SOULBURN - Eine ganz bestimmte Form von Freiheit


Dies ist mein zweites Soulburn-Interview nach dem von 2014, welches ich mit Bassist und Sänger Twan van Geel geführt hatte, aber auch mein zweites Interview mit Schlagzeuger Bob Bagchus, den ich 2012 an dieser Stelle schon zu Asphyx-Zeiten befragt hatte, als ihr Album „Deathhammer“ erschienen war. Nun bekomme ich also noch einmal die Chance, ein Urmitglied von Soulburn zu befragen und ihn auch über all seine Nebenprojekte auszuquetschen, die sich in letzter Zeit so angesammelt haben. Einige Fragen hatte ich also schon vor zwei Jahren gestellt, wurden nun aber aus anderer Sichtweise beantwortet, und andere Nebenprojekte von Herrn Bagchus waren einigen Lesern vielleicht auch noch nicht geläufig. Mein Telefon klingelte, und auf ging´s zur zweiten, dieses Mal knapp zwanzig Minuten andauernden Zeitreise!

logoDaniel: Hi Bob! Wie sieht´s aus? Ich hatte bereits vor zwei Jahren ein Soulburn-Interview mit Twan van Geel gemacht, finde es aber echt cool, jetzt ein Original-Mitglied an der Strippe zu haben! Lass uns mal ganz vorne anfangen: Ursprünglich war Soulburn ja der Name von Asphyx zwischen 1996 und 1999. Die Besetzung vom Soulburn-Debüt “Feeding On Angels” (1998) und dem nachfolgenden Asphyx-Album “On The Wings Of Inferno” (2000) waren sogar identisch! Und Asphyx gibt es bis heute. Wieso habt ihr 2014 also ausgerechnet wieder unter dem Namen Soulburn angefangen, anstatt euch einen komplett neuen Bandnamen zu suchen? 

Bob: Nun ja, wir wollten das ganz einfach so. Wir sind Musiker, folgen immer nur unserem Instinkt und tun, was wir wollen. Wir haben uns immer schon für dunkles, okkultes Zeug interessiert, konnten das mit Asphyx aber nicht mehr machen. Und deswegen machen wir das jetzt mit Soulburn.  

Daniel: Stimmt es eigentlich, dass Soulburn zur Zeit der Reunion im Jahr 2013 ursprünglich To The Gallows hießen?

Bob: Nein, nicht ganz, aber tatsächlich sind die neuen Soulburn aus To The Gallows hervorgegangen. Soulburn waren nicht dieselbe Band, denn es gab uns ja schon 1996, bevor wir wieder zu Asphyx wurden. Aber vor ein paar Jahren hatten Rogga Johansson und ich ein Projekt im Bathory-Stil, das To The Gallows hieß. Ich fragte Eric, ob er als zweiter Gitarrist einsteigen wollte, weil ich wusste, dass er auch ein großer Bathory-Fan ist. Dann hatten wir ein paar Riffs für vier oder fünf Songs fertig und Eric meinte, dass wir doch eigentlich unter dem Namen Soulburn weiter machen könnten, weil das ursprünglich der Sound war, den wir in den Neunzigern bereits anstrebten.  

Daniel: Stimmt es denn, dass Rogga Johansson auch erst bei To The Gallows mit dabei war? Warum hat er die Band dann schon nach so kurzer Zeit wieder verlassen?

Bob: Ja, To The Gallows war eigentlich seine Band. Aber dann fragten wir ihn, ob er nicht auch als zweiter Gitarrist bei Soulburn einsteigen könnte. Er konnte jedoch nicht live spielen, weil er gerade zum zweiten Mal Vater geworden war. Er konnte dadurch nicht verreisen und Konzerte spielen. Deshalb endete unsere Zusammenarbeit zwangsläufig und Eric und ich entschieden uns dann dazu, wieder mit Soulburn weiter zu machen. 

Daniel: Die Musik von Soulburn ist heute viel Black Metal-lastiger als in den Neunzigern. Welche anderen Bands haben euch denn seit 2014 außerdem beeinflusst? 

