INFERNÄL MÄJESTY - Einzigartig teuflisch


Infernäl Mäjesty aus Kanada haben Kultstatus, haben sie doch 1987 den Underground-Klassiker “None Shall Defy” hingelegt. Bis heute gibt es nur drei Alben dieser Band, und dass, obwohl sie sich zwischenzeitlich nie aufgelöst hatten. Kürzlich erschien die Compilation „Nigrescent Years Of Chaos“, welche alle drei Demotapes der Band enthält, High Roller Records haben eine neue 7“ EP und die Band ein baldiges neues Album angekündigt. Grund genug also, Sänger Chris Bayley mal auf den Zahn zu fühlen.

logoDaniel: Hi Chris! Lass uns mal bitte ganz von vorne anfangen: Wie kam 1986 der Stein für Infernäl Mäjesty ins Rollen? Und hattet ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?  

Chris: Hi Dan! Für mich begann alles so, dass ich auf seine Suchanzeige hin antwortete. Ich war noch in der Schule und hatte noch nie zuvor in einer Band gespielt. Deshalb war ich auch nach Toronto gezogen, um näher an der gerade aufkeimenden Thrash Metal-Szene dran zu sein. Kenny und Steve steigen kurz vor mir ein und waren extra aus Kingston, Ontario, zugezogen. Wir standen alle auf dasselbe Zeug: schwarzes Leder, Ketten und Nieten über alles. Wir wollten unsere Bühnenperformance genauso energisch rüberbringen wie unsere Musik.

Daniel: Da ihr aus Kanada seid, würde mich interessieren, wie es dazu kam, dass ihr Umlaute in eurem Bandnamen verwendet. 

Chris: Wir wollten uns ganz einfach von den anderen Bands abgrenzen.

Daniel: Welche Bands zählen zu euren Haupteinflüssen? Und haben sich diese über all die Jahre hin verändert?

Chris: Alles begann für mich damit, dass mir meine Eltern die „Love Gun“ von Kiss gekauft hatten. Ich hörte Kiss allerdings nur, bis „Dynasty“ erschienen war. Dann ging mir ein Licht auf und ich merkte, dass ich mich auch für andere Bands begeistern konnte, und ich hörte zum ersten Mal Black Sabbath und Judas Priest. Das war schon alles gut, aber das Ende der Fahnenstange war für mich noch nicht erreicht. Dann habe ich in einem Plattenladen vor Ort „Welcome To Hell“ von Venom für mich entdeckt. 

Daniel: Worum geht´s in euren Texten: nur um die üblichen Metal-Klischees oder steckt mehr dahinter? Und was inspiriert dich zu Texten? 

Chris: Ich glaube, dass unsere Texte einzigartig teuflisch sind. Ich investiere dafür viel Zeit und mache mir viele Gedanken darüber. Wir glauben, dass sie sehr wichtig für unsere Musik sind. Die Texte können sehr unterschiedlich ausfallen: Mal geht es um geschichtliche Dinge, mal um den Zustand der Menschheit, aber sie können auch einfach der Fantasie entspringen. Es gibt unendlich viel Inspiration im Leben, über was man schreiben kann, wenn du weißt, wonach du Ausschau hältst.  

Daniel: Wie seid ihr damals an Roadracer Records geraten, die 1987 euer Debüt „None Shall Defy” veröffentlicht hatten?

Chris: Als wir das Demo für unser Debüt fertig aufgenommen hatten, hatten wir es überall hingeschickt, aber nur sehr wenig Rückmeldung bekommen. Wir wussten nicht, dass Borivoj Krgin (Metal-Journalist bei Violent Noize, Metal Maniacs und Metal Forces sowie Gründer von Godly Records und Blabbermouth) von sich aus ein Demo an Roadracer geschickt hatte, aber wir sind ihm natürlich dankbar dafür, dass er das hinter unserem Rücken gemacht und uns dabei geholfen hat, ein Stück Metal-Geschichte zu schreiben.

Daniel: Heute gilt „None Shall Defy“ allgemein als Underground-Klassiker. Hattet ihr das damals schon realisiert? Oder hat sich das erst über Jahre hinweg so entwickelt? 

Chris: Nein, das hat viele Jahre gedauert. Wir bekamen Fanpost aus aller Welt, aber wir wussten nicht, dass wir derart populär waren. Wir hatten zu der Zeit auch mit vielen anderen Dingen zu kämpfen, zum Beispiel mussten wir uns einen neuen Bassisten und einen neuen Schlagzeuger suchen, da sie uns ohne Vorwarnung plötzlich verlassen hatten. Psycho und Rick verließen die Band, als wir gerade dabei waren, eine große Europa-Tour zu organisieren.

Daniel: 1997 erschien eine Split 7” EP mit einer Alternative Rockband namens Custom in gelbem Vinyl. Musikalisch passte das nicht gerade zusammen. Wie kam es zu diesem Zusammenschluss? Waren beide Bands befreundet? Oder war das die Idee des damaligen Labels?

Chris: Wenn ich mich recht erinnere, dann war das die Idee des Labels, welches damals „The Kanada Compilation” veröffentlicht hatte, auf der beide Songs enthalten waren. Wir waren mit John Yates befreundet, der sowohl der Label-Inhaber als auch Musiker bei Custom war.

Daniel: Bis heute gibt es nur drei Studioalben von euch: „None Shall Defy” (1987), „Unholier Than Thou” (1998) und „One Who Points To Death” (2004); und das, obwohl sich die Band zwischendurch niemals aufgelöst hat. Warum dauert es immer so verdammt lange, bis Infernäl Mäjesty mal wieder ein neues Album am Start haben? Wie viel Zeit steckt ihr wirklich in die Band?

