayer. Das abzustreiten wäre lächerlich. Dazu kommen aber noch diverse Death Metal-Bands wie Morbid Angel, Dismember, Obituary und der ganze Old School-Kram. Ich persönlich höre auch eine Menge Doom wie Candlemass oder Reverend Bizarre sowie Doom-Death, wie Ahab. Die wichtigste Band für meine Entwicklung als Musiker und als Mensch waren und sind aber Black Sabbath.

Daniel: Worum geht es in euren Texten: die üblichen Metal-Klischees oder eine bestimmte Kernaussage?

Frank: Metal-Klischees wie Wikinger und Drachen gibt es nicht. Wir sind ja keine Skandinavier. Allerdings taucht ein alter Bekannter mit Hörnern ab und zu auf. Die Texte, die von mir stammen, behandeln zumeist den Konflikt zwischen spiritueller Freiheit und Religion, sowie den Kampf zwischen Individuum und Dogma. Mich fasziniert der Zwiespalt zwischen Unterjochung der Individualität durch Dogmen oder Ideologien und andere Zwänge, auf der einen, und der persönlichen Freiheit und der Entwicklung als Individuum auf der anderen Seite. Das klingt jetzt hochtrabend, ist aber eigentlich eine alltägliche Sache. Der gleiche Zwiespalt gilt nämlich für die tägliche Tretmühle von Broterwerb und Rechnungen bezahlen, durch die wir Hobby-Rebellen-Satanisten alle gehen müssen, und dem Leben, dass wir frei nach unseren Instinkten und Interessen ausrichten, von dem wir alle träumen. Jeder von uns macht in seinem Leben ständig Kompromisse, die der freien Entfaltung als Individuum massiv im Wege stehen. Und das wider besseren Wissens. Trotzdem ist es richtig, weiter an der Selbsterkenntnis zu arbeiten und seine Persönlichkeit trotz aller Hindernisse und externen Zwänge zu entwickeln und zu erkennen. Daher ist Luzifer als Rebell gegen die göttliche Ordnung und in der metaphorischen Bedeutung als Lichtbringer, also der Bringer der Erkenntnis und Befreier aus der Unkenntnis, eine zentrale Figur in vielen Texten, auch wenn er nur selten namentlich erwähnt wird. Als Kernaussage kann da der Text von „Enlightenment“ genommen werden. Dort wird er ja auch als „Lightbearer“ genannt. Natürlich ist das Ganze noch sprachlich schön ausgeschmückt und aufgeblasen. Schließlich ist es ja ein Songtext für einen Metal-Song und kein pseudophilosophisches Gelaber. Es muss am Ende auch cool klingen, singbar sein und irgendwie sowas wie Melodie und Rhythmus haben. Dann kommen bei aller Ernsthaftigkeit doch hin und wieder Blut, Gore und Dämonen vor. Schließlich hört es sich einfach geil an, sowas wie „For The Demons Of Blood Dance The Whores Of Your God“ zu singen. Daneben gibt es noch Texte wie „Ozymandias“, welcher sich auf das gleichnamige Gedicht von Shelley bezieht oder „Down In The Depths“, welcher sich im Mittelteil lose an „Tränen Des Vaterlandes“ von Andreas Gryphius orientiert. Bei den Texten, die Niko geschrieben hat, zu „Into Grinding Storms Of Flesh“ oder „Streams Of Blood“ kann nur er beantworten, worum es wirklich geht. Sie sind aber von der Bildsprache her ziemlich überwältigend.

Daniel: Warum hat es von der Bandgründung bis zum ersten Demo im Jahr 2013 so lange gedauert? Was war da bei euch los?

Frank: In den ersten Jahren gab es eine Menge Besetzungswechsel. Teilweise waren Leute in der Band, die dem Ganzen nicht gut getan haben, und es wurde viel Bier getrunken und Zeit verschwendet. Den richtigen Fokus hat die Band erst mit der Quasi-Neugründung Anfang 2012 und der aktuellen Besetzung gefunden.

Daniel: Nach zwei Demos habt ihr nun die EP „… Come Deterioration…“ auf Kassette über The Crawling Chaos veröffentlicht. Wie seid ihr mit dem Label in Kontakt gekommen?

Frank: Ich würde jetzt gerne sagen, dass wir quasi von The Crawling Chaos Records abenteuerlich entdeckt wurden. Fakt ist aber, dass Holger, der Labelboss, ein langjähriger Bekannter von uns ist, der gerne Tapes macht und unsere Musik veröffentlichungswürdig findet. Allerdings hat er bisher nur Releases mit richtig guter Musik gemacht. Insofern befinden wir uns bei The Crawling Chaos Records in sehr guter Gesellschaft und fühlen uns richtig wohl.

Daniel: Das Cover finde ich richtig geil! Wer hat es gemalt? Und wie seid ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

Frank: Wie so viele Bands haben wir uns bei einem alten Holzschnitt bedient, bei dem der Künstler unbekannt ist. Es zeigt die Prozession der Inquisition in Goa und passte damit thematisch gut zur EP. Kleiner Nebeneffekt: So wie die Schlange der Inquisitoren auf dem Cover zu sehen ist, bildet sie von oben nach unten gesehen mit etwas Phantasie ein „D“ und ein „S“ für Damage Source.

damage sourceDaniel: Gibt es eure beiden alten Demos eigentlich noch? Oder sind die restlos vergriffen?

