PARADISE LOST - TRAGIC IDOL


Label:CENTURY MEDIA
Jahr:2012
Running Time:46:08
Kategorie: Neuerscheinung
 

Paradise Lost ist wahrscheinlich die Band, die im Laufe ihrer Karriere die gravierendsten stilistischen Änderungen vollzogen hat. Gerade die Releases der mittleren Schaffensperiode hatten mit Metal mal so gar nichts mehr zu tun (allen voran das unsägliche „Host“-Album), so dass ich mich, wie viele andere der alten Fans, irgendwann komplett von der Band abgewendet habe. Andererseits haben sie mit früheren Alben wie „Gothic“, „Shades Of God“ und natürlich „Icon“ ein paar ganz große Klassiker geschaffen, die in dieser Richtung wohl auf ewig unerreicht bleiben werden! Doch wenden wir uns mal der Gegenwart zu. Nach langer Durststrecke haben sich die Briten mit den beiden letzten Alben „In Requiem“ und vor allem dem sehr schwermütigen „Faith Divides Us – Death Unites Us“ durchaus auf alte Tugenden zurück besonnen. Das nun brandneue Album „Tragic Idol“ ist nicht ganz so düster wie der Vorgänger, hat aber jede Menge der typischen Trademarks, die die Band zu „Icon“/“Draconian Times“-Zeiten ausgezeichnet hat. Der Sound ist schön wuchtig und fett, Nick Holmes sehr gut bei Stimme und vor allem die Gitarrenarbeit und die melancholische Grundstimmung machen sofort deutlich, welche Truppe hier am Werk ist. Der Opener “Solitary One” kommt zwar noch etwas verhalten rüber, und das monotone Keyboardgeklimper hätte auch nicht sein müssen – aber danach steigt die Qualität deutlich! Das eingängige „Crucify“ macht Bock auf mehr, danach folgt mit „Fear Of Impending Hell“ ein weiteres Highlight, das einem mit seiner tieftraurigen Atmosphäre einen kleinen Schauer über den Rücken laufen lässt. Weitere Anspieltipps sind das obergeile, refrainlastige „Honesty In Death“ sowie der Titelsong. Diese beiden Ohrwürmer (ebenso „Crucify“) könnten echt aus der „Draconian Times“-Zeit stammen und hätten in den tiefen 90er Jahren (als Bands wie Tiamat, Moonspell, Amorphis und eben Paradise Lost als Speerspitze des damals typischen Sounds) die Tanzflächen der Szeneclubs gefüllt!! Und auch der Rest des Albums hält ein durchgehend hohes Niveau und wird nicht langweilig. Fazit: Natürlich wird es nie wieder ein zweites „Icon“ geben, aber „Tragic Idol“ ist ein echtes und wirklich richtig gutes Paradise Lost-Album mit ein paar richtigen Gänsehaut-Momenten geworden und ist jedem Fan der besagten Klassiker ans Herz zu legen. Schön, dass die Jungs wieder so klingen, wie sie es am besten können!

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Felix Schallenkamp


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