Bob: Es ist mehr Black Metal als früher, ja, aber Black Metal der ganz alten Schule, so wie Venom, Hellhammer, Bathory und Konsorten. So wie Soulburn heute klingen, wollten wir eigentlich schon damals klingen, aber wir hatten noch viel zu viel Asphyx in uns. Das erste Album, “Feeding On Angels”, klang mehr oder weniger wie ein typisches Asphyx-Album. Die Bathory-Riffs waren nicht allzu sehr herauszuhören. Uns sagte auch jeder, dass es haargenau wie Asphyx klingen würde. Wir hatten dies zwar stets dementiert und immer wieder behauptet, dass es viel mehr nach Bathory klingen würde, aber letztenendes klang es wahrscheinlich wirklich viel zu sehr nach Asphyx… 

Daniel: Ich finde, eure Texte sind nicht so Klischee behaftet wie die von Asphyx. Worum geht es genau? Gibt es eine Art Kernaussage, die ihr vermitteln wollt?

Bob: Ja, die gibt es. Die Texte von Soulburn sind viel okkulter und satanischer. Sie behandeln satanische Themen, aber es geht vielmehr um dich als Person. Wir sind hier auf der Erde und niemand weiß, was nach dem Tod kommt. Wir wissen nicht, was es jenseits des Lebens gibt, das wir gerade leben. Jeder kann das Beste aus seinem Leben machen. Wir sind der Meinung, dass es nach dem Tod eine ganz bestimmte Form von Freiheit gibt. Darum geht es in den Texten von Soulburn. Es geht um okkulte Begebenheiten und sie sind ein klein bisschen satanisch, aber es geht eben nicht um die Huldigung der Satans, sondern mehr um das Universum und solche Begebenheiten.   

Daniel: Na gut, dann lass uns jetzt einmal zu dir persönlich kommen, ja? Du bist ja 2014 bei Asphyx und 2015 bei Grand Supreme Blood Court ausgestiegen. Warum eigentlich? 

Bob: Bei Asphyx bin ich sogar schon 2013 ausgestiegen. Na ja, der Hauptgrund dafür war meine Familie. Meine Kinder waren ja damals noch drei Jahre jünger als heute. Und wir sind viel zu viel unterwegs gewesen. Asphyx wurden mir einfach zu groß. Ich habe mich nicht mehr auf die Konzerte gefreut und wollte mehr Zeit zu Hause  verbringen. Wenn mir meine Arbeitskollegen am Freitag ein schönes Wochenende wünschten, war ich immer voll angepisst. Wir trafen uns um sechs Uhr morgens an irgendeinem Flughafen und sind vor Sonntag Nacht nicht mehr nach Hause gekommen. Das ging mir echt auf den Sack. Meine Kinder wollten auch, dass ich öfter zu Hause bin. Ich war einfach nicht mehr glücklich damit, welche Ausmaße Asphyx annahmen. Es fühlte sich nicht mehr nach „meinen“ Asphyx an. Verstehst du, was ich meine? Das endlose Touren und meine Familie waren meine Beweggründe, Asphyx zu verlassen. Und bei Grand Supreme Blood Court war es einfach nur so, dass wir uns wieder voll auf Soulburn konzentrieren wollten. Das Album war zwar gut, ich mag es immer noch gerne, aber irgendwo klang es so, wie alle anderen Bands aus unserem Kreis auch, also das Soulburn-Debüt, Asphyx usw. Es führte einfach nirgendwo hin.  

Daniel: Findest du denn, dass Asphyx und Grand Supreme Blood Court immer noch dieselben Bands sind, seit Eric und du nicht mehr dabei seid? Kommst du damit zurecht, dass sie nun ohne euch in anderen Besetzungen weitermachen? 

Bob: Ich weiß nicht, was ich bei Grand Supreme Blood Court davon halten soll. Sie hätten sich lieber auflösen sollen. Es war Erics Band, und es ist irgendwie seltsam zu sehen, dass jemand anderes die Band nun weiterführt. Eric hat schließlich die Band gegründet und das gesamte Konzept allein entwickelt. Die neue Asphyx-Besetzung mag ich wiederum, ja. Ich finde das neue Album richtig gut und kann es mir genauso gut mit Distanz anhören, wie z. B. ein Obituary-Album.   

soulburnDaniel: Du hast jetzt auch noch eine weitere Band am Start: Minotaur Head; erneut mit Rogga Johansson. Ist Minotaur Head eine richtige Band für dich oder nur ein Projekt für zwischendurch?

Bob: Das ist nur ein Projekt von Rogga Johansson und mir. Die Idee dazu ist vor Jahren, sogar noch vor To The Gallows, entstanden. Wir kamen in Kontakt, redeten über Musik und wollten etwas wirklich Heftiges im Stil von Winter machen. Wir hatten die Idee aber zunächst auf Eis gelegt und haben erstmal To The Gallows gegründet, aus denen ja später Soulburn wurden. Letztes Jahr hatte ich dann etwas Freizeit und schlug ihm vor, dieses doomige Death Metal-Projekt noch einmal in Angriff zu nehmen. Und als wir uns so unterhielten, kamen Rogga einige Songideen und er spielte sie mir vor. Wir hatten uns dann darauf geeinigt, ein Mini-Album zu machen. Er schrieb die Songs und schickte sie mir. Und als wir fünf Songs fertig hatten, dachten wir, wir könnten noch zwei Songs mehr schreiben und ein komplettes Album daraus machen. Wir hatten damals allerdings noch keinen Plattendeal dafür; jetzt schon.  

Daniel: Irgendwie ist es schon auffällig, dass du nur in Doom-/Death Metal spielst bzw. gespielt hast: Soulburn, Asphyx, Grand Supreme Blood Court, Throne und Evoker. Hättest du nicht auch mal Lust, andere Musik zu machen?

Bob: Nein, eigentlich nicht. Ich stehe voll auf diesen alten Doom-/Death-/Black Metal-Stil. Und darum geht´s.

Daniel: Ist es für dich nicht langweilig, immer nur so langsames und träges Zeug zu trommeln?

Bob: Oh nein, ganz und gar nicht! Ich mag langsames Schlagzeug! Ich finde auch, dass es viel schwieriger ist, schleppend im Takt zu trommeln als schnell. Ich mag das. Es hat viel mehr Power und Heavyness. Ich war immer schon eher der langsame Typ, hehe! Auch als ich noch nicht Schlagzeug spielte, mochte ich immer schon viel lieber die langsamen Songs von Bands; außer bei Napalm Death, Repulsion und Terrorizer natürlich! Aber Ausnahmen bestätigen ja die Regel! Ich habe jetzt noch ein weiteres Projekt, das etwas anders klingt: Infidel Reich, mit Stijn von Rectal Smegma an der Gitarre, Isaak Heemskerk von Nyx Aether am Bass und Vincent Crowley von Acheron am Gesang. Das geht mehr so in die Richtung Carnivore/Motörhead.

Daniel: Und wie kam das zustande? Immerhin lebt Vincent Crowley in den USA…

Bob: Das ist tatsächlich über Facebook entstanden. Vincent postete etwas von Studioaufnahmen mit Acheron und ich wünschte ihm viel Glück. Irgendwann kam die Idee auf, auch mal etwas gemeinsam zu machen. Ich bekam dann eine E-Mail von ihm. Ich meinte, ich könnte hier eine Band gründen, alles aufnehmen und ihm die fertige Musik in die USA schicken, sodass er nur noch seinen Gesang drüberlegen und alles abmischen musste. Und wir haben sogar auch schon einen Plattenvertrag dafür.  

Daniel: Letztes Jahr ist das Throne Demo über Vic Records auf CD erschienen. Wie kam es denn dazu? Es war immerhin euer einziges und stammt von 1995…   

Bob: Ich glaube, dass es die Idee von A.J. van Drenth von Beyond Belief und Extreme Cold Winter war. Ich bekam eine E-Mail von ihm, dass Vic Records daran interessiert wären, das Throne Demo auf CD zu pressen. Ich fand die Idee super, weil ich das Demo immer noch mag. Es war guter, doomiger Death-/Black Metal, den ich 1995 zusammen mit A.J. gemacht hatte. Ich bin sehr glücklich mit dem Resultat.  Immerhin hatte ich das alte Tape nicht mehr und habe jetzt restlos alle Aufnahmen von uns auf einer CD.  

Daniel: Hast du heute eigentlich noch zu A.J. van Drenth Kontakt? Oder verlief das damals einfach im Sande?

Bob: Ja klar! Wir haben noch Kontakt. Wir sehen uns zwar nicht mehr so oft wie früher, aber hin und wieder treffen wir uns mal. Er ist ein netter Kerl, und ich finde, wir haben mit Throne etwas echt cooles gemacht, auch wenn das Demo heute kaum noch jemand kennt; außer dir vielleicht, hehe…

Daniel: Sind denn anlässlich dieses Re-Releases auch ein paar Konzerte mit Throne geplant?