Chris: Da könnte ich Bücher drüber schreiben. Ich müsste jetzt zu viel erklären; das würde hier den Rahmen sprengen. Da kamen viele verschiedene Faktoren zusammen, vor allem zu wenig Engagement und Musiker, die ausgetauscht werden mussten. Aber jeder hat auch andere Verpflichtungen, denen er nachkommen muss. Wir haben unsere Seele an die Musik verkauft. So sind wir. Es ist ein rastloses Gefühl, dass einfach ins uns drin steckt.    

Daniel: In diesem Jahr wurde die Demo-Compilation „Nigrescent Years Of Chaos” mit allen drei Demos der Band veröffentlicht. Wie seid ihr mit dem holländischen Label Vic Records in Kontakt gekommen? Und stehst du heute noch hinter euren alten Demos? Oder findest du sie im Nachhinein vielleicht etwas altmodisch?  

Chris: Kurz nachdem wir im Internet gepostet hatten, dass wir gerade an einem neuen Album arbeiten, kamen unsere holländischen Freunde von Vic Records direkt auf uns zu. Sie erzählten uns, dass sie vorhatten, alle unsere alten Demos auf einer CD veröffentlichen zu wollen. Wir fanden die Idee super. Ich stehe auf dokumentierte Geschichte und es war eine gute Möglichkeit, die alten Demos an unsere Hardcore-Fans weiterzureichen, denn sie sind ja schon ewig nicht mehr erhältlich. Die Demos repräsentieren gut die Entwicklung von Infernäl Mäjesty. Und es ist schön, sie alle chronologisch und lückenlos auf einer CD zu haben.    

Daniel: Werden wir denn jemals wieder die Gelegenheit bekommen, Infernäl Mäjesty in Deutschland oder Holland live erleben zu können? Habt ihr da schon irgendetwas geplant?

Chris: Das hat für uns oberste Priorität, denn 1998 waren wir das letzte Mal bei euch. Es tut uns sehr leid, dass es schon so lange her ist, aber wir werden sicherlich bald wiederkommen! 

Daniel: Zusammen mit den beiden Gitarristen Steve Terror und Kenny Hallman bist du einer von drei Original-Mitgliedern, die immer mit dabei waren. Ist es wichtig für dich, dass alte Freunde nach so langer Zeit noch zusammenhalten und dass Infernäl Mäjesty nicht nur eine Art Job für euch sind, wo man zwangsweise miteinander klarkommen muss? 

Chris: Wichtig wäre sogar noch untertrieben! Schon seit dreißig Jahren sind wir wie drei Musketiere durch dick und dünn gegangen. Wir sind wie eine Familie, wie Brüder!

Daniel: Wird es denn bald auch mal wieder ein reguläres, neues Infernäl Mäjesty- Album geben? Und wenn ja: Wie wird es klingen?

Chris: Da habe ich tolle Neuigkeiten für dich, mein Freund! Wir haben nämlich gerade das neue Album fertiggestellt. Es wird bald veröffentlicht werden und „No God“ heißen. Auf der Facebook-Seite wird das genaue Datum der Veröffentlichung sicher bald bekannt gegeben. Es wird auch noch einen Videoclip dazu geben, der dann ständig gepostet wird, haha! Für mich ist das neue Material das Beste seit „None Shall Defy“. Musikalisch liegt es irgendwo zwischen „None Shall Defy“ und dem zweiten Album „Unholier Than Thou“.   

Dann erzähl uns noch schnell etwas über die generellen Zukunftspläne der Band!

Chris: Unser Plan ist es, die Flamme am Brennen zu halten. Je größer sie wird, desto breiter wird unser Weg sich auftun.

infernäl mäjesty 1998Daniel: Lass uns bitte auch kurz über die kanadische Metalszene reden, ja? Habt ihr jemals mit Bands wie Voivod, Slaughter oder Sacrifice in Kontakt gestanden? Gibt es in Kanada eine Szene, wo Bands sich gegenseitig unterstützen? Und gibt es neuere, junge Bands aus eurem Land, die du uns weiterempfehlen kannst? 

Chris: Wie in allen großen Städten mit einer aufkeimenden Undergroundszene, zehrten auch wir davon und haben andere Bands unterstützt. Sacrifice waren eine große Inspiration für uns, damals zu Zeiten von Larry's Hideaway (einer Bar in Toronto, Ontario). Einige großartige Bands aus Kanada sind Sanguine Glacialis, Sludgehammer oder Experiment Specimen, um nur mal ein paar Namen zu nennen. Die kanadische Szene hält von dem einen Küstenende  zum anderen fest zusammen. Ich wurde im Tal des Ganarask-Flusses geboren und habe mit meinen langjährigen Freunden Mike Andrzejewski und Richard McMurry tolle Musik geschrieben. Wir haben alles mit der Hilfe von Marc Hamilton am Schlagzeug und Daniel McKenzie am Bass noch einmal aufgefrischt. Daraus ist die Band Anthropophagy entstanden, deren Debütalbum gerade abgemischt wird. Wir sind sehr stolz darauf!

Daniel: Alles klar, Chris! Danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Das Schlusswort soll dir gehören!

Chris: Ja, lass mich einen Dank an alle unsere Fans aussprechen, dafür, dass sie uns all die Jahre unterstützt haben! Ich möchte außerdem daran erinnern, dass “Unholier Than Thou” demnächst als Re-Release, ebenfalls über Vic Records, erscheinen wird. Das Album hatten wir damals mit Scott Burns aufgenommen und wurde jetzt noch einmal remastert. Das Ergebnis ist überwältigend! Wir hoffen, dass wir uns bald auf Tour sehen. Haltet euch über Facebook auf dem Laufenden! Danke nochmal, Dan! Cheers! 

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Autor: Daniel Müller