Frank: Das erste Demo auf CD sowie das „Come Heresy...“-Tape sind nur noch als Download auf unserer Bandcamp-Seite erhältlich. Eventuell gibt es von dem Tape noch ein, zwei Exemplare bei einem Mailorder. Die aktuelle EP gibt es als Tape mit Download-Code über The Crawling Chaos Records und als Download bei uns auf Bandcamp.

Wie kommt es, dass ihr euch im Zeitalter der Downloads für eine Fabrikkassette entschieden habt? Und wird bald eine CD- und/oder Vinylversion folgen? Ist da schon irgendetwas geplant?

Frank: CD-Versionen der beiden Tapes wird es nicht geben. Dass wir zukünftig mal eine CD veröffentlichen werden, ist auch eher unwahrscheinlich. Tapes wird es auf jeden Fall auch weiterhin geben. Wir mögen das schöne alte Tape-Format aufgrund seiner Haptik und der Gestaltungsmöglichkeiten, allein die Hülle aus Plastik ist doch wunderbar. Aber natürlich haben alle unsere Tapes einen Download-Code. Wir sind zwar Old School, aber nicht von gestern. Vinyl wäre natürlich ein Traum, ist aber momentan finanziell nicht realisierbar.

Daniel: Der Kassette liegt auch ein Download-Code bei. Was hältst du persönlich von Musik als Downloads? Ist es als Musiker nicht viel schöner, einen physischen Tonträger in den Händen zu halten, als nur leblose MP3-Dateien auf dem Rechner zu haben? Wie ist deine Meinung dazu?

Frank: Ich bin da zwiegespalten, denn selbstverständlich habe ich lieber physische Tonträger, am liebsten Platten, und ich kaufe auch eine Menge Vinyl. Anderseits kaufe ich mittlerweile auch viel Musik auf Bandcamp, was in meinen Augen eine fantastische Plattform für Bands ist, da man direkt bei den Bands kaufen kann, ohne dass die Band selber einen Shop auf die Beine stellen muss. Insofern habe ich mich an Downloads gewöhnt. Spotify oder sowas nutze ich allerdings gar nicht. CDs kaufe ich tatsächlich kaum noch.

Daniel: Spielt ihr auch live? Und wenn ja: Wann und wo kann man euch mal sehen?

Frank: Wir versuchen, so oft wie möglich live zu spielen. Da wir alle berufstätig sind, meistens an den Wochenenden. Anfang 2017 machen wir erstmal eine Pause, da wir den nächstem Release angehen wollen. Die nächsten geplanten Gigs sind auf dem M.I.S.E. Open Air Warm-Up am 15.04.2017 in Homberg (Ohm) und im Oktober auf dem Release The Kraken Festival in Hamburg. Es kommt aber sicherlich noch was dazu. Für den nächsten Release planen wir auch eine Release-Party in Köln. Wann und wo steht aber noch nicht fest.

Daniel: Nach fast zehn Jahren Bandgeschichte sollte bald mal ein richtiges Studioalbum anstehen. Habt ihr da kein Interesse dran? Oder ist da schon etwas in Planung?

Frank: Das ist in Planung und zum größten Teil schon geschrieben. Die Aufnahmen sind für kommendes Frühjahr geplant. Wieder bei Liquid Aether Audio mit Mario Dahmen.

Daniel: Du bist das einzige noch verbliebene Urmitglied. Warum handelt es sich für dich bei Damage Source immer noch um dieselbe Band?

Frank: Wie schon gesagt: Es ist eigentlich gar nicht wirklich dieselbe Band, sondern eher eine bessere Version der ursprünglichen Idee; sozusagen Damage Source 2.0.

Daniel: Welche Zukunftspläne habt ihr sonst noch so mit Damage Source?

Frank: Für mich hauptsächlich neue Songs schreiben und Musik erschaffen. Das ist der Hauptantrieb und der Hauptgrund, warum man in einer Band ist. Der ganze Rest mit Aufnahmen und Gigs ist für mich eher zweitrangig. Da ist schön, macht teilweise Spaß, ist aber nicht die Hauptsache. Daher plane ich da auch nicht so viel. Für diesen Bereich ist unser Sänger Eric zuständig, der da ein Händchen für hat. Es geht für mich immer darum, den bestmöglichen Song aus einer Idee zu machen. Eine bestimmte Stimmungslage oder eine Atmosphäre in Ton umzuwandeln, das ist das, was am meisten Spaß macht und mich weiter antreibt und mein einziger Zukunftsplan für die Band.

Daniel: Alles klar, Frank! Dir gehört das Schlusswort!

Frank: Now! Let the Lightbearer come!

https://www.facebook.com/damagesource

https://damagesource.bandcamp.com/



Autor: Daniel Müller