Rhein Riot 2016

Köln, Live Music Hall, 07.08.2016

Während die anderen sich noch in Wacken durch den Schlamm wühlen, überlege ich was man denn so machen kann, wenn man gerade aus einem vier Wochen Finnland Urlaub zurückgekommen ist. Klar, auf zum Rhein Riot nach Köln und dem schönen Sonnenwetter mal den ausgestreckten Mittelfinger gezeigt. Ja, anscheinend habe ich mich mit dieser Einstellung soeben in die Gruppe der Minderheiten katapultiert, da außer mir nur noch etwa 450 bis 500 Metalheads diesen Gedanken hatten. So ist die Lage in der LMH recht überschaubar.

kryptosLos geht es pünktlich um 17:30 Uhr mit Kryptos aus Indien. Das Platzangebot auf der Bühne ist recht dürftig, aufgrund des Equipments der anderen Bands, was teilweise schon aufgebaut ist. So bringen die Jungs ihren Old School Metal mit ziemlicher Bewegungseinschränkung rüber. Nolan Lewis (vocals) ist ein guter Shouter und die Rhythmusfraktion gibt dem Ganzen eine ordentliche Dosis Speedmetal dazu. Immerhin gelingt es aber doch, einen großen Teil des Publikums vor die Bühne zu locken. Das bangt dann auch herrlich mit und der Auftritt von Kryptos kann getrost als gelungener Opening Act bezeichnet werden.

Setlist: Visions Of Dis, Spellcraft, Serpent Mage, Nexus Legion, The Coils Of Apollyon.

 

bliksemWeiter geht es nach kurzem Umbau mit Bliksem aus dem Land der Fritten Freunde, auch bekannt als Belgien. Und obwohl Peggy Meussen (vocals) heute nicht ganz so straight rüberkommt wie gewohnt, ist ihre Bühnenpräsenz unübersehbar. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Band gestern noch in Wacken gespielt hat und eine ermüdende Fahrerei hinter sich hat. Jedenfalls habe ich von den Belgiern schon Auftritte mit mehr Aktion auf der Bühne gesehen. Trotzdem ist es eine geile Performance mit ordentlich Power, die Stücke sind eben hervorragend und knallen mir nur so um die Ohren.

Setlist: Crawling In The Dirt, Kywas, Room Without A View, Morphine Dreams, Twist The Knife, Face The Evil, The Life On Which I Feed.

 

abortedDieses war der erste Belgier Streich und der zweite folgt sogleich mit Aborted, die auch gleich ein höllisches Brett aus Death Metal und Grindcore fahren. Was mich hier mitreißt, ist der glasklare Sound mit enorm viel Druck. Stageacting ist jedoch nicht unbedingt die Stärke der Band, bis auf den Herrn am Mikro. Sven De Caluwe macht Alarm für Fünf! Soviel davon, dass sich der erste Mosh Pit des Abends bildet und die meisten Zuschauer in die Halle zieht. Sehr schön aber auch die Bühnendeko, anscheinend vom Plastinator Gunther von Hagens ausgeliehen (sorry war nur ein Scherz). Jedenfalls leuchten die Corpses in den Schaukästen schaurig schön. So oder so, Aborted ist eine Live-Dampframme sondergleichen und ein besonderes Highlight noch am Rande. Der Basser spielt ohne Plektrum! So mag ich das am liebsten.

Setlist: Divine Inpediment, Cadaverous Banquet, Meticulous Invagination, Parasitic Flesh Resection, Necrotic Manifesto, Termination Redux, Expurgation Eurphoria, Sanguine Versés Of Extirpation, Threading The Prelude, The Saw And The Carnage Done.

 

devil driverDie vorletzte Band des Abends betritt nun die Bühne und wie es scheint, haben Devil Driver eine ganze Menge Fans hierhin gezogen. Denn ich glaube nicht, dass die Vielzahl der Devil Driver Shirt Träger diese eben erst erworben hat. Sänger Dez Fafara, dem einen oder anderen vielleicht noch bekannt von Coal Chamber, gibt mal wieder Vollgas. Dieser brutalo Rock ’n‘ Roll ist dreckig, schnell und laut. So verwundert es auch nicht weiter, wenn Dez in bester Dee Snider Manier sein Lieblingswort „Motherfucker“ in Dauerschleife ins Publikum brüllt. Nenn es Metal oder was auch immer, die Halle tobt sich den Arsch aus dem Leib in einem großen Circle Pit vom Bühnenrand bis hin zum Front Of House. Superstimmung, super Band!

Setlist: End Of The Line, Dead To Rights, These Fighting Words, Daybreak, Sail, My Night Sky, I Could Care Less, Clouds Over California, Ruthless.

 

arch enemyNun wird es langsam Zeit für den Headliner. Die Uhr schlägt Viertel nach zehn und unter lautem Jubel betreten die Herren von Arch Enemy die nun recht geräumige Bühne. Dann schießt scheinbar ein Katapult die Frontlady Alissa White-Gluz mitten ins Geschehen. Unfassbar welche Energie dieses zarte Persönchen lostritt, die heutigen Yoga Übungen im backstage Bereich scheinen Erfolg gebracht zu haben. Diese Bühnenpräsenz ist schon beeindruckend. Und dabei hat sie heute nur den Job, eine kleine Menge zu befriedigen. Nicht wie gerade erst vor über achtzigtausend in Wacken. Und genau hier fehlt mir das entscheidende Quäntchen zur Glückseligkeit. Ich vermisse die Nähe zum Publikum, keine Interaktion oder Bälle zuspielen, sondern einfach routiniert ein Programm abfahren. Technisch und spielerisch alles absolut perfekt, selbst der Sound könnte besser kaum sein. Vielleicht einfach zu perfekt, zu distanziert? Ich weiß es nicht, nur so viel, dass ich die Band mit Angela Gossow am Mikro deutlich geerdeter fand. Natürlich ist die Setlist megastark und ordentlich lang, hier kann man schon von Value for Money sprechen, da auch die Tickets weit entfernt von den teilweise horrenden Preisen sind.

Setlist: Yesterday Is Dead And Gone, Burning Angel, War Eternal, Ravenous, Stolen Life, My Apocalypse, You Will Know My Name, Bloodstained Cross, Under Black Flags, As The Pages Burn, Dead Eyey See No Future, Avalanche, No Gods No Masters, Dead Bury Their Dead, We Will Rise, Blood On Your Hands, Snowbound, Nemesis, Fields.

 



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt