LACUNA COIL, FOREVER STILL, GENUS ORDINIS DIE

Köln, Underground, 24.10.2016

Und schon wieder treibt es uns ins Kölner Underground, die Security winkt schon gelangweilt ab, wenn wir unsere Taschen zeigen wollen. Okay, bei viermal die Woche gehört man schon fast zum Personal.

genus ordinis deiDer Abend wird eröffnet von Genus Ordinis Dei aus Italien. Für die Nichtlateiner unter uns, der Name bedeutet so viel wie Familienorden. Die Band existiert seit 2009, und spielt eine Art Melodic Death Metal mit hohem Keyboard Anteil. Beim Publikum kommt diese Mischung aus der Richtung Dark Tranquillity mit jeder Menge Nightwish Bombast gut an. Mir gefällt besonders der Drummer, welcher äußerst versiert auf seine Felle drischt. Schon fast ein wenig im Bereich Prog Rock angesiedelt. Aber auch die anderen Musiker liefern eine solide Arbeit ab, überthront von dem leuchturmgroßen Sänger. Was ich allerdings ein wenig vermisse, ist Abwechslung. Für mich klingen die Songs alle recht ähnlich. Doch solange die Meute vor der Bühne Spaß daran hat, ist alles im grünen Bereich.

Setlist: You Die, Embracing, Halls, Flemish, Red Snake, Roots and Idols

 

forever stillWeiter geht der Abend im gut gefüllten Underground I mit einem Senkrechtstarter aus Dänemark. Forever Still, ein Neuzugang beim Nuclear Blast Label. Dementsprechend hoch ist auch der Push Faktor des Labels, die Forever Still in einem Atemzug mit Szene Größen wie Halestorm, Lacuna Coil oder Bring Me The Horizon nennen. Zugegeben, was ich bisher von Maja Shining und ihrer Band auf Youtube gesehen habe, war nicht schlecht. Sehr gut produziert, eine kräftige Stimme und eingängige Melodien mit dem notwendigen Grad an Härte. Heute Abend jedoch hapert es zuerst schon mal am Sound, außer Bass und Drums, die überlaut sind, sucht man Stimme und Gitarre vergebens. Dazu kommen penetrante Sample Einspielungen vom Band. Will man live nicht auf solche Dinge verzichten, wäre es sinnvoll, zumindest einen Keyboarder auf die Bühne zu stellen, der die Samples auf Knopfdruck abfährt. Wirkt einfach besser und nicht so zusammengewürfelt. Dafür, dass die Band schon seit drei Jahren auf eigene Kappe tourt, hätte ich mehr erwartet. Wie gesagt, die Studioaufnahmen rocken um einiges mehr. Kein schlechter Auftritt heute, aber der rote Faden fehlt, um ein Wohlfühlpaket daraus zu generieren.

Setlist: The Last Day, Awake The Fire, Miss Madness, Fight, Once Upon A Nightmare, Breath In, Save Me, Scars

 

lacuna coilJetzt ist es soweit, die Bühne ist angerichtet für Lacuna Coil, ebenfalls aus dem sonnigen Italien. Da bin ich immer erstaunt, was die Italiener doch für düstere Songs schreiben. Anscheinend ist aber der Stern dieser hervorragenden Band auch im Sinkflug. Beim letzten Zwischenstopp in Köln fand der Gig noch in der etwa viermal größeren Essigfabrik statt. Wie bei Lacuna Coil üblich, ist die eingesetzte Bühnenbeleuchtung recht spärlich, ja vielleicht auch so gewollt, um der Maskerade bzw. den Bühnenoutfits gerecht zu werden. Das neue Album „Delirium“ wird daher auch optisch in düsteren Farbtönen umgesetzt. Besonders Marco Coti Zelati am Bass sieht aus wie ein Mitglied der Familie Firefly (die nette Familie aus den Rob Zombie Filmen). Nichtsdestotrotz spielen Cristina Scabbia und ihre Herren gewohnt souverän, der Großteil des anwesenden Publikums ist textsicher und die Stimmung sehr gut. Auch Sänger Andrea Ferro ist heute Abend überragend gut bei Stimme. Sehr kraftvoll schmettert er seine Growls raus. Vielleicht liegt es am Off-Day, da die Band schon seit gestern in Köln weilt und ein wenig relaxen konnte. Bei meinem gestrigen Besuch im Underground hatte ich ihn schon dort angetroffen, und ein wenig Smalltalk gehalten. Also eine gewohnt gute Performance wie man sie von Lacuna Coil kennt. Natürlich spielen sie auch heute die megageile Coverversion von Depeche Mode „Enjoy The Silence“. Immer wieder bekomme ich da eine Gänsehaut, wenn Cristina diese Nummer singt. Überraschend für mich ist allerdings, dass von den drei Zugaben nur ein Stück nicht vom neuen Album „Delirium“ ist. Das finde ich absolut mutig.

Setlist: Ultima Radio, Spellbound, Die And Rise, Heaven’s A Lie, Blood Tears Dust, Ghost In The Mist, The Ghost Woman And The Hunter, Trip The Darkness, Downfall, You Love Me ‘Cause I Hate You, Our Truth, Enjoy The Silence, Nothing Stands In Our Way, Delirium, Zombies, The House Of Shame



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Andrea Breitenbach