PG:LOST - VERSUS


Label:PELAGIC
Jahr:2016
Running Time:53:18
Kategorie: Neuerscheinung
 

PG:Lost kommen aus Schweden und sind Matthias Bhatt (Gitarre), Martin Hjerstedt (Drums), Gustav Almberg (Gitarre) und Kristian Karlsson (Bass). Der aufmerksame Leser wird sofort feststellen: Hey, wo sind denn die Vocals? Und richtig, der nordischer Vierer versucht es ausnahmslos instrumental und bezeichnet sein Genre selber als "Swedish Experimental Instrumentalism". Hören wir mal in ihr sechstes Opus mit dem Titel "Versus" rein. Atmosphärische, gekonnt gespielte Gitarren in Postrock-Manier kommen uns da in einem kraftvollen, dichten Sound entgegen. Dabei bleiben die Sechssaiter in "Ikaros" sehr gut hörbar, wandern also nicht in proggige Friggeleien ab. Irgendwo kommt einem hier und da etwas Pink Floyd in den Sinn und mit den mitnehmenden, ja catchy Synthesizern werden Brücken zu Krautrockern oder Größen wie zum Beispiel Vangelis und Ähnlichem geschlagen. Cineastisch, dicht und großartig inszeniert. Kräftige, basslastige Walzen und etwas untersetzte Riffbretter dann bei dem ebenso epochalen "Off The Beaten Path" und die Tasten gleichsam dunkler, melancholischer. Wieder ist anzumerken, dass die Schweden schnell zum Punkt, nämlich den sich offenbarenden Soundarrangements kommen. Das viel Größe versprechende "Monolith" beginnt zunächst mit singulären Tasten und hier ganz viel Vangelis, vielleicht so in Richtung dem Soundtrack zu "Blade Runner" mit irgendwie wabernden, dunklen Elementen im Spiel mit helleren, akzentuiert gesetzten Synthiepassagen. Nach etwa zweieinhalb Minuten eine fantastische Gitarre und dann etwas "breiig" wirkend. Der Titeltrack selber eröffnet mit eher klassisch angelegten Orgelelementen, dann mehr Hammondtasten und wieder diese größer angelegten, wie im Kino zelebrierten Soundarrangements. Der Track lebt aber von seiner kraftvollen Langsamkeit, Bedächtigkeit, ja Schwere, wenn die Tasten auch nie in ganz dunkle, unheilvolle Pfade abdriften. Es ist vielleicht leidvoll, aber es bleibt schön. Ungleich hellere Tasten dann bei "Deserter" und mit leichtem Groove, aber melodisch sehr mitnehmend bleibend. Man wähnt sich als Adler, der über die Weiten dahin gleitet und sich von den Winden in ungeahnte Höhen tragen lässt und sich dabei seiner eigenen Existenz voll bewusst ist. Kraftvoll, stark und ja sehr selbstbewusst. Ich glaube zum ersten Male vernehme ich bei "Along The Edges" ganz bewusst die Felle, die marschartig im Einklang mit den gesetzten Rhythmen malträtiert werden. "A Final Vision" gibt mit zunächst ganz dezentem Schlagzeug den Ausklang. Scheinbar verlassen die Schweden nun ihre zunächst eingeschlagene Linie immer sofort zum Punkt zu kommen und ergießen sich nun in längeren Vorspielen, Intermezzos mit hier leicht melancholischem Einschlag und auch mal etwas wabernden, psychedelischen Einschlag bei weiterhin viel Melodie, aber nun weg von den lieblichen, mitnehmenden Phasen, die anfangs noch vermehrt durchklangen. Ein großartiges Album, innovativ mit viel Atmosphäre, ja kosmisch angehaucht und unterschiedlichste Stimmungsbilder darlegend mit gleichsam viel Spielraum für jegliche Gedankengänge des bewussten Mithörers.

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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