Bob: Nein. Das Demo wurde einfach nur wiederveröffentlicht, und das war´s.

Daniel: Du hast ziemlich viele Bands und Projekte am Laufen. Wie bekommst du das alles unter einen Hut? Ich meine, du hast ja auch noch einen normalen Job und eine Familie…

Bob: Ach ja, ich finde immer noch genug Zeit dafür. Soulburn sind zwar meine Hauptband, aber wir spielen gar nicht so viel live; nur ein paar ausgewählte Shows, auf die wir richtig Bock haben. Und mit Minotaur Head war es auch ganz einfach. Das nahm nicht viel allzu Zeit in Anspruch. Rogga schickte mir die Songs, ich dachte mir Drumspuren aus, rief im Studio an und trommelte sie ein. Das hat echt nur ein paar Stunden gedauert. 

soulburnDaniel: Wirst du mit Minotaur Head nicht live spielen?

Bob: Nein, wahrscheinlich nicht, weil Rogga in der Nähe von Stockholm lebt. Das ist knapp 1500 Kilometer von hier entfernt. Da wird es natürlich schwierig mit dem Proben. Wir kennen zwar die Songs, aber wenn du auftreten willst, musst du einigermaßen aufeinander eingespielt sein. Sonst funktioniert das nicht. 

Daniel: Lass uns auch noch kurz über die holländische Death Metal-Szene reden, okay? Denn ich bin ein großer Fan von Bands wie Asphyx, Pestilence, Thanatos, Sinister, Sempiternal Deathreign, Delirium, Beyond Belief, Eternal Solstice, Pentacle, AntropomorphiA, Acrostichon, alten The Gathering, Etherial Winds, Orphanage, alten Celestial Season, Altar, Gorefest etc. Stehst du noch in Kontakt zu einigen dieser Bands? Und gibt es in Holland noch eine Szene, in der sich Bands gegenseitig unterstützen? Oder gibt es bei euch eher so etwas wie Rivalität und Eifersucht? 

Bob: Na ja, Delirium gibt es ja schon lange nicht mehr. Aber ich bin noch mit einigen Leuten von damals in Kontakt, vor allem mit den alten Recken, wie Aad von Sinister und natürlich Asphyx. Das versteht sich von selbst. Damals, Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger, gab es eine ganze Menge Eifersucht unter den Bands. Sobald eine Band etwas größer wurde, hat man hinter ihrem Rücken schlecht über sie geredet; nicht so wie in Schweden, wo alle Bands zusammenhielten. Hier gab es nur wenige Bands, die sich gegenseitig unterstützt haben. Asphyx und Sinister hielten aber immer zusammen. 

Daniel: Gibt es denn auch neue, jüngere Bands aus eurem Land, die du uns empfehlen kannst? 

Bob: Ja, Funeral Whore. Das ist, glaube ich, die einzige Band aus Holland, die ich im Moment überhaupt mag; nicht von den alten Bands natürlich, sondern von den neueren. Funeral Whore ist eine geile Band. Wir haben neulich mit ihnen zusammen in Koblenz gespielt.

Daniel: Dann sag uns doch noch schnell, was so in Zukunft mit Soulburn, Minotaur Head und Infidel Reich ansteht! Was kommt da bald alles noch auf uns zu?

Bob: Mit Soulburn haben wir gerade ein neues Album veröffentlicht. Hin und wieder werden wir auch noch ein paar vereinzelte Shows spielen. Mal sehen, was dann passiert, denn nach diesem Album läuft unser Vertrag bei Century Media aus, und wir wissen noch nicht, ob wir einen neuen bekommen oder nicht. Das müssen wir erstmal abwarten. Und was Minotaur Head angeht: Wir haben schon wieder vier Songs fertig und müssen auch hier abwarten, ob wir einen neuen Plattenvertrag bekommen. Wenn ja, dann nehmen wir noch ein zweites Album auf. Wenn nicht, dann bleibt es bei dem einen. Die neuen Songs klingen etwas anders; echt geil! Es ist wirklich heavy; vielleicht sogar das heftigste, was ich je gemacht habe! 

Daniel: Na gut, Bob! Du hast es geschafft. Das Schlusswort soll dir gehören!

Bob: Ja, danke, Daniel, dass ich mir dir nochmal ein Interview für CROSSFIRE machen durfte! 

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Autor: Daniel Müller