THE DEAD DAISIES, THE ANSWER

Bochum, Matrix, 05.12.2016

Und wieder mal mein Bekannter, der mich noch vor ein paar Monaten zu den übergeilen The Winery Dogs brachte und nun mit The Dead Daisies mir den nächsten geilen Act ans Herz legte. Er erwähnte nur Doug Aldrich an der Gitarre und Marco Mendoza am Bass und ich dachte nur, Whitesnake! Thin Lizzy! Da muss ich hin. Die "Supergroup" ist gerade auf der European Winter Tour im Doppelpack mit den irischen Hardrocker / Classic Rockern von The Answer und da dachte ich mir, ich statte der Matrix in Bochum mal wieder einen Besuch ab und das einen Tag vor Nikolaus. Die letzten Male verbrachte ich mit Stoneman oder auch Heldmaschine in dem kleineren Rockpalast, der auch diesmal auf den Flyern als Location angekündigt war. Aber Pustekuchen - und Gott Sei Dank ziehen diese Rockbands weit mehr Jeansjacken an, so dass das größere Venue heute herhielt.

the dead daisiesAb ins Internet und mal eben die Setlist der vergangenen Gigs gegoogelt. Ups, ganz schön fettes Programm mit vierzehn Songs bei The Dead Daisies und ziemlich "just in time" geht es dann auch mit genau denen los. 2012 wird als Gründungsjahr und Sydney in Australien als Gründungsort bei Wikipedia genannt. Mag sein. Als Co-Gründer ist der Australier David Hillel Lowy dabei, Baujahr 1954 und beruflich "Bachelor Of Commerce" und der älteste Sohn der Westfield Corporation. Den Rest kennt man von den musikalischen Hardrocklegenden mit John Corabi am Mikro (ex-Mötley Crüe, ex-Union), Marco Mendoza am Bass (ex-Thin Lizzy, ex-Whitesnake), Brian Tichy an den Schlagstöcken (ex-Whitesnake, ex-Billy Idol) und natürlich Doug Aldrich (ex-Whitesnake, ex-Dio). Die Daisies haben mit "Make Some Noise", welch glorreicher Titel, gerade ein neues und zwar ihr drittes Album auf dem Markt. Hört man rein, gefällt es natürlich, wegen der merklichen Classic Rock Anteilen und der unverwechselbaren Handschrift von gleich drei Mitgliedern von Whitesnake. Dazu ein John Corabi in verwaschenen, gar nicht so stylischen Klamotten mit genau dem richtigen Stimm-Mix aus derben Rock, eher weniger laszivem Blues und einer gehörigen Portion Schräge / Sleaze. Während sich Doug auf seine Soli konzentriert, ab und zu "front of Stage" zelebriert, macht Marco den Übermacker, post, grinst, hält sich für den absolut Größten, verteilt Pics und hat eigentlich nur Spaß in den Backen. Selbst seinen Viersaiter reicht er zweimal ins Publikum, so quasi in viele treue Hände und letztendlich verschwindet er auch im selbigen und kommt, erstaunlicherweise mit allen Picks am Bass, wieder unversehrt auf die Bühne zurück. Lowy erinnert mich irgendwie an einen eher abgewrackten Sweet-Gitarristen, zieht aber showmäßig mit Mendoza absolut gleich und beide entdecken zum Posen eine Box auf der rechten Seite für sich, exakt einen Meter von mir entfernt, so wir Fotografen aufgrund der Enge der Räumlichkeiten im Graben bleiben konnten. Corabi ist schräg, singt geil und bewegt sich auf der Bühne noch viel schräger. Einmal schleudert er das Mikro rum wie Joey Tempest von Europe, dann kriecht er fast rein wie David Coverdale und das coolste sind seine Bewegungen, quasi so eine Art Sidesteps mit Schlurfattacken. Irgendwie völlig crazy der Typ und klar, dass der bei Crüe war. Brian Tichy liefert einen soliden Job ab mit einem guten Solopart. "We All Fall Down" ist genauso so eine Nummer. Bissige Shouts, teils etwas derbe, schön sleazig und the dead daisiesausreichend Blues im Rhythmus. Kurz vor "Last Time" wird Doug persönlich vorgestellt. Das dankt er mit er mit einem schön bluesig angehauchten Solo, dann Klatschen von allen Seiten und umgehend geht es in das Whitesnake-Cover "Slow And Easy" rein, hach wie geil. Eine ähnliche Aktion bei der Vorstellung von Mr. Lowy, der mal umgehend das AC/DC-Cover "Highway To Hell anrifft. Marco singt sogar ein paar Töne bei seiner Vorstellung und Mr. Tichy schwingt die Sticks zu "Living After Midnight". Nach dem rockigen "Mainline" noch mal ein Cover mit "Helter Skelter" von den britischen Fab Four, allerdings noch riffiger und knalliger als das Original. "American Band" und "Midnight Moses" lassen einen richtig lebendigen, voll Fun machenden und irgendwie nur urigen Gig um 21:30 Uhr dann enden. Leider verringert sich nun auch das Publikum merklich, so die Jungs am Merchstand sehr fleißig Autogramme geben, quatschen und sich in allen Posen ablichten lassen, wie mir oben genannter Ultrafan später berichtet.

 

the answerEin Fehler, wie sich später herausstellt, dass sich viele Leute verziehen. Denn was The Answer heute auf der Bühne abziehen, ist einfach unglaublich. Fast ist man gewillt zu sagen, die spielen die schon starken The Dead Daisies an die Wand, was sicherlich übertrieben ist, aber die Jungs um Shouter und den bekennenden Led Zeppelin Fan Cormac Neeson sind einfach ultrageil und heute irgendwie voll mein Ding. Mit dem Titeltrack vom aktuellen Album "Solas" steigen sie ein und der Fronter ist umgehend in seinem Element. "Demon Driven Men" überzeugt mit einem tollen Solo von Gitarrist Paul Mahon und bei "Tunnel" schnappt sich Mr. Neeson selbst die Akustikklampfe. Der Song hat eigentlich alles, was mich an The Answer in diesen Tagen fasziniert. Die roughe, allerdings ziemlich mitnehmende Ballade, wartet stark mit doomigen Zwischenpassagen und wieder mal einem tollen Sechssaiter auf. Mehr braucht man nicht, um mich restlos anzufixen. Die Jungs waren übrigens das letzte Mal vor zehn Jahren hier, erinnert sich der Fronter und auch an die zahlreichen Cocktails am Tag zuvor. "In This Land" ist genau so ein irischer Pubsong. Wie gut Cormac jedoch als Entertainer wirklich ist, merkt man dann, als die Gitarre vom heute dreiundzwanzig Lenze alt geworden Paul anfängt zu zicken. Kurzerhand stimmt der Sänger das traditionelle irische Volkslied "Nancy Whiskey" an. Da er nur "Whiskey, Whiskey, Nancy Whiskey" intoniert, kann ich leider nicht sagen, ob der Song gebürtig von The Dubliners oder von The Irish Rovers stammt oder auch ganz woanders herkommt. Egal, ihr könnt euch ungefähr das Feeling vorstellen und mehr muss an dieser Stelle auch dazu nicht gesagt werden. Die Klampfe funzt wieder und weiter geht es mit "Thief Of Light", "Come Follow Me" mit wieder geilem Solo, "Demon Eyes" und "Being Begotten". Alles riffende Groover im Flair der 70er-Jahre und beim Rausschmeißer "Battlecry" hält es auch Shouter und Akustikklampfer Cormac nicht mehr auf den Brettern und wie zuvor Basser Marco von The Dead Daisies jumpt er nun ins abfeiernde Publikum und gibt hier the answerseine letzten Töne zum Besten. Raus aus dem Graben, noch ein Pick von Paul, die Setlist abgegriffen und ab zum Merch, wo Cormac auch schon sehr bereitwillig seine Signatures setzt. "Hello guy, can you sign this vinyls, too and what about a pic?" Glatt viermal setzen mein Fotokumpel und ich zum ultimativen Shot an. Schon scheiße, wenn der eine mit einer Canon und der andere mit einer Nikon draufhält. Egal. Mr. The Answer hat richtig Geduld und kommt hier nochmal super sympathisch rüber. See you on Tour, again.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey