Olensfest 2016

Belgien, Olen, Fabriken van Olen, 16.09.2016 - 17.09.2016

maxxwellEs ist ein Freitag, eigentlich will ich um 13:00 Uhr den Schreibtisch verlassen, um schnell nach Belgien fahren zu können. Pustekuchen! Wird Zeit, Metal hauptberuflich zu machen. So fahren wir dann reichlich verspätet los gen Belgien, um das Olensfest zu feiern. Vorweg: Verlasst Euch nicht auf Euer Navigerät, meins hat mich völlig im Stich gelassen. Google Maps sei Dank haben wir das Gelände dennoch gefunden. So entern wir erstgegen Viertel nach acht das Gelände. Wie muss man sich das vorstellen? Man betritt das Gelände, hat in der Mitte die Bierwagen, rund um das Gelände den Metal und Futter Markt (inklusive „meiner-Nahrung-ihre-Nahrung“ Stände, also Zeug mit ohne Fleisch.) Schön eingepasst ist da auch die Außenbühne, die allerdings bei Eintreffen mit wuseligen Stage Hands besetzt war. Also ab rein und von Maxxwell noch die letzten Töne reinziehen. Was ich gesehen hab, kam gut, es waren reichlich Zuschauer da (das Zirkuszelt war etwa halb voll) und die Stimmung war angenehm. Nicht frenetisch, aber schon gut!

 

turbowarrior of steelErst mal raus bewegt, ein Bier (natürlich die Marke des Sponsors Jupiter, kann man trinken) besorgt und…erstmal die notwendigen Dinge regeln. Also sprich: Schlafplatz fertig machen usw. Hier möchte ich unbedingt was extrem positives über die Parkplatz/Campingplatz-Ordner loswerden: Mega freundlich, extrem kooperativ, also perfekt! Und alle können echt gutes Englisch, also war Zurechtfinden auch kein Akt. Gut gelaunt schleppen wir wieder zum Fest. Draußen tönen Turbowarrior Of Steel nicht den schlechteste Thrash, den ich gehört habe, aber auch nicht den besten. Bin halt doch sehr verwöhnt!

 

rageRage beginnen pünktlich mit einem Paukenschlag und geben das Stimmungsheft auch nicht mehr aus der Hand. Peavey und seine Truppe knallen amtlich das Metal Brett auf die Belgier los, aber … der Funke will nicht hundertprozentig überspringen. Ich bin allerdings recht erstaunt darüber, dass sich die Zuschauerzahl im Vergleich zur vorangehenden Band nicht merklich verändert hat.

 

 

fireforceFireforce sind danach draußen und quasi alle Zuschauer sind aus dem Zelt nach draußen gewandert. Auf jeden Fall ist es sehr voll. Die Band stimmt, passend nach Rage, ihren Power Metal an. Nun ja, Geschmackssache. Aber das gibt Zeit, die lokalen Metal Märkte mal anzutesten. Für die Größe des Festivals ist der Metal Markt doch recht gut sortiert. Patches, Klamotten, CDs, Vinyl, Accessoires, Collectors Editions…was das Herz begehrt. Der Selbstversuch zeigt auch, dass man da auch recht gut handeln kann. Immerhin habe ich für meine neue Kutte noch Material gebraucht.

 

doroDen Headliner gibt unsere rheinländische Metal Queen Doro und, was soll ich sagen? Geil! Meine Begleitung hat Doro noch nie gesehen und ich habe Mühe, ihm das Kinn hochzuklappen. Cirka zwei Drittel der Songs sind Warlock-Klassiker, der Rest ist „neueres“ Material. Bang that head for me, baby! Die Frau hat Power ohne Ende, labert auf Englisch genauso viel Puddel, wie auf Deutsch, also alles beim Alten. Nach Abschluss dieser Megashow bekomme ich noch 'n nettes Selfie (und ich habe nicht mal nach gefragt. Nur mit'm Handy dagestanden und Doro hängt sich einfach neben mich. Also nicht nur fett am Rocken, sondern auch extrem nett! Titel der Metal Queen erfolgreich verteidigt.

 

Den Abschluss draußen bilden Fleddy Melculy. Gütiger Himmel, was 'n Lärm. Was man sich darunter vorstellen kann? Klingt nach Slipknot, nur in schlecht. Also ab Richtung Camping. Ich habe meinen Eindruck daheim nochmal anhand von YouTube verifiziert: Kein Irrtum. Lärm. Der Schlaf verläuft superruhig. Vorne am Camping ist zwar noch Halligalli, aber hinten findet man echt Ruhe! Das Handy kann man bequem gegen einen kleinen Obulus an mehreren Ladestationen tanken, passt!

 

experiencedSamstagmorgens werde ich von Thommy geweckt. Der Kerl hat Hummeln im Arsch! Unfassbar. Aber es lohnt sich. Sowas habe ich noch nie erlebt. Vorne auf dem Campingplatz ist eine kleine Stage aufgebaut und da rockt sich grade eine Band, vor noch reichlich dünnem Publikum, den Arsch ab. Krasse Scheiße. Da gibt’s Frühstück, Kaffee, Bier und ne Live Band. Experienced?!? Machen eine krachende Rock ’n’ Roll Show. Musikalisch recht nah an dem alten, aber zeitlosen Sound zwischen Motörhead und Black Label Society. Ich habe mich direkt mit beiden CDs eingedeckt und mal ausführlich mit den Jungs gequatscht.

 

Danach haben wir uns mal in Ruhe auf dem Gelände umgeschaut, um mal alles etwas zu erkunden. Linksseitig der Bühne ist eine Empore mit Stehtischen aufgebaut, wo sich die VIPs ganz angenehm niederlassen können und sich bei 'nem Bierchen die Bands in Ruhe anschauen können. Das Backstage ist geräumig mit einem kleinen, aber feinen Buffet, Bierzapfstelle, Thekenpersonal, Sitzgruppe mit einem Riesen-Flatscreen, wo die gerade spielenden Bands übertragen werden. Da würde ich auch gerne mal mit der Band abhängen! Das Backstage wird übrigens von Bands und VIPs geteilt, was aber an beiden Abenden keinen zu stören schien. Metal Family eben. Einziges Manko: Hier gibt es weit und breit keinen Kippenautomaten. Nach einem netten Plausch mit einem sichtbar angekaterten Peavey machen wir uns auf in den Ort, wo es welche geben soll. Problem: Der Ort ist ca. zwei Km entfernt. Ein netter Belgier reagiert auf den ausgestreckten Daumen und nimmt uns mit. Eingekauft, Rückweg wird auch mittels Daumentaxi geregelt. Ich bin immer begeisterter von Belgien.

 

Nach einigem Gequassel auf'm Camping stelle ich entsetzt fest, dass die Zeit schon schwer vorangeschritten ist und so geht’s fix Richtung Gelände, wo Guy Swinnen grade zum Ende kommt. Was ich noch zu hören bekomme, klingt nett. Samstag ist Rock Tag, also ein genüssliches Fußwippen. Breakfast At Midnight haben derweil außen aufgebaut und ich bin erstaunt. Die Band bezeichnet sich selbst als Stoner Rock. Mich erinnert es an Nirvana. Ist okay, aber nicht so ganz mein Stil. Ich weiß nicht, ob es zu dieser Art von Musik gehört, möglichst cool zu wirken und wenig Freude über den Applaus zu zeigen, aber bei Nirvana hat es ja auch geklappt…

 

Danach geht es rein zu Mud. Wer ist das? Ich kenne auch nur ein Lied „Tiger Feet“. Ein bisschen Google verrät mir, dass es die Band eigentlich nicht mehr gibt und sowohl der Sänger als auch der Drummer schon recht lang bei Jim, Bonzo, Janis und Co. sind. Nun ja, ich weiß zwar nicht, wer dann da auf der Bühne steht, aber es mutet seltsam an. 70s Glam Rock ohne Glam? Wirkt nicht wirklich. Draußen sammeln sich derweil die Leute, um The Kids zu sehen. Uralter belgischer Punk Rock. Ist ganz okay, es gehen auch einige Leute bei, aber bei mir zündet das nicht so ganz. Zeit für 'nen Plausch im Backstage, wo ich auf Efthi (ex-Rage) treffe. Griechen unter sich!

 

nazarethLichter aus, Nebel an. Bühne frei für Nazareth. Thommy ist schon ganz nervös, aber wir können uns nicht vorstellen, dass noch irgendwer die Metal Queen erreichen kann. Keiner? Großer Fehler. Nazareth feuern aus allen Zylindern, als wäre die Zeit nie vergangen, fuck! Das geht direkt ins Blut. Habe ich die immer für soften Rock gehalten? Habe ich geschlafen? Anscheinend schon. Das knallt, das rockt. Draußen fegen Tri State Corner los, aber ich bin völlig zerschossen von der Band vorher. So kann ich den sicherlich soliden Auftritt gar nicht wie nötig würdigen. Augenscheinlich kam der Auftritt bei den Belgiern gut an.

 

Ziemlich erledigt sitze ich im Backstage und warte auf Chris Thompson. Dessen Beginn bemerke ich dadurch, dass auf dem vorher schon erwähnten Riesenbildschirm der Auftritt beginnt. Pflichtbewusst schwinge ich mich nach vorne, um den Auftritt mit eigenem Auge zu sehen. Solide werden die Songs abgeliefert. Aber um an Nazareth ranzukommen, müsste mit viel mehr Elan an die Sache rangegangen werden. Obwohl aus gleicher Generation, trennen die beiden Acts gefühlte Ewigkeiten. Aus diesem Grund beschließe ich auch, den Rest des Auftritts vor dem Flatscreen zu verbringen. Kommt aber gut und ich frage mich, ob die Bilder auch für ne Live-DVD Verwendung finden werden. Andere Festivals vermarkten die DVDs ja auch, warum also nicht? Mit dem Ende von Chris Thompson bin auch völlig gerädert und bewege mich Richtung Schlafstatt.

Mein persönliches Fazit: Preis-Leistungs-Verhältnis ist sehr angemessen, die sonstigen Preise sind auch für ein Festival ganz angenehm, das Publikum ist super und extrem freundlich, die Ordner machen 'nen perfekten Job (sie sind da, wo man sie braucht und sind ansonsten unauffällig.) und einfach das Ganze ist sympathisch. Wenn jetzt noch Kleinigkeiten wie fehlende Kippen und eine verbesserte Ausschilderung noch bereinigt werden, dann fehlen nur noch mehr Zuschauer, damit es perfekt wird.



Autor: Pan Vogiatzis - Pics: Pan Vogiatzis