OBITUARY, EXODUS, PRONG, KING PARROT

Essen, Turock, 08.11.2016

Im Rahmen der Battle Of The Bays Europatour machte dieser Vierertross bereits schon in Köln halt. Zu allem Überfluss wurde das im FZW zu Dortmund anberaumte Konzert ins Essener Turock verlegt, wahrscheinlich wegen geringerer Vorverkäufe. Das sind nun zwei nicht wirklich weit voneinander entfernte Locations, die innerhalb kurzer Zeit absolviert werden, kann das gutgehen?

king parrotDie Frage lässt sich bei der ersten aufspielenden Band noch nicht beantworten, da sich das Turock noch füllt. Die unbekannteren King Parrot aus Melbourne, denen die undankbare Aufgabe zukommt, bei wenig Licht für drei namhafte Dinosaurier zu eröffnen, legt sich mit Thrash und Grindcore gut ins Zeug und agiert auf gar keinen Fall zu harmlos. Es kommen schon 40% des Fünfers mit freiem Oberkörper auf die Bühne und es sind auch Shouter Youngry und Basser Slats, die ein Benehmen wie eine offene Hose an den Tag legen. Die Aktion, links von der Bühne zu springen und rechts wieder hoch, um eine Gruppe vor der Bühne mit dem Mikrofonkabel einzupferchen, gehört noch zu den harmloseren Aktionen. Sein helleres Gebrüll untermalt er schön asozial mit Spucken und Wasserspritzen, bis er schließlich zu "Shit On The Liver" den Blanken zeigt. Für viele sind diese dreißig Minuten auch genug.



prongWer Prong bereits exakt vor zwei Jahren im Vorprogramm von Overkill gesehen hat, erinnert sich auch noch daran, dass die Jungs trotz klasse Setlist und gutem Sound nur mäßig begeisterten. Inzwischen haben sie neben dem Coveralbum "Songs From The Black Hole" ein neues Album "X-No Absolutes" dabei, doch letztenendes sind es die längst etablierten Gassenhauer "Unconditional", "Whose Fist Is This Anyway" und "Snap Your Fingers, Snap Your Neck", welche die Audienz aufpeitschen. Shouter und Gitarrist Tommy Victor kann die Fans bei basslastigem Sound und Rückkopplungen zwischen den Songs dirigieren, während Drummer Arturo sehr kräftig drauf haut und schon früh die Snare wechseln muss. Und ja, diese 45 Minuten Prong machen hier in Essen mehr Stimmung, als vor zwei Jahren beispielsweise in Osnabrück. Das überträgt sich auf das Trio, das sichtlich gute Laune zu haben scheint.

 

exodusWeiter geht es mit einer Stunde Exodus, die mal wieder ohne Gitarrist Gary Holt auflaufen, mit dem auch keiner mehr so wirklich gerechnet hat. Dafür steht wieder Kragen Lum bei der Zwei-Gitarren-Band Gewehr bei Fuß. Die Jungs sind live derzeit gut unterwegs und waren erst im März 2016 in unseren Breiten, dass sich viele der hier und heute Anwesenden Exodus als Headliner vorstellen können. Songs wie "Blood In, Blood Out", "And Then There Were None", "Body Harvest", "Blacklist" und "War Is My Shepherd" verfehlen in dem inzwischen proppe gefüllten Turock ihre Wirkung nicht und bringen den knallvollen Randalestall in Wallung. Hier geht die Sau ab, echt eine überraschend geile Party für einen Dienstag. Hat man sich für ein paar Fotos etwas Platz vor der Bühne erkämpft, steht Lee Altus, der einfach immer am vorderen Bühnenrand agiert und bangt, viel zu nah vor der Linse. Ideal für eine Großaufnahme seines Plektrums zwischen den Fingern. Zum Finale geht "Bonded By Blood" ohne Ansage sofort in die Vollen, dass ein Pit losstartet, bis "Toxic Waltz" und "Strike Of The Beast" mit eingebauter, von Zetro dirigierter Wall Of Death den Vogel abschießen.

 

obituaryZeit für Floridadeath, Zeit für Obituary. Der Fünfer ist bekannt für intensive Auftritte und dementsprechend ist die Spannung hoch. Von Shouter John Tardy sieht man nur Haare und kein Gesicht, dafür aber seine weißen Tennissocken. Zumindest die erste Reihe. Ist aber völlig Kartusche, denn Songs wie "Chopped In Half", "Intoxicated", "Bloodsoaked" oder auch das neue "Ten Thousand Ways To Die", Titelstück des fast reinem Livealbums, lassen die Message voll rüberkommen, dass die Menge feiert. Die Dame hinter mir scheint ihren Geräuschen nach bei jedem Song zu sterben, sieht aber glückselig aus. Obi bringen den Groove mit breiten Bässen. Von ihren langsamen Phasen kann sich manche Funeral Doom Band in Sachen durchschlagender Tiefe eine Scheibe abschneiden. Vor dem Zugabenblock tritt Drummer Donald Tardy noch einmal ans Mikro. Vor dem Auftritt von Exodus entschuldigte er sich schon bei den Fans, dass sie für dieses Konzert nach Essen anreisen mussten, und nicht wie geplant nach Dortmund. Dazu verkündete er, dass jeder Käufer eines T-Shirts ein zusätzliches Geschenk erhält. Jetzt kann er sich die Bemerkung nicht verkneifen, dass dieses Mikrofon, mit dem sein Bruder John den Auftritt absolvierte, nach Kotze riechen würde. Für die ersten beiden Zugaben, Cover von Celtic Frost, übergab Terry Butler seinen Bass an Robin Mazen von Gruesome, war zum Abschluss für "Slowly We Rot" aber wieder zur Stelle. Eine lange Rückkopplung beschließt einen gelungenen Auftritt. Der Tross zieht nun weiter nach Berlin und wer kann, sollte sich das Package geben, es lohnt sich nämlich!



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer