LORDI, SHIRAZ LANE, SILVER DUST

Bochum, Zeche, 15.10.2016

Neun Gigs absolvieren die finnischen Monsterrocker und Kiss-Fans Lordi in deutschen Landen und etwa mittig ihrer European Monstour 2016 statten sie auch der altehrwürdigen Zeche in Bochum einen Besuch ab. Diese ist am heutigen Tage, wen wundert es, auch nach dem superben Abschneiden ihres aktuellen Longplayers "Monsterophonic - Theaterror Vs. Demonarchy" und einem konzertfreundlichen Samstag, proppevoll, ja ausverkauft.

silver dustZiemlich frühzeitig, nämlich bereits um 18:30 Uhr, entern die Rocker von Silver Dust, aus dem schweizerischen Jura stammend, die Bretter, die die Welt bedeuten und zelebrieren den Bochumern ihr Verständnis von Rock, Hardrock, Dark- und Gothrock oder was das zum Henker sein soll. Ach so, Mystik-Rock lese ich in einigen Plattenreviews. Wie dem auch sei. Die Chose funzt ziemlich gut, was einerseits an den wirklich gut hörbaren, melodiösen Songs liegt, aber auch dem optischen Auftreten des Vierers im Look des neunzehnten Jahrhunderts im viktorianischen Stil geschuldet ist. Herr Campbell kann auch Growls, wie er beim vierten Song beweist und beim fünften, ziemlich hymnisch daher kommenden Track stürzt er sich in Frack und Zylinder, schnappt sich in Straßenwächtermanier ein Laternchen, rockt an der Gitarre und parallel flackern filmische Sequenzen über den rechtsseitigen Monitor. Dann richtig klassische, ja fast biedere Momente, ehe dann ordentliche Riffer von Jiny Pistol in die Menge geknallt werden und auch Basser Kurgan gibt bei den nächsten schwarzmetallischen Anleihen sein Bestes. Am allercoolsten kommt allerdings Mr. Killroy an seiner Battery daher. Selten habe ich so einen witzigen, komödiantischer Schlagzeuger gesehen. Nach dem obligatorischen Bandshot zum Schluss können sich die ersten Reihen noch über eine Menge Gitarrenpicks freuen, die ihnen da entgegen fliegen. Nach einer knappen dreiviertel Stunde ist dann Schluss.

 

shiraz laneNe zackige Umbaupause und um 19:30 Uhr sind dann die finnischen Shiraz Lane an der Reihe. Das, was bei Silver Dust noch so schwer einzutüten, sprich stilistisch zu fixieren war, wird nun bei den Finnen ganz simpel. Hard Rock, Glamrock, Hairmetal, ja typischer Posermetal aus den 80er-Jahren ohne Raffinesse. Nett, hübsch anzusehen, hier und da mal ein paar Screams von Sänger Hannes Kett, der ansonsten ziemlich viel mit seinem linken Arm rumwurschtelt und ansonsten eher ne schwache Kopie von Guns 'n' Roses darstellt. Sie machen Stimmung, ja, und mit dem fünften Song gibt es auch die typische Powerballade, schön kitschig im rosa Licht, aber von Bands wie Steel Panther und Konsorten sind die Jungs doch weiter weg, als ihnen wahrscheinlich lieb ist. Macht nix. Als Anheizer gehen sie mit Sicherheit durch und Gitarre spielen können Miki, Jani und Joel auch. Wenn Gitarrist und Sänger dann gemeinsam ins Publikum hüpfen, macht sie das auch wirklich sympathisch. Auch der Fünfer hat eine dreiviertel Stunde und zockt so bis etwa 20:15 Uhr.

 

lordiNach dem Kiss-Cover "God Of Thunder" betreten die finnischen Rockmonster Lordi, allen voran der gewaltige Mr. Lordi, zum Intro "SCG8: One Message Waiting" das Venue und legen mit "Let's Go Slaughter He-Man (I Wanna Be The Beast-Man And The Masters Of The Universe" mal richtig los. Schon beeindruckend diese Kostüme von Basser "Ox" und dem Mastermind "Mr. Lordi" in ihren unglaublichen hohen Plateaustiefeln, die ihren Faves nicht nur alle Ehre machen, sondern wohl noch höher sind, während "Amen" im Mumienkostüm seinen Sechssaiter malträtiert. Mr. Lordi macht es sich zur netten Angewohnheit, vor jedem Song ein bisschen zu quatschen und lässt es sich auch nicht nehmen, etwas Nonsens auf Deutsch wie "...scheisse, scheisse heiß hier..." zu verzapfen oder die Die-Hard-Fans gebührend zu ehren. Zwischen "Hellbender Turbulence" und dem simplen und damit um so geiler rüber kommenden Rocker "Bite It Like A Bulldog" gibt es ein fettes Bass-Solo und eine Nonne, was auch sonst, betritt die Bühne. Es folgt die Powerballade "Icon Of Dominance" mit tollen Tasten von "Hella", der überlebensgroßen Puppe am Keyboard. "Hug You Hardcore" gibt ein fetziges Duell zwischen dem Sänger und dem Gitarristen und noch eine Powerballade mit "It Snows In Hell". Dann hat "Hella" in klasse Licht ihren Auftritt und bei "Cadaver Lover" wird die zuvor erwähnte Nonne fachgerecht mit einer lordiKreissäge und vielen Blutspritzern zerteilt. Simple, effekthaschende, aber eine dennoch geile Show, wo man sich irgendwo zwischen Alice Cooper und grausigsten Horrorschockern wähnt. Noch ein richtig geiler Song mit fettem Groove ist "Down In The Devil" mit viel "Hehehe" und klasse Refrain. Beim ebenso durchgroovenden "Blood Red Sandman" regnet es dann Konfetti nieder und bevor unsere Mumie dann zum Solo schreitet, muss sie noch stilgerecht aus dem seitlich angebrachten Klappverlies von unserer wieder auferstandenen Nonne befreit werden. Bei "Hard Rock Hallelujah" zeigt Mr. Lordi allen, wo sprichwörtlich der Hammer hängt und mit "Devil Is A Loser" geht es erst einmal in die verdiente Kurzpause. Bei "Who's Your Daddy?" wird aus einem ellenlangen Schlauch so richtig Dampf abgelassen und mit Konfetti und Fledermauskostüm ist dann mit "Would You Love A Monsterman?" dann endgültig Schluss und ein absolut zufriedenes, ja gehypetes Publikum wird mit dem Riffrock von Airbourne aus der Konserve in die Nacht entlassen. Fett, geil, lohnenswert!